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Web 2.0 Expo Europe '08 #10: Web of Flow

[Bloggen von der Web 2.0 Expo Europe]

9:00 Uhr Stowe Boyd "Better Social Plumbing for the Social Web"

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Stowe Boyd vor dem Web of Flow.

Weiß auch nicht wie, aber irgendwie habe ich mich tatsächlich rechtzeitig keuchend aus dem Bett geschält, um hier pünktlich um neun Uhr wieder im bcc zur ersten Vortragsschiene zu erscheinen. Und es hat sich gelohnt, denn der Vortragsraum für Stowe Boyds (wie spricht man den Vornamen überhaupt aus? Habe sowohl "Stouw" als auch "Stoie" schon mehrfach von verschiedenen Autoritäten gleichberechtigt verwendet gehört) ist pünktlich um neun Uhr auch bereits voll. Bevor er loslegt, ermahnt er (was auch z.B. in der Hintergrundschleife des Schirms im Großen Saal immer wieder betont wird), doch bitte sparsam mit dem hiesigen Netz umzugehen, also kein Bittorrenting zu machen. Denke spontan an die "USE MORE BANDWITH!"-Zettel rum, die der CCC hier zu seinen Congressen verteilt.

Etwas unnötig das Ausmaß, in dem Boyd erstmal von sich und seinen Achievements redet und was er alles für Apple beigesteuert und womit er wann seine erste Million gemacht usw. (man stelle sich plom jetzt als den versnobbten Europäer vor, der seine Augen darüber verdreht, wie bereitwillig Amerikaner über sich und ihre Erfolge plappern), aber irgendwann widmet er sich tatsächlich dem eigentlichen Thema zu. Das könnte man grob als eine intelligente Periodisierung der Geschichte des Webs umreißen:

Das Web 1.0 war noch "a web of pages", miteinander verhyperlinkt, eine tolle unendliche Bibliothek von Babel, aber eben von Seiten und Hyperlinks zwischen den Seiten als Hauptpfeiler, nicht von Menschen, ein Web des Schreibens und Lesens von Büchern, aber nicht der direkten Konversation, nicht des Socializings. (Okay, wenn wir das Web nehmen. Ich finde ja, wir hatten damals Usenet und IRC, analog frühe Webforen und Webchats ...)

Dann wurde das Web "social" (Web 2.0?), neuer Hauptpfeiler war nicht die einzelne Text-Seite, sondern das Individuum und seine Beziehungen exemplifiziert durch sein Blog und die Konversation zwischen diesen Blog-Individuen via Kommentaren und Trackbacks.

Und dann beginnt Boyd mit dem Bashen des Mediums Blog. Blogs sind auch nichts Besseres als die neuen Möchtegern-Gatekeeper, wie die niederröchelnden einstigen Mainstream-Medien aus der Offline-Welt. Sie hierarchisieren, denn der Besitzer eines Blogs steht über seinen Kommentatoren, kann sie zensieren, löschen und ihre Ergüsse bei sich vielleicht sogar urheberrechtlich besitzen. Blogs sind nicht offen strukturiert -- etwa im Vergleich zu einem von jedermann bearbeitbaren Wiki --, genaugenommen sind sie sogar sehr geschlossen strukturiert. Sie sind herrschaftliche Schlösser in einem Kommunikationsfeudalismus oder sowas. (Naheliegende Kommentare zum Alpha-, Beta- und Gamma-Zuordnen in Bloggergemeinden verkneift Boyd sich, aber vielleicht hat er auch einfach zu wenig Zeit vor ein paar Jahren in der deutschen Blogosphäre verbracht.)

Neue Tendenzen, ansetzend zur nächsten Periode: RSS-Reader/-Aggregatoren. Die entwerten die Kommentarsektionen in Blogs auf den ersten Blick nochmal weiter, denn nur selten sind Kommentarsektionen in Blogabonnements integriert, stets ein paar tödliche Klicks entfernt. Aber andererseits wird auch die Herrschaftlichkeit des einzelnen Blogs an sich eingeebnet von dieser neuen Landschaft, in der einfach RSS-Nachrichtenfluss neben RSS-Nachrichtenfluss steht bzw. sie alle undiskriminiret ineinander übergehen und man nie mehr genötigt ist, die ursprüngliche Website des Blogs mit all seinem schönen Design und seinen schönen Werbelinks usw. aufzusuchen, um seinen Neu-Content abzuholen. Die Macht der Depeschen des Blogschlosskönigs versandet im großen Fluss gleichberechtigter und in ihrer finalen Darstellung uniformisierter Informationsströme aus Twitter, Flickr, Facebook, allem was sich per RSS abonnieren lässt, ja auch Blogs zuweilen. Wichtig ist nicht mehr der einzelne Informationsfluss für sich, sondern seine Gesamtverschaltung und -auswahl und -geschwindigkeit. Es gibt keine individuellen Gatekeeper mehr, eher Communities (Digg?), die Informationsflüsse ordnen und filtern.

