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Sustainable-IT #11: Weltrettung according to Franz Josef Radermacher

9:28 Uhr: Ankunft

Habe den S-Bahnstreik durch Auslastung des Tram-Netzes ausgetrickst. Dabei fängt alles eh aus Rücksichtnahme auf die Streik-Opfer eine halbe Stunde später an.

9.58 Uhr: “Globalisierung, Nachhaltigkeit, Zukunft”

Sustainable-IT #13

Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher legt thematisch schonmal gut los. Künstliche Intelligenz, und die Geschichte von Geistes-Prothesen über Buchdruck bis in die Digitalität hinein, “die Menschheit interpretieren als einen Superorganismus mit einem Nervennetz und Intelligenzverstärkern.” War bisher für all unser Tun unser Gehirn der Engpass, werden wir mit der modernen Informationstechnik nun “das Wissen arbeitsfähig machen können, ohne Mensch”, also für sich, automatisch. Ich glaub schon fast, er will auf die Technologische Singularität hinaus, so wie er redet: unsere Intelligenz verglichen mit der eines Schimpansen und die Intelligenz der Maschine verglichen mit unserer; zu ermessen, was es bedeute, wenn man die heutige Rolle der menschlichen Intelligenz durch die einer künstlichen ersetze.

Technik ohne Mensch

Wobei, es gleitet dann doch recht schnell in ein bloßes Argument über das Ersetzen der Arbeitskraft des einen durch die des anderen ab. Von “Es gibt jetzt Software, die betreibt Unternehmensplanung” geht es rüber zur Minimierung der menschlichen Aufgabe im vollmaschinell durchkalkulierten Betrieb. So klappt dann Outsourcing, weil die Notwendigkeit globaler interner Firmenkommunikation durch die Allmacht der Maschine ersetzt wird: “Damit muss der Asiate nicht verstehen, wie die Abläufe funktionieren, er muss nur verstehen, wann er welchen Knopf drücken muss”, “Wir müssen jetzt nur noch so weit kommen, dass wir nicht mal mehr auf die Knöpfe drücken müssen”, hin zu einem “von Menschen befreiten Prozess der Wertschöpfung.” Es gebe “enorme ökonomische Anreize, die Prozesse möglichst menschenfrei zu bekommen”, ein großes Interesse der Globalisierung, die Menschen loszuwerden.

Wir müssen akzeptieren, dass es keine absehbaren Grenzen darin gibt, worin die Maschine uns ersetzen kann: Vor vierzig Jahren war es noch die Kompetenz im Schach, die als maschinell uneinholbar galt, vor ein paar Jahren noch die Fähigkeit zur Orientierung in unserer Welt, heute haben wir ein Navigationssystem im Auto, das uns sagt, wo wir abbiegen müssen. Wir müssen uns verabschieden von der Idee, die Evolution sei der technischen Konstruktion dauerhaft überlegen; der Airbus kann vieles besser als der Adler; Fortschritt besteht nicht darin, nachzubilden, wie wir etwas als Menschen tun, sondern einen besseren Weg für die Technik zu finden, es zu tun; bis die Technik nun in immer bedeutsameren Fragen die Dinge besser hinbekommt als wir Menschen.

Spielverderber Optimismus

Das klingt schön futuristisch, aber er macht sogleich einen Bruch und beschimpft rückblickend den Fortschrittsoptimismus der Doctom-Blase in den 90ern. Die Propaganda einer Neuen Ökonomie im Gegensatz zu einer alten Ökonomie. Wachstum ohne Ende: Wo in der alten, analogen, materiellen Welt die Zerteilung etwa eines Tisches eine Verkleinerung, Minderung erzeuge, erzeuge Zerteilung von Wissen in der reinen, digitalen, informationellen Welt eine Vergrößerung um den Faktor Zweieinhalbplus. Die Wirtschaft ist revolutioniert und befreit von den Grenzen des Materiellen, auf Basis der neuen Technik werden in der Wissensgesellschaft alle Weltprobleme lösbar. Da reichten dann auch zwanzig Angestellte und ein bisschen Software für einen Börsengang von 580 Millionen D-Mark. Dabei hätte man sich doch schon damals denken können: “Was ist das entscheidende Wissen in der Ökonomie?”, das entscheidende Wissen ist: “Wie kommt man an das Geld, das in der Tasche von dem Anderen ist?” Und ein solches Wissen ist nicht teilbar ohne Werteverlust, das ist ein Wissen, das nur so lange von Wert ist, so lange man es für sich behält, nicht teilt.

