cine:plom
cine:tv:plom
kommentar:plom
reste:plom
Eines von mehreren
plomlompom-Projekten
Datenschutz-Erklärung
Impressum

futur:plom

Enjoying das Zukunft
Über diese Seite

Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.

Orientierung

Themen-Einstiege

Berichte, Lektüren

Abonnement

Letzte Kommentare

24c3 #22: geschlechtspolitisches Sich-um-Kopf-und-Kragen-Reden (2)
     Günter Komoll, egal

Antisozialdemokratische Utopie Grundeinkommen (7)
     Martin Werner, Philipp, Klaus Gieg, ...

Afrikas größter Exportschlager: die Supercomputerisierung der Erde (3)
     Christian, Christian, sunny

Blogroll

Englisch

Deutsch

Lizenz

Für alle von mir verfassten Texte auf dieser Seite gilt folgende Lizenz:

Creative Commons License

Partnerschaften

[hier war mal ein Amazon.de-Affiliate-Banner, heute aber nicht mehr; frühere Amazon.de-Affiliate-Links im Blog sind nun nur noch unaffiliierte Amazon.de-Links]

Werbung

(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

   

Sustainable-IT #9: Nachhaltigkeit des digitalen Wissens

17:38 Uhr: “Nachhaltigkeit der Artefakte des digitalen Zeitalters” / “Diskriminierungsfreie IT”

Sustainable-IT #11
Ein altes Magnetband. Die Dinger zerfallen jetzt alle. Damit gehen z.B. die ganzen schönen Fernseharchive der 70er Jahre flöten.

Dr. Martin Richartz von der Vodafone stellt alarmistisch die Frage, wie man ein “digital dark age” verhindern könne. Nachhaltigkeit bedeutet doch, durchzusetzen, dass im Morgen die Schätze unserer Welt nicht durch unser heutiges Handeln unzugänglich werden. Er wendet das ganz elegant ins Informationelle. Wir müssen verhindern, dass künftige Generationen den Zugang zu unseren Daten, zu unserem Wissen verlieren. Denn: In der Art, wie wir unsere Daten derzeit informationstechnisch lagern, machen wir sie höchst vergänglich.

Vergänglichkeit

Vergänglichkeit von: alten Dateiformaten, die sich mit neuen Programmen nicht mehr öffnen lassen; Dateistrukturen der Speichermedien, die ohne korrekte Interpretationsvorlage nicht mehr lesbar sind; physikalischer Haltbarkeit der Speichermedien (reminds me, mal meine alten CDs und CD-ROMs überprüfen, sind die noch funktionstüchtig?); Lesegeräten der Speichermedien, die irgendwann bestenfalls vereinzelt im Museum zu finden sein werden. Das ist doch embarassing für das digitale Zeitalter: die nachhaltigste Speicherung von Information ist nach wie vor die auf analogem Mikrofilm, denn da kann man sich gewiss sein, auf die Informationen auch in hundert Jahren noch ohne großen Schwierigkeiten zugreifen zu können; um derzeit Daten im Digitalen zugreifbar zu halten, hilft nur regelmäßiges Umkopieren in neue Dateiformate, Dateistrukturen und Speichermedien.

Offen vs. geschlossen

Nun könnte man ja jederzeit ein Programm neu programmieren, das die alten Dateiformate und Dateistrukturen öffnen und lesen, ein Gerät neu bauen, das mit den alten Speichermedien kommunizieren könnte … Wenn, ja wenn die Protokolle und die Spezifikationen offen zugänglich und nutzbar wären. Open Source macht sowas. Der Rest der Wirtschaft aber setzt gern auf Geheimhaltung oder Patentierung seiner Spezifikationen. Was soll ich da machen mit einem Dokument in einem uralten Microsoft-Word-Format, das von den aktuellen Word-Versionen nicht mehr unterstützt wird? Microsoft garantiert mir weder einen Zugang zum nicht mehr verfügbaren alten Programm, noch gibt es mir die Informationen oder die Rechte an die Hand, die ich bräuchte, um ein Programm zu schreiben, das dieses alte Format zu öffnen vermag.

Privatwirtschaftliche Geiselnahme öffentlichen Gutes

Drum hält er’s auch für einen Skandal, dass öffentliche Behörden, dass sogar die Bundesregierung und das Parlament auf Microsoft-Office-Formate setzen. “Alle im öffentlichen Bereich verwendeten digitalen Formate müssen offen und für jedermann zugänglich dokumentiert werden”, fordert er, denn das kann doch nicht angehen, dass Text im Besitz der Gesellschaft in seiner Verfügbarkeit der Firmenpolitik eines Privatunternehmens unterliegt.

