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re:publica 07 #24: Don Dahlmann und Jörg Kantel erzählen vom Krieg

(Bloggen von der re:publica)

Tag 3, 16.06 Uhr: Entwicklung der Weblogs in Deutschland

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Es herrscht furchtbare, furchtbare, furchtbare Luft im Blauen Saal. Don Dahlmann und Jörg Kantel machen es sich auf der Bühne gemütlich. Don Dahlmann jedoch springt sogleich für seinen Redeteil auf. Jörg Kantel bleibt entspannt itzen.

Sie wollen “ein bisschen vom Krieg erzählen”, also von früher. Verglichen mit den früheren Veranstaltungen wirkt Don Dahlmann mal richtig munter. In einem langen, schönen Monolog erzählt er seine eigene Bloggeschichte.

Insgesamt entwickle die Blogszene sich vom reinen Literatur- und Hobby-Blog bis zum kommerziellen Fachblog. Mark Pohlmann sei sogar der Meinung, es sei noch viel mehr Kommerzialisierung notwendig. Don Dahlmann meint, er könne sich bspw. der Monsanto-Geschichte, an der er gerade arbeite, viel intensiver widmen, wenn er dafür bezahlt würde.

Der Schockwellenreiter erzählt von der Urzeit der deutschen Blogosphäre, als man deutsche Blogs noch an allen fünf Fingern abzählen konnte. Davor schon, da gab es deutschsprachig “die Tagebuchszene”, “mühselig und liebevoll in HTML gestrickt”, die Weblogszene dagegen, auch die frühe deutsche, war englischsprachig. Die deutschen Tagebüchler wollten nicht mit den deutschen Englischbloggern.

Selbst hatte der Schockwellenreiter schon damals eine lange Geschichte mit alternativen Medien hinter sich, von Flugblattdruckerei über alternatives Radio bis zum Offenen Kanal. Indes dortiges oft an Distributionskosten gescheitert sei, war das Blog verführerisch, weil supergünstig.

Auch habe er oft ein Format vermisst, das sich gezielt mit den beiden Themen Politik und Technik auseinandersetze. Da habe es nur früher die Zeitung “Wechselwirkung” gegeben, von Grünen Naturwissenschaftlern, “die sich in dieser Zeitung immer entschuldigten, Naturwissenschaftler zu sein”, da wollte er wohl eher was Anderes.

Der Schockwellenreiter hat 450-500 RSS-Feeds abonniert (aber sehr viele Blogs darunter, die nur unregelmäßig was publizieren), Don Dahlmann 580 (aber er liest die nicht alle jeden Tag). Dahlmann spricht von der Schwierigkeit des Noch-Mithaltens. Man muss Wege finden, RSS-Feeds zu filtern. Der Schockwellenreiter will seinem Feedreader einen positiven, lernenden Bayer-Filter einbauen, “ich denke, dass so eine statistische Methode relativ gut funktioniert, wie es bei Spamfiltern auch funktioniert”. Auch auch Pipes von Yahoo. “Man kann viel Technik machen, braucht aber auch eine gewisse Erfahrung.” Er ist auch ein “Kompaktblogger”. Der Großteil seines ungeheuren Link-Outputs wird morgens in der Frühe in zwei Stunden produziert. Erstmal scanned er oberflächlich alle Feeds in ihren Überschriften ab, um so “Themenwolken” herauszufidnen (“da scheint was zu sein, kümmer dich mal drum”), dann weiß er, unter welche Hauptthemen er das Bloggen des Tages stellen kann.

Frage ans Publikum, wie sortiert ihr vor, leidet ihr unter Überforderung? Kantel findet das mit der Überforderung doof: Es gab auch schon immer viel mehr Bücher als man lesen könne, Zunahme des Umfangs der Blogs also nicht so problematisch, Filtersystem nehmen und damit umzugehen lernen, zack!

typ.o gestaltet sich seine Blogosphäre kiezförmig, liest nur eine Wolke von Leuten, bei denen er kommentiert oder die bei ihm kommentieren. Überhaupt findet er die Professionalisierung uninteressant, da fehlt dann die Kauzigkeit, der Spleen.

Das bringt die Diskussion auf Blog-Communities. Die wurden von Antville gebracht (dort war nur kommentieren möglich wenn man auch selbst antville-Mitglied war). Über diese Kultur sei der Schockwellenreiter damals erschrocken, sein damaliger Standardspruch: “Der Schockwellenreiter ist community-inkompatibel.”

Bei Edit this page! gab’s mal eine Weblograllye. Wer am schnellsten sich durch alle Weblogs geklickt (kommentiert?) hat, hat gewonnen. Aber da hat dann einer ein Skript geschrieben, das zu erledigen.