Man war ja eigentlich auf dem Weltrettungspfad der Nachhaltigkeit schon gut aufgestellt gewesen, damals, ’92 in Rio, auf der Konferenz, die die Biodiversitätskonzeption, den Klimaschutz, den Schutz der Wälder entschied. Aber dann kam eben diese Bonanza-Vorstellung dazwischen, der Glaube, dass auf Basis der neuen Wissensgesellschaft der Freie Markt jetzt endlich alles perfekt lösen könne, denn nun gebe es eine Explosion des Wissens ohne Verlierer, das Ende der Geschichte sei gekommen, Wertschöpfung auf ewig. Die Umweltfrage sei gelöst, denn ab jetzt reisten die Bits und nicht die Atome. Die Armutsfrage sei gelöst, denn mit Computer und Internet könnten auch die Leute in den Slums Teil der internationalen Wertschöpfskette werden. Die Kulturfrage sei gelöst, denn “noch die letzten Indios im Amazonas kriegen eine Homepage”, so seien sie repräsentiert, die kulturelle Vielfalt gesichert.

Das hat nicht geklappt. In der Internet-Welt wird so viel gereist wie nie zuvor. Die soziale Kluft wächst mit dem “Digital Gap”. Und durch die neuen Technologien können dominante Kulturen ihre Dominanz noch ausbauen, “eine ganz bestimmte kulturelle Sicht wird durchgesetzt durch den Mechanismus, wie Google von einem Wort zum anderen kommt.”

Wider den “technological fix”

Der Mensch ist ein Technikwesen, homo faber, ohne Artefakte nicht denkbar, “Wir sind Leonardo-Wesen”, sind immer auch Technik, haben immer schon unsere Probleme durch Technik gelöst. So klingt der Sieg der Ingenieure. Aber ist es nicht viel mehr die Technik, die uns immer mehr Probleme bereitet? Geschieht Umweltzerstörung nicht auch durch die tollste, sauberste, beste Technik?

Das erklärt Radermacher so: Wir werden mit neuer Technik zwar pro Einheit besser in der Schadensbegrenzung, aber zugleich wächst die Anzahl der Einheiten überproportional zum Schadensbegrenzungsgewinn. Der “Boomerang-Effekt”: die Lösung eines alten Problems schafft immer ein neues, schlimmeres. Verbesserung der Telekommunikation reduziert nicht etwa das weltweite Flugreiseaufkommen, sondern macht das Organisieren und Buchen von Flugreisen einfacher. Computerchips werden kleiner, aber zahlreicher. Und am freundlichsten gibt Radermacher sich in Bezug auf die Medizin: “Wenn einer früher krank wurde, gab es eine gewisse Chance, dass er wenig später tot war”, und das war ressourcenschonend; heute ist “das eigentliche Problem, dass er anschließend noch da ist” und weiter Ressourcen verbraucht. (Denkichmir: Das zum Thema Humanismus und Ökologie.) Mit jeder neuen Technik gelangen wir zu einem noch umfassenderen Zugriff auf die Ressourcen. Da sieht der Club of Rome die Grenzen des Wachstums.

Lösung Weltregierung

Technik ist schön und gut, aber die “Governance” muss mit ihr Schritt halten. Als Folge der modernen Kommunikationstechnik leben wir in einer globalisierten Ökonomie, die national nicht geregelt werden kann. Wir brauchen also “Global Governance”. “Wäre der Globus eine Demokratie, wären diese Themen innerhalb von Jahren geklärt”, wir bekämen ein vernünftiges Klimasystem und ein Weltsozialsystem. Aber da gibt es so einen Staat, der zwar nur 5% der Weltbevölkerung, aber eine unangreifbare Veto-Macht halte (ich vermute mal, er meint da eher nicht China, Russland o.ä., räusper). Die verhindern das bis jetzt!

Zum drohenden Preis von Klima-Kollaps. Und der Marginalisierung weiter Teile der Weltbevölkerung. Das sind beides zwei Themen, die sich nicht trennen lassen als Koordinaten einer Weltdemokratie-Frage. Er empfiehlt, das neueste Buch von Al Gore (den er “Aal Gore” spricht) zu lesen und wettert gegen die Bush-Regierung. Al Gore aber ist gut im “Gehirne mobilisieren”, “das Internet, Web 2.0 kann eine große Hilfe sein”, und das ist der Beitrag, den IT dann doch noch leisten kann. Ob sie darüber hinaus bei der Organisierung einer besseren Welt oder aber umgekehrt bei einer “Brasilianisierung” als Repressions- / Überwachungsinstrument genutzt wird, das ist einfach eine Frage der Macht und der Governance. Wesentliche Dinge müssen sich schnell, binnen einer Dekade entscheiden, “wir brauchen eine vernünftige Governance für den Globus.”

Aha. Ok.

Thursday October 18, 2007

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