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(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

   

re:publica 07 #17: Cash from Chaos

(Bloggen von der re:publica)

Tag 2 15.36 Uhr: Cash from Chaos - Geld verdienen mit Blogs

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Johnny Haeusler legt erstmal mit einer langen moralischen Selbstrechtfertigung fürs Geldverdienen in Blogs los: warum nicht in die Richtung aus dem eigenen Content was machen und versuchen, von dem zu leben, was man gerne tut. Ein bissel wayne das, weil, sollte das nicht selbstverständlich sein, aber andererseits, genau über diese übervorsichtige Art, Kontroversen anzugehen, sichert sich Haeusler ja in mancher germanoblogischen Hitzdiskussion eine gewisse Qualifikation als versöhnlicher Übervater. Da tut es aber dennoch gut, dass Sascha Lobo neben ihm etwas aggressiver an die Sache rangeht.

Lobo gibt sich als Spät-Trends-Erkenner-/-Aufspringer, auch würde er erst seit 2000 internetzen. Wär's nach ihm gegangen, hätte man die Riesenmaschine statt als Blog als verkaufbares PDF-Magazin aufgezogen. Sein Plädoyer für Blogwerbeverarmtkung im Adical-Weg besteht erstmal daraus, dass "eine von einer Agentur abgefederte Abhängigkeit" von der Werbevermarktung irgendwie besser sei als eine direkte Abhängigkeit von AdSense, das versteh ich nicht so ganz, wie er das meint.

Dann kommt das breitgetretene / breitzitierte Zitat von supatyp, der Punk sei nicht an der Kommerzialisierung, sondern an der Solidarisierung mit den Straßenpennern kaputtgegangen, dies sei ein weitaus schlimmerer Einfluss gewesen als die Toten Hosen, gegen die er übrigens nichts habe. Webloggen sei sowieso nicht Punk, denn es habe keine Gegner (naja, hie und da gibt's schon gewisse Ressentiments, aber im Großen und Ganzen und langfristig dürfte er da strukturell schon Recht haben, Blogs stoßen ja eher rasch in die Mitte der Gesellschaft und in den Mainstream vor, als sich durch ihre Abgrenzung gegenüber selbigen zu definieren).

Dennoch aber hätten Blogs ein asoziales Potential, als Blogger ist man erstmal strukturell nicht darauf angewiesen, Solidaritäten einzugehen, kann sich in der Möglichkeit suhlen, strukturell kompromisslos egoistisch zu sein, anstatt sich als Medienstimme in An- und Einpassung zu üben, insofern sieht er da Probleme mit der Fähigkeit, die in gewisser Weise devote Haltung einzunehmen, die für einen Werbepartner notwendig sei; Lobo kann diesen Punkt nicht nachvollziehen. supatyp kommt in dieser seiner Argumentationskette irgendwie auf einen Begriff von "Coolness" der Blogs, dem Lobo eine "etwas zu vierzehnjährige Einstellung zu dem, was Coolness heißt" vorwirft.

Irgendwann Johnny: "Ich find das irgendwie total langweilig gerade, wir müssen tun, dass das jetzt in Fahrt kommt", womit er leider nur meint, es könne ein bisschen mehr auf die langweilige Kultur/medienmoralebene runtergewürgt werden, an der sich die üblichen Verdächtigen in der deutschen Blogosphäre so euphorisch und leidenschaftlich reiben, dieses 'schadet Werbung der Kultur des Bloggens?' Man offeriert sich also in diese Richtung, aber im Publikum greift niemand so recht den Ball zur Beschimpfung auf.

Also führt Johnny eine einseitige Selbstverteidigung ohne Angreifer: Erstmal findet er Spreeblick längst nicht mehr Underground sondern Mainstream und hat damit kein Problem; es werde immer die harten Undergroundblogs geben, die doch rocken, ein mainstreamisiertes Spreeblick nehme diese Möglichkeit nicht weg, Kommerz schadet nicht der allgemeinen Kultur des Blogs.

Dann kommt er zu AdSense, das er ziemlich bemäkelt: Seitens Google sei es ein geniales Finanzmodell zur Ausnutzung des Long Tails der Werbevermarktung, fürs individuelle Blog allerdings sei es doof, da sei doch Einiges etwas zu weit weg von dem, was er auf sein Blog geschaltet sehen würde wollen, so bringt das ja auch nix (Zielgruppenorientierung! Zielgruppenorientierung!). Andererseits wird er später äußern, misstraue er dem Konzept der "moralischen" Auswahl von Werbekunden, er würde für den Bäckermeister nebenan nicht mehr die Hand ins Feuer legen als für Microsoft oder so ähnlich.

Nähkästchenplauderei, bei Group Tekkan damals habe Spreeblick 150.000 unique visits pro Tag gehabt, und die hätten "wie blöd" auf die Google Ads geklickt, Einnahmen von AnderthalbTausend Euro im Monat damals.

Don Dahlmann (ja, der ist auch noch dabei!) versucht, ein bisschen Kontroverse reinzubringen, bestünde bei sowas nicht die Gefahr, in Abhängigkeit von der Einkommensquelle Spreeblick zu geraten, könnte sowas nicht die Kultur des Spaßbloggens dezimieren? Johnny meint Nein, man dürfte halt nicht, da warnt er vor, sich eine langfristige Einkommensplanung nur über das eigene Blog zurechtlegen.

