cine:plom
cine:tv:plom
kommentar:plom
reste:plom
Eines von mehreren
plomlompom-Projekten
Datenschutz-Erklärung
Impressum

futur:plom

Enjoying das Zukunft
Über diese Seite

Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.

Orientierung

Themen-Einstiege

Berichte, Lektüren

Abonnement

Letzte Kommentare

24c3 #22: geschlechtspolitisches Sich-um-Kopf-und-Kragen-Reden (2)
     Günter Komoll, egal

Antisozialdemokratische Utopie Grundeinkommen (7)
     Martin Werner, Philipp, Klaus Gieg, ...

Afrikas größter Exportschlager: die Supercomputerisierung der Erde (3)
     Christian, Christian, sunny

Blogroll

Englisch

Deutsch

Lizenz

Für alle von mir verfassten Texte auf dieser Seite gilt folgende Lizenz:

Creative Commons License

Partnerschaften

[hier war mal ein Amazon.de-Affiliate-Banner, heute aber nicht mehr; frühere Amazon.de-Affiliate-Links im Blog sind nun nur noch unaffiliierte Amazon.de-Links]

Werbung

(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

   

Nachtrag zu Schule, Lernen, Neuronales Netz; die neue intellektuelle Arbeitsteilung

Ein paar Worte zu den Kommentaren zu meinem Beitrag “Das Ende von Schule und Experte, der Aufstieg des Skulpteurs des eigenen neuronalen Netzes”. Besonders lesenswert sind die Kritiken von Erik, Martin und Lukas.

Erik warnt davor, die Ambitionen des gegenwärtigen Schulwesens auf einen “Nürnberger Trichter” zu reduzieren und verweist darauf, dass modernes Schulwesen sich viel stärker um das Vermitteln intellektueller Kompetenzen bemühe als bloß um das gleichschaltende Einpauken von Daten. Okay, das kann ich mir als legitimen Auftrag von Schule durchaus vorstellen: ein Vermitteln mehr von Denk- als von Wissens-Strukturen. Das menschliche Gehirn hat sich in der natürlichen Auslese über sehr viel mehr Jahrtausende geprägt an den Anforderungen der Wildnis als an denen der modernen Zivilisation. Infolge verhält es sich zu letzterer in einigen seiner ‘natürlichen’ Denkstrukturen nicht optimal. Manche Intuition oder Furcht ist irrationaler Atavismus und kann eher schaden als nutzen, Statistik und Risiko-Einschätzung zum Beispiel sind in der angeborenen Verkabelung zuweilen recht verkorkst, wenn auch durch ihre evolutionären Genese entschuldbar. Die intellektuellen Anforderungen an einen Menschen in der modernen Informationsgesellschaft sind andere als an einen Jäger und Sammler. Gewiss kann hier die Vermittlung von Kompetenzen in so etwas wie einem schulischen Betrieb Ausgleichsarbeit leisten. Allerdings sollte man auch im Katalog der zu vermittelnden Kompetenzen regelmäßig streng durchsäbeln, was unter sich beschleunigender Veränderung der Anforderungen der Moderne notwendig bleibt und was nicht.

Martin Hiegl argumentiert für die Aufgabe der Schule zur Vermittlung eines grundlegenden Allgemeinwissens, ohne das weiteres Wissen sich gar nicht sinnvoll einordnen lasse. Wissen könne man demnach auch nicht ‘einfach so’ aus dem Internet ziehen. Ich denke sehr wohl, das weitaus mehr als nur pure Daten aus dem Internet gezogen werden können, nämlich auch Begriffs- und Referenzsysteme, informationelle und begriffliche Umfelder, und mit ausgefeilten Algorithmen und Statistik und Mustererkennung und der möglichen Zukunft des Semantic Web schließlich sogar mit Intelligenz erfülltes Wissen selbst, das auch außerhalb eines menschlichen Kopfes sich so nennen darf. Denkt man die Symbiose des menschlichen Gehirns mit einem intelligent gewordenen Internet zuende, fällt es schwer, eine vollständige Genese in den Grenzen der Schädeldecke als Bedingung des Erhalts von Wissen beizubehalten; das intelligente Internet ist dann einfach nur eine weitere Hirnregion, warum sollte das, was dort stattfindet und sich generiert, weniger Wert für mich haben als das, was hier stattfindet? Ich gebe Martin insoweit Recht, als bis auf Weiteres sicherlich allen ein bestimmter Basiskanon an Wissen zur Teilnahme an der modernen Gesellschaft vermittelt werden muss. Aber auch hier würde ich auf einem strengen Durchsäbeln beharren: Alles weg, was nicht absolut notwendig ist. Meine Schulzeit war sicherlich eine vergleichsweise glückliche und inspirierte, aber dennoch, rückblickend, habe ich sehr viel mehr Zeit als sinnvoll mit dem Pauken von Informationen zugebracht, für deren Auswendig-Wissen von Jugend an ich mir keinerlei Notwendigkeit auch nur vorstellen kann.