Don Dahlmann sieht eine Blog-Zukunft in geschlossenen News-Communities / Metablogs von bekannten Leuten (sagenwa mal die Top Ten der deutschen Bloggerszene).

Der Schockwellenreiter ermahnt, gerade auch, was das Probloggen anbetrifft: Man kann nur mit Herzblut bloggen (einmal macht er einen verbalen Ausrutscher und sagt “Herzblog”, das ist schön), nicht erzwungenermaßen.

Don Dahlmann erzählt, dass die Entwicklungen im literarischen Bereich bei Blogs von den Verlagen komplett ignoriert würden, kein Veröffentlichungsinteresse seitens ihrer bestehe.

Außerdem findet er: für gute journalistische Arbeit auch im Blog braucht man Zeit und damit Finanzierung, deshalb Professionalisierung/Kommerzialisierung nicht ausschließbar; fehlen halt noch bissel die Vertriebskanäle, damit Geld reinkommt.

typ.o sieht das Blog in seinem Wesen für derlei, etwa Außenpolitiksjournalismus, ungeeignet, findet da ist mehr was mit Authentizität usw., findet, der “Verwertungswahn” “versaut das Medium”, redet sich mit Anderen ein wenig in Rage, ein bissel Authentizitätsfetischismus, “real und authentisch bleiben”, seufz.

Ein Kommentator sieht in der Noch-Unvermarktbarkeit der deutschen Blogosphäre ein spezifisch deutsches Problem, in den USA funktioniere es besser wegen größere Blogosphäre und einer größeren Werbeklickwilligkeit des Amerikaners.

Ein anderer Kommentator sieht “Blogs als Mikromedium” und fordert vor allem eine innerliche Verbindung zwischen Autor und Thema und nicht einfach eine Bezahlung als Schreib-Motivator.

Ein Kommentator sagt tatsächlich, wenn ich ihn recht verstanden habe, ich bin mir nicht sicher: “Ich denke es gibt auf jeden Fall ein wahres Leben im falschen.”

Don Dahlmann erinnert nochmal daran, dass es für den einzelnen Blogger doch keinen Zwang zur Professionalisierung gebe, aber wäre es nicht gut, wenn es in der Blogosphäre einen gewissen Drang zur Professionalisierung gebe.

Eine Kommentatorin beschwert sich über den Kommerzdiskursanteil der re:publica, das wäre doch nicht proportional zu dem, was tatsächlich in der Blogosphäre abgehe.

Don Dahlmann möchte Möglichkeiten schaffen, aus den Kinderschuhen rauszukommen, nicht einfach abhängig von Verlagen zu bleiben.

Der Schockwellenreiter meint, er habe schon zur Bürgerjournalismusveranstaltung gesagt, nur Besitz (nicht gleich: Eigentum) der Produktionsmittel gebe dem Bürger die Möglichkeit nichtentfremdeten Arbeitens. Er sieht das Glaubwürdigkeitsproblem in den meisten Fällen nicht (nur bei Intransparenz über Sponsoring o.ä.), das Publikum eines Blogs sei meist schlauer als der Blogger, insofern reguliere sich das schon selbst; “man sollte immer davon ausgehen, dass man nichts geheimhalten kann.”

Übrigens klappe das auch mit der “Trennung zwischen Privatem und Öffentlichen” nicht langfristig, da werde man “schizophren”, sein Versuch, den Schockwellenreiter zu einer von Jörg Kantel abgetrennten Kunstfigur zu machen, sei gescheitert.

typ.o greift den Long tail wieder auf, die Bedeutung liege doch gerade bei den Strickbloggern.

Don Dahlmann stimmt zu, nicht die einzelnen A-Blogger setzen die Trends, sondern diese ergäben sich über die Vernetzung in den Blogs; und erinnert daran, wie Johnny gestern gemeint hätte, dass Spreeblick für sich allein nicht wichtig sei und durchaus wieder untergehen könne, eigentlich austauschbar sei und Teil eines großen Systems, Schwarmintelligenz, und das sei eben auch Schutz vor einer “massiven Kommerzialisierung” und einem Meinungssetz-/Trendsetzmonopolismus einzelner Blogs; eine große Masse an Lesern sei weniger “Macht” als eine gewisse Verteilungsmlöglichkeit. Überhaupt sei doch die Blogosphäre die letzten Jahre eher massiv in die Breite gegangen als sich auf einige Megablogger zu reduzieren.

Und dann soll viel zu früh eigentlich schon Schluss gemacht werden, weil, die Leute von der nachfolgenden Lesung wollen aufbauen.

Tuesday April 17, 2007

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