In diesem Web of Flow gelingt die Konversation da am Besten, wo sich der Flow am Schnellsten/Flüssigsten anfühlt (Boyd erwähnt auch irgendwie beiläufig als Aneignungsquelle für seinen natürlich abgewandelten "Flow"-Begriff diesen unaussprechlichen unschreibbaren ungarischen Psychologen). Ein Wechsel vom Info-"hunter-gathererism" zum Ständig-Zeugs-reingestreamt-Bekommen. Boyd stellt verschiedene Flow-Apps vor, die Informations-Ströme chronologisch von oben (neu) nach unten (alt) ordnen und für deren Anordnung nebeneinander im Endlosbetrieb man sich doch bitte wie er einfach einen zusätzlichen gigantischen Zweitbildschirm für den Heimarbeitstisch zulegen möge, der hinter dem eigentlichen kleineren Arbeitsbildschirm zu stehen habe. Boyd scheint keine Probleme damit zu haben, seinen Kopf zur Durchströmstelle für das gesamte Internet umzufunktionieren. Das Web ist längst Teil seines intellektuellen Apparats, "I can't write anymore if I'm not connected to the web" mangels seiner Bookmarks, denkenden und recherchierenden Tools, Anbindung an die Feedbackschleifen des globalen hive minds usw. (Das Problem hatte futur:plom neulich auch, als sein Heim-Netz ein paar Tage kaputt war. Er konnte nicht mal mehr Bücher lesen, denn er hatte es sich angewöhnt, ständig Sachen in der Wikipedia nachzuhaken, um seine Lektüre-Schlüsse auf stärkere Beine zu stellen. So ein Buch ist ja ganz hilfreich zur Anfangsorientierung, aber will man sein Wissen auf seriöse Quellen stellen, ist so eine Internet-Recherche unerlässlich!)

Wir halten noch fest: Neue Nutzungsarten des Internets und neue Online-Tools werden ermöglicht durch neue ubiquitäre Bandbreite, mehr und mehr Menschen mehr und mehr online. Die Bewegung von den klassischen Massenmedien zu den Webmedien einschl. Blogs dauerte zehn Jahre, nun eine Bewegung vom Web der Webseiten zum Web des Flow und der (Flow-verarbeitenden) Apps. Aufgabe der Blogschlösser zugunsten des Eintretens in die neuen Sozialwolken. Blog-Kommentatoren können ihre Position gegenüber Blogbesitzern durch Kommentare-Sammel-/Zusammenziehungs-Dienste wie cocomment stärken. Wichtige Frage für Autorenschaft im Flow: Wenn niemand mehr auf meine Website mit meinen tollen Werbeanzeigen kommt, sondern nur noch die Feeds zieht, wie kann ich dann noch Geld mit meinem Zeugs verdienen? Boyd schlägt vor, Werbung in die eigenen Feeds und darüber dann in den Flow einzubinden, vielleicht sogar in dafür standardisierten Ad-Feldern, die von den Apps berücksüchtigt werden (naja, ob das ...). Das könnten dann ja vielleicht auch die nun gleichberechtigten Kommentatoren ... (was war das gleich nochmal, "Kommentarspam"?)

Wednesday October 22, 2008

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(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

Kommentare

  1. Ralf G. / 27. October 2008, 07:52 Uhr

    Danke für die ausführlichen MItschriften nicht nur dieses Vortrags, habe fast das Gefühl dort gewesen zu sein. ;)

    Was lernen wir draus: Twitter und sonstige “Fluß-Dienste” schön und gut, aber es geht doch nix über eine gute alte gewissenhafte MItschrift eines fleißigen Bloggers.

  2. Christian / 27. October 2008, 15:04 Uhr

    @Ralf G.: * erröt * ;-)

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