Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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0.00 Uhr: Futter, Musik
Ich war hungrig. Ich habe im IRC gefragt, wo es im Radialsystem Essen gibt. Keine Auskunft. (Aber hey, der Channel #9to5 (Freenode-Netz) leidet eh unter einem recht niedrigen Level an Aktivitäten und Besuchern.) Auf die Idee, dass im Hof immer noch Futter verkauft werde, bringt mich erst Herr G. im Foyer. (Hey, das reimt sich.) Mir wird ein Brot mit Steak versprochen. Die Steaks brauchen aber noch ein Weilchen. Ich gehe auf Klo. Ich komme zurück. Die Steaks brauchen immer noch ein Weilchen. Ich warte. Die Steaks brauchen immer noch ein Weilchen. Ich bettele, wenigstens ein Brot kaufen zu dürfen. Ich … ich darf es mir so nehmen. Jippie. Geschenk-Ökonomie. So lebt’s sich gut prekär :-)
Dann gehe ich hinauf in den Raum Bremen. Ich will “Neue Medien, alte Räume, prekäre Verhältnisse” von Mike Riemel sehen. Es klingt vielversprechend:
Mike Riemel von der Agentur MIKEA 5+ für Kultur und Medien erklärt, was überbildete Akademiker an den Rand des Unter- und Abgrundes treibt und warum man selbständig leben will. Statistisches und Inhaltliches über Kunden, Auftrag- und Geldgeber illustriert den Ich-Konzern von A bis Z.
Ich warte gespannt. Seltsame Musik hier im Raum Bremen. Klingt für meine Laien-Ohren nach irgendwas zwischen unausgeschlafenem György Ligeti und Steve Reich. Und seltsame U-Bahn-Bilder auf der Leinwand. U1. Dann geht das Licht an und ich bemerke, dass das ja die “Podcast-Oper” war und nicht nur irgendein chilliger Wartezeit-Füller.
0.09 Uhr: “Neue Medien, alte Räume, prekäre Verhältnisse”
Herr Riemel ist seit Januar ’95 selbständig, hochverschuldet und scheint Spaß am Leben zu haben. “Wer sagt, dass Selbständigkeit leicht ist oder schön macht, der lügt.”
Leider artet der Vortrag für meinen Geschmack etwas zu sehr in ein reines Portfolio von Mike Riemels vielen Aktivitäten aus. Schaut her, was ich so Cooles mache und mit was für coolen Sachen ich mich beschäftige. Aus der Ankündigung hatte ich mir etwas Allgemeineres erwartet. Nachdem er bei seinem hundertsten (oder so) Projekt angekommen ist, zieht langsam etwas Langeweile in mich ein. Immerhin hat er attraktive Folien vorzuweisen, das liegt aber daran, dass die andere Themenverfehlung seines Vortrags darin besteht, eine kleine Kulturgeschichte des Flyers zu erzählen.
Nur ein Geschichtchen nimmt etwas mehr von meiner Aufmerksamkeit ein, eine Erzählung von dem Filmprojekt “Die nackte Ziege”: Da wollte wer einen Film an Filmförderung und Filmunternehmen vorbei drehen, mit einem, nunja, sagenwirmal, Vorfinanzierungsmodell. Er hat Tickets zu dem noch ungedrehten Film im Voraus verkauft. Schicke Tickets. Von “Jim Avignon” gestaltet! Leider hat das alles nicht so ganz funktioniert.
Wie dem auch sei. Riemel endet dann doch mit dem etwas ans Allgemeinere ausgerichteten Satz, “Wenn ihr noch nicht selbständig seid, fangt endlich an, Leute.” Er bekommt zum Ende viel Applaus, was ich nicht ganz nachvollziehen kann, da ich finde, dass er das Programmplanversprechen nicht eingehalten hat.
0:51 Uhr: Arbeit 2.0, Lesen 0.1
Die nicht sehr ins Konkrete informative, aber irgendwo schon die richtigen Keywords triggernde Ankündigung zu Vortrag / Projektvorstellung “Arbeit 2.0” von Volker Grassmuck und Matthias Spielkamp verführt mich dazu, erstmal im Raum Bremen sitzenzubleiben.
Bis es los geht. Dann eröffnet Volker Grassmuck die Veranstaltung nämlich auf die selbe Weise, wie er die re:publica-Bloggerkonferenz im Frühling eröffnete: Mit dem sehr monotonen Verlesen eines intellektuellen Textes vom Blatt, der sogar binnen der ersten paar Sekunden den Begriff “Gutenberg-Galaxis” wieder hochleben lässt, die bereits den Titel seiner re:publica-Keynote zierte. Da das alles performative Koordinaten sind, die mich schon damals im Frühling eher nicht euphorisierten, beschließe ich, die Flucht zu ergreifen.
1:03 Uhr: Kino
Ich sitze auf dem Sonnendeck und lasse es mir (bzw. meinem iBook, aber man muss ja nicht unnötig zwischen sich selbst und dem eigenen iBook eine Person-Sache-Trennung vornehmen, das ist ja doch eine sehr intime Beziehung, die einen Keil nur schlecht verträgt) Strom- und WLAN-mäßig gut gehen.
Hier laufen Kurzfilme, die ich nur mit halbem Auge und Ohr mitverfolge. Den ersten finde ich ganz spaßig, ein Found-Footage-Werk von “Karsten Wiese”, das DDR-Arbeits- & Industrie- & Propaganda-Film mit heiterem Voice Over und Lied collagiert, ““Morgen, ja morgen, da wird es so schön / weil die Computer für uns zur Arbeit gehn”, kennt jemand die Liedzeile, ist das was Bekanntes?
Der zweite Film ist ein Interview-Film mit jungen Leuten über ihre Arbeitszukunftsvorstellungen, der wohl etwas mehr als meine halbe Aufmerksamkeit erfordern würde, um ihn zu würdigen, er sprudelt an mir vorbei. Der dritte Film zoomt Wavelength-mäßig langsam auf das Gesicht einer jungen Frau, die zu heulen beginnt, da kann ich nix mit anfangen.
Irgendwann kehre ich für die baldige Tim-Pritlove-Veranstaltung zurück in den Raum Bremen, wo immer noch Grassmuck redet. Okay, der Gerechtigkeit halber sei erwähnt, dass es die Nachfolge-Veranstaltung zu der vorhin von mir beflüchteten ist, die allerdings immer noch die gleiche personale Besetzung trägt. Creative-Commons-Advocacy, gähn, das ist ja alles gut und edel, aber ich hab’s schon tausendmal gehört und es überzieht auch schon ordentlich den Schedule. Okay, der Gerechtigkeit halber sei erwähnt, dass schon Riemel um eine Viertelstunde den Schedule überzog. Das hier überzieht auch nochmal eine Viertelstunde. (In einem Schedule, der momentan in diesem Raum nur Dreißig-Minuten-Slots kennt.) Seufz.
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