Andererseits, im wissenschaftlichen Bereich lässt sich die Gesellschaft ja genauso verarschen: Das von ihren Steuergeldern produzierte akademische Wissen wird privatisiert, indem es seinen exklusiven Publikationsort bei privaten Wissenschaftsverlagen findet, von denen die akademischen Institutionen dann ihre eigenen Erzeugnisse teuer für ihre Bibliotheken zurück kaufen dürfen. Den kleinen Rant in diese Richtung nutzt er zum Verweis auf die OpenAccess-Bewegung, in der Wissenschaftler mit alternativen Wissenschafts-Publikationsmodellen dem dargestellten Problem entgegen zu wirken versuchen.

DRM

Zurück zu den Dateiformaten: Einen problematischen Schritt weiter als proprietäre Formate an sich bereits geht ein in die Dateiform eingebautes DRM (Digital Restriction Management), das die Lesbarkeit einer Datei technisch ganz direkt und fernbedienbar den schwankenden Geschäftsmodellen der Produzenten unterwirft. DRM hat immer ein Verfallsdatum, weil es sehr enge und in Form von Verschlüsselung dem Firmengeheimnis unterliegende Anforderungen an seine Lesegeräte stellt. Aber immerhin, wenigstens, sei der Einsatz von DRM, so wie er heutzutage üblich sei, seitens der relevanten Akteure in der Wirtschaft so langsam am Absterben.

Standards

Eine Lösung für das Problem digitaler informationeller Nachhaltigkeit sieht Richarz in offenen, diskriminierungsfreien Standards für die Infrastrukturen der digitalen Information, z.B. Dateiformaten.

Derlei versucht zum Beispiel das Dokumentenformat ODF zu sein. Dem Microsoft allerdings sofort seinen eigenen ‘offenen’ Dokumentenformats-Standard OOXML entgegenwarf. Eine Auseinandersetzung, die er politisch und technisch detailliert darstellt. Warum hat Microsoft das gemacht? Er beantwortet die Frage nicht direkt, aber gibt genug Raum, sich seinen Teil zu denken, wenn er meint: Standards müssen einheitlich sein, um sich durchzusetzen. Nur so können sie “ein Öko-System für wirtschaftliche Entfaltung” schaffen. Standardkriege sind schlecht fürs Geschäft; man sieht an der Auseinandersetzung Blue-Ray vs. HD-DVD, wie zwei Hersteller mit konkurrenden Standards lieber gar kein Geschäft machen, als dass einer klein bei gebe.

Eine weitere Gefahr für die Etablierung offener, diskriminierungsfreier Standards gibt es: Patente. Es ist beinahe unmöglich, sicher zu gehen, dass ein brauchbarer Standard nicht irgendjemandes Patente berührt. Schon allein deshalb brauchen die Gruppen, die Standards entwerfen, die Mitwirkung von Patente-hordenden Industrie-Größen. Aber Richarz ist auch dafür, das Patentsystem an sich strengeren Regeln zu unterwerfen, strengere Anforderungen an Patentierbarkeit zu stellen — und vor allem: Momente zu schaffen, in denen ein Patent verwirkt werden kann, zum Beispiel bei fahrlässigem Zurückhalten eines Patentanspruchs auf etwas, das sich gerade etabliert, um dann verdächtig später mit enormen Schadensersatzsprüchen aufschreiend zuzuschlagen.

Wirtschaftliche Innovation

Steht die Forderung nach offenen, diskriminierungsfreien Standards nicht gegen kommerzielle Innovation? Nein, “wenn durch die offenen Standards ein Ökosystem geschaffen wird.” Wie sowas glanzvoll funktioniere, sehe man ja am WWW. Das ist auch nach offenen Standards aufgebaut. Und nun vergleiche man mal das WWW von heute mit dem WWW von 1995. Da hat sich natürlich ganz schön viel an wirtschaftlichem Ökosystem entwickelt.

Publikums-Beifügungen

Ein Zuschauer-Einwurf weitet das Problem digitaler informationeller Nachhaltigkeit auf einen ganz wichtigen infrastrukturellen Faktor aus: URLs. Die Nachhaltigkeit von URLs. Wie kann man die sicherstellen?

Und: Es gibt auch schon avantgardistischere Trägermedienkonzepte für Information, abseits Mikrofilm und Festplatte. Diamanten zum Beispiel. Die sind extrem haltbar.

Wednesday October 17, 2007

Werbung
(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

Kommentarfunktion für diesen Artikel geschlossen.