Lukas kritisiert begriffsanalytisch meine Forderung, Lernen als ‘Skulpturieren des neuronalen Netzes’ zu denken. Insbesondre verweist er auf die mangelnde Befähigung der Metapher des “neuronalen Netzes”, die noch weithin unbegriffenen Vorgänge im menschlichen Nervensystem vollständig zu entschlüsseln. Ich halte das “neuronale Netz” jedoch weiterhin für eine begriffspolitisch legitime Metapher, als in ihr eben einerseits der Emergenz von Intelligenz aus Vielheit, Verschaltung, Netzstruktur eine starke Rolle eingeräumt wird, hinter die ich das Verständnis der Forschung so bald nicht zurück treten sehe, unabhängig von den architektonischen Details; und “neuronales Netz” von allen zur Verfügung stehenden Bildern wohl noch das beste Verhältnis von struktureller Angemessenheit der Beschreibung und breiter Verständlichkeit des Begriffs anbietet. Hiervon abgesehen plädiere ich für dieses begriffliche Neudenken weniger mit Blick auf das Schulsystem, das zur “Gehirnoptimierungsanstalt” zu reformieren Lukas für keine so gewinnbringende Idee hält, als viel mehr mit Blick auf das jeweils persönlich eigene “Lernen”. Ganz profan ausgedrückt geht es mir darum, dass man ein Buch nicht unbedingt lese, um in ihm enthaltene Daten abzusaugen und auf der Schädelfestplatte abzuspeichern, sondern viel mehr, um sich von der intelligenten Anordnung des Buches Kanten oder Rundungen des eigenen Gehirns, Denkens und Wissens individuell flexibilisieren, stabilisieren, neu konturieren oder verfeinern zu lassen.

Als Kern meiner ganzen Überlegungen steht eigentlich die Idee einer neuartigen Explosion intellektueller Arbeitsteilung. Das menschliche Gehirn ist eine Maschine, die Verschiedenes verschieden gut kann. Mehr und mehr von diesem Verschiedenen kann wesentlich besser und effizienter von nicht-menschlichen Intelligenzmaschinen übernommen werden. Anstatt hierüber zu klagen, sollte die Energie, die nun nicht mehr für das aufgewandt werden muss, was vom Computer erledigt werden kann, zur Verfeinerung und Erweiterung dessen genutzt werden, was der Computer noch nicht kann. Ich halte es für möglich, dass der Computer irgendwann alles kann, was das menschliche Gehirn kann, aber das sollte uns nicht davon abhalten, die Anforderungen in einem beide Seiten positiv befördernden Wettkampf hochzutreiben. So oder so kommen wir nicht daran vorbei, die Kohlenstoff-basierte Intelligenz mehr und mehr in Symbiose mit der nicht-Kohlenstoff-basierten Intelligenz zu denken. Dieser Gedanke sollte uns einerseits zusichern, uns nicht als baldige Verlierer des Wettkampfes zu sehen, sondern im baldiges Einssein mit der Gegenseite als Gewinner am Ende der Strecke. Andererseits sollte er uns motivieren, mehr und mehr das an die Computerseite auszulagern, was der Verfeinerung und Optimierung unserer immer spezielleren Spezialkompetenzen nicht dient, an ihnen vielleicht sogar wie Ballast zerrt. Dieses Auszulagernde dürfte eigentlich immer mit dem identisch sein, was uns Langeweile bereitet.

Monday May 12, 2008

Werbung
(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

Kommentare

  1. Erik / 14. May 2008, 22:33 Uhr

    Mal sehen, ob ich das richtig verstehe. Du legst im Grunde Wert auf eigenes Lernen im Rahmen eines ständigen Wettkampfes zur kontinuierlichen Verbesserung. Ähnlich, wie der natürliche Selektionsprozess: alle Möglichkeiten ausschöpfen, schließlich die (wenigen) passenden “rausziehen” und von da an weitermachen.

    In der modernen Berufsbildung nennt man eigenens Lernen “informelles Lernen”. Ein Auszubildener lernt nicht nur in der Berufschule oder unter unmittelbarer Anleitung des Meisters. Die eigene Wohnung, jedes gelesene Buch, jeder Film, jedes Gespräch wird zum informellen Lernort. In der Betrieblichen Aus- und Weiterbildung wird dieser Effekt auf den Lernerfolg längst mit berücksichtigt. “Lernen im Prozess der Arbeit”, “KVP – Kontinuierlicher Verbesserungs Prozess” sind die Schlagworte in der Wirtschaft. Den klassischen Vorarbeiter gibts nicht mehr. Kleingruppen und ständige Fortbildung geben heute den Ton an.

    In der Berufsbildung liegt vieles im Argen. Das Duale Asubildungssystem, einst das deutsche Erfolgsmodell, ruft nur noch müdes Lächeln in der EU hervor. Stichwort Bologna-Prozess (ja! spielt nicht nur für die Hochschulen eine Rolle). Aber die Wandlung ist erkennbar.

    Aber was die freie Wirtschaft erkennt (erkennen muss, wenn sie auf dem Weltmarkt überleben will), erkennen die Herren und Damen Kultusminister für die Schulen (also Primar, Sek 1 und -2) noch lange nicht. Warum kriegen immer weniger Jugendliche eine Lehrstelle? Lösungsansätze: ändern wir die Rahmenbedingungen der Beruflichen Ausbildung. Toll. Dass fast 15% der Hauptschüler die Grundrechenarten nicht beherrschen, führt hierzulande noch nicht dazu, dass man mal in der Schule mit KVP ansetzt.

    Einen interessanten Ansatz zum informellen Lernen in der Schule (naja semi-informell, weil eigentlich als Projekt durchgeführt) habe ich auf der re:publica diesjahr gehört. Eine Grundschulklasse hat ihren eigenen Weblog eingerichtet. Die Kinder fingen an, sich Gedanken zu machen, zu schreiben, soziale Kompetenzen zu formen, alles was nötig ist, um einen einfachsten Bolg zu führen. Sicher, bei Zehntklässlern kommt man nicht mehr so leicht an die Motivationsschraube. Aber wenn man so bereits in der Primarstufe anfängt, kann man darauf ja aufbauen. Nebeneffekt bei diesem Beispiel: der informelle Lernort Internet wird tendenziell zu einer lebensbegleitenden Ressource.

    Ich zum Beispiel trainiere seit Jahren meine Diskurskompetenzen und mein speziefischeres Allgemeinwissen über diesen Blog hier.

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.