Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Tag 1, 11:21: Volker Grassmuck
Grassmucks Keynote ist ein akademischer und erwartbar großwütiger medien- und kulturhistorischer Wurf, Historiographie des Fights von frei sich organisierendem gemeinschaftlichen Wissen vs. Fernsteuerung von “Lemmingen”. Tolle Meme werden gleich am Anfang rumgewirbelt, die “Einswerdung mit dem Kollektiv” in “Stahlgewitter und Kreuzberger Straßenschlachten”, jau, “Kittler”, “Borges”, “Sun Tzu”, “Clausewitz”, das geht ja gut los, ein bisschen heavy vielleicht für den Einstieg. “Selbstmord!“, die Gesellschaft in der Umbruchsphase, “Anomie”, wachsende Selbstmordrate.
Das Gerücht als “ältestes Massenmedium der Welt” nach Kapferer; das Gerücht als störend, da nicht von einer Macht kontrolliert; funktionierend über interpersonale Absicherung von Information, analog Blogs; die Notwendigkeit hier wie da einer interpersonalen statt einer hierarchischen Vertrauensstruktur, im Grunde genommen also “Trust” wie beim 23c3 gefordert; gegen pauschales Medienmisstrauen wie auf dem T-Shirt “Das Internet lügt.”
Lange und nicht unideologische Entwicklungslinie, die Grassumuck noch zeichnet, zurück zu Aufklärung, Freiheit und der Subversion von Diderot und den Enzyklopädisten: “Mal sehn, wann die Wikipedia das erste Regime zu Fall bringt.”
Der SMS-Screen indes schafft einen erholsam pubertären Gegentext, das Analogon zum im Schulunterricht rumgereichten Zettel, auch hier im Publikum nun rege umtuschelt und umkichert, zumal Grassmucks Auftritt tatsächlich rhetorisch nicht so richtig souverän rüberkommt (aber er muss ja auch gegen ein höchst abgelenktes und erheitertes Publikum mit seinem akademischen Wummer ankämpfen). Wer von der basisdemokratischen Diskursorganisation aus dem unkontrollierten Internet heraus schwärmt, muss natürlich auch sowas in seinem Rücken hinnehmen.
Grassmuck dann weiter, denn mein filmdiskursgeprägtes Ohr schreckt auf, als er einen Vergleich des Leserblicks mit dem Filmprojektor bringt; weiter, der Nationalstaat entworfen vom göttlichen Blick von Oben; der Schritt dann vom mittelalterlichen Korporatismus der Zünfte zum individualistischen kapitalistischen Markt, Historiographie: von der Gutenberg-Galaxis zur Tesla-Galaxis (nicht: Marconi-Galaxis, dass Tesla der eigentliche Erfinder ist, hat ja das höchste Gericht entschieden!) zur Turing-Galaxis; Urheberrechtsvermerke von Woody Guthrie und der Situationistischen Internationalen …
Schön informationslibertärer Schluss-Satz: “Wir haben gerade erst angefangen, uns im Offenen zu orientieren.”
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Bin ich altmodisch, wenn ich es bevorzuge, vor einem Publikum zu sprechen, das zumindest nicht systematisch abgelenkt wird? (Außer von mir selbst…)