Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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14.38 Uhr: Suw Charman-Anderson über E-Mail-Overload
Charman-Anderson zeigt keine Slides, scary, jetzt muss ich mich auf das gesprochene Wort allein konzentrieren, dafür ist mein Multikanal-Gehirn nicht ausgelegt. Aber immerhin ist ihr Gegenstand interessant: E-Mail-Sucht. Manche Leute bekommen zu viele E-Mails pro Tag, aber manche Leute fordern es auch heraus, erwarten ständig neue Mails, treiben E-Mail-Konversationen wie ein Spielsüchtiger mit immer neuen Einsätzen an. Da läuft bei manchem was gehörig schief mit der Psychologie des Belohnungserwartungssystems.
Charman-Anderson erzählt von einem Rattenexperiment: Wurde Belohnung nach regelmäßig definierten Handlungen ausgegeben, wurden diese Handlungen moderat vollzogen; wurde sie dagegen unregelmäßig, randomly mal nach einmaligem genauso wie mal nach zehnfachem oder mal nach sostwievielfachen Vollzug der Handlungen ausgegeben, wurden diese Handlungen fanatisch ständig immer wieder und wieder und wieder und wieder und wieder ausgeführt (vielleicht weil mit jedem Versuch die Chance, dass nach diesem jetzt aber endlich die Belohnung folge, gleich groß erscheinen musste?). Spielsucht analog. Das übertragen wir jetzt auf E-Mails. Belohnung im Kontext von E-Mail ist eine positive Nachricht. Eine solche kann man selten nach einem gesicherten System zu einem gesicherten Zeitpunkt erwarten, ihre Verteilung muss stattdessen zufällig wirken. Also ein steter Impuls, nachzuschauen, der sich nie erschöpft, egal, ob man gerade eben bereits eine positive Nachricht bekommen hat oder schon seit einer Woche nicht mehr – die nächste Belohnungs-Mail könnte ja gerade in dieser Sekunde eingetroffen sein.
Ein anderes Problem sind Leute, die sich ihrer eigenen Produktivität durch ein hohes E-Mail-Volumen versichern. Wer viele E-Mails verschickt oder empfängt muss doch ein produktives Mitglied der Gesellschaft sein, oder? Das ist natürlich Unsinn. Im Gegenteil, E-Mail-Volumen als Maßstab für Produktivität bringt das Produktivitätsempfinden nur heillos durcheinander. Ebenso könnte man die Qualität von Programmcode nach der Masse der Codezeilen bewerten. Aber man kann sich so zumindest gut einreden, irgendwie produktiv zu sein (analog To-Do-Listen, fällt mir ein). Oder man erhöht das eigene Sicherheitsgefühl, wenn man das ganze Informationsvolumen, das man eigentlich selbst verarbeiten müsste, an alle Kollegen weiterschickt, auch wenn eigentlich klar ist, dass die das ignorieren werden, weil sie selbst unter E-Mail Overload leiden; im Zweifelsfall kann man dann aber immer sagen, he, hab ich dir doch gemailt, warst also informiert.
Man sollte also sehr genau drüber nachdenken, wofür man E-Mail wirklich braucht (z.B. halbwegs vertrauliche Informationsaustäusche zwischen zwei Einzelpersonen), und nur dafür nutzen. Charman-Anderson graust es beim Gedanken an Leute, die E-Mail-Inboxen als To-Do-Listen missbrauchen. Für regelmäßige Informationskanäle an viele sei RSS viel geeigneter. Für Spontankommunikation Instant Messenger bzw. Chat. Und so weiter, ich verweise einfach mal auf den Tim-Pritlove-Vortrag vom 9to5-Festival.
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