Aus dem Publikum (ja, das existiert auch noch!) erinnert wer dran, dass es nicht 'eine' Blogosphäre, sondern viele kleine Mini-Blogosphären gebe, die sich, gerade auch in ihrer Vermarktbarkeit über einen Kamm scheren lassen. Jaja. "Werbung funktioniert begrenzt." (Den Satz kann man je nach betontem Wort in die eine wie die andere Richtung auslegen.)

Johnny zieht "wie verdien ich Geld mit Blogs" analog zu "wie verdien ich Geld mit Bands", "wie verdien ich Geld mit Kunst" etc., da gäbe es halt keine Patentlösung; Lobo sieht im zielgruppenorientierten Blogvermarkten eben eine solche.

Auf die spannende (und auch von der SMS-Wand breit gespiegelte) Publikumsfrage, wie man jenseits von Werbeschaltung Geld mit Blogs verdienen könne, gibt's auch nix so Befriedigendes. Supatyp redet was Unverständliches von Blogs, die sich offenbar durch ihre Schreibe in Zeitungen reingebloggt gekriegt haben, hört sich aber nicht nach einem so breit und hier anwendbaren Alternativkonzept an.

Johnny Lobo
Johnny Lobo. (No Photoshop, nur die Perspektive meines Sitzplatzes.)

Lobo als Einziger in der Runde (und vielleicht im ganzen Saal) mit Mut zur kontroversen Rumwursterei bejubelt Advertorials als eigenständige Kunstform bei der Riesenmaschine und hält ein Plädoyer für Werbung als (verbesserungsfähige) Kulturform.

Dann wieder bissel Selbstrechtfertigungschose, warum nicht auch Bemusterung von Blogs, ein Radio-DJ muss schließlich bemustert werden, weil er sich die ganzen CDs alle gar nicht selber kaufen könnte, in seiner Radio-Karriere habe Johnny trotzdem nie eine Single ins Programm genommen, bloß weil er nett darum gebeten wurde, eher im Gegenteil, da habe sich bei ihm evtl. ein Ressentiment aufgeballt und er habe eher bewusst manches nicht gespielt, wo er das Gefühl hatte, man wolle ihn beeinflussen; Spreeblick kriegt auch Bücher zugeschickt, kein schlechtes Gewissen pauschal dafür notwendig; man muss lernen, einfach vernünftig und nüchtern mit derlei umzugehen, mit PR und Bemusterung genauso wie mit Umschmeichelung (sowas ist natürlich immer komplizierter, als sich auf eine moralisch autoritär tönende radikale Verneinung zurückzuziehen). Publikumsäußerung meint auch "any publicity is good publicity" und im Zweifelsfall wären die Unternehmen doch schon froh, wenn ihr Produkt überhaupt besprochen würde, und gar nicht so forciert darauf, dass es gleich eine Lobhudelei sein müsse. Don Dahlmann petzt, man habe ihm gesteckt, dass massiver paid content im Bereich Medizin und Krankenhaus bereits insgeheim üblich wäre. Man solle über ein Produkt schreiben dürfen, man werde nur zur Nutte, wenn man sich in seiner Schreibe / Meinungsäußerung itself verbiegen lasse.

Zu alternativen Verdienstmöglichkeiten über Blogs nochmal: Johnny meint, Geldverdienen geht immer über gute Unterhaltung, gutes Geschichtenerzählen, Witzigkeit etc. weitervermitteln / -verkaufen, siehe Toni Mahoni. Eine Zuschauerin ermahnt auch die gewaltige Portfolio-Funktion des Blogs, supatyp stimmt ein, das Blog wie die Bewerbermappe für jene, die eher eine klassische Berufsbiographie suchen (jenseits der digitalen Bohème), und: "unabhängig Geld verdienen [ist] ein dialektischer Widerspruch". Die gewaltige Portfolio-Funktion etwa, zeigen zu können, mit einem Eintrag in einer Stunde 50 erhitzte Pro-/Kontra-Kommentare und Go Fuck Yous zu bekommen, mit großer Fallhöhe zu operieren usw. Damit die Mappe befüllen.

Johnny steigert sich doch nochmal selber in etwas Gezetere. Was ihm voll auf die Eier gehe, die bereits im Voraus schadenfrohen failure prophecies über Adical einer Philosophie der Sinnlosigkeit des Versuchs; er hält dagegen ein leidenschaftliches Plädoyer für die Haltung des immer wieder Ausprobierens und notfalls auch immer wieder Scheiterns, nur halt um weiter immer und wieder 's auszuprobieren. Wenn Adical scheitere, ja nu, geht die Welt auch nicht unter. Er lehnt sich dann fast schon etwas zu sehr mit seinem Philosophie des positiven Scheiterns aus dem Fenster, dass es fast notwendig erscheint, dass auch Adical scheitern müsse, um erfolgreich zu sein, aber das relativieren er und Lobo dann doch noch irgendwie.

Am Ende beschwert sich Johnny nochmal über den Mangel an Widerspruch / harter Kritik aus dem Saal. Seien wohl "alle Kritiker in Hamburg oder Ingolstadt geblieben."

Sunday April 15, 2007

Werbung
(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)

Kommentare

  1. supatyp / 15. April 2007, 14:45 Uhr

    Mitgeschrieben alles etwa? Danke jedenfalls dafür, scheinbar einer der wenigen zu sein, die mein Portfolioargument begriffen haben.

  2. johnny / 16. April 2007, 09:50 Uhr

    Jau. Und danke für das grandiose Foto!

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