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Illegale Furry-Sodomie = Avantgarde der Sexualethik

Netzpolitik.org verweist auf ein Netzeitung-Interview mit Anwalt Stephan Mathé von der BPjM zur juristischen Bewertung sexueller Handlungen in Second Life, dessen Äußerungen sich so interpretieren lassen, dass virtuelle sexuelle Betätigung in Second Life wesentlich mit pornographischer Darstellung in eins falle und dementsprechend nach deutschem Gesetz strafbar gerate, wenn a) nicht ausreichend Sorge getragen werde, den Zugang zum Angebot für Jugendliche zu sperren, und b) die Handlungen selbst von einer Natur wären, deren pornographische Darstellung spezifisch verboten sei, worunter insbesondre solche fielen, in denen Gewalt eine erhebliche Rolle spiele, solche zwischen Erwachsenen und Kindern sowie solche zwischen Mensch und Tier.

Furry-Sodomie

Bedingung a) ist philosophisch nur milde interessant und praktisch gar nicht mal so problematisch, der Sex ist in SL zwar omnipräsent, aber einen Account bekommt man nur mit Kreditkarte oder PayPal-Konto, was zumindest juristisch sich gewiss als Jugend-Sperre herbeiargumentieren ließe, außerdem gibt es ein vom Erwachsen-Grid abgegrenztes spezielles Teen-Grid; jedoch b) lässt sich schon leicht als kleiner Affront lesen, vor allem gegen die große Furry-Community in SL, deren im Virtuellen auch sexuell praktizierte Vorliebe fürs anthropomorphisierte Tier im Interview hier ein wenig mit unter den Radar illegaler Tierpornographie geschoben wird (allerdings setzt Mathé durchaus die Bedingung der Erkennbarkeit des Sexualobjekts als nicht-menschliches Tier, was man bei den Furries erstmal ausdiskutieren müsste).

Verwirrung

Der wesentliche spannende Punkt ist jedoch die grobe Unangemessenheit, Reibungsfläche, die hier aufgemacht wird zwischen der gegenwärtigen rechtlichen Situation & sexualethischen Normen der analogen Realität einerseits und der utopischen, an haarsträubendsten Möglichkeiten reichen digitalen Phantasie-Realität andererseits, die ein Raum wie Second Life schafft.

Warum sollte virtueller Sexualverkehr zwischen consenting adults, bei dem niemand real zu Schaden kommt, verboten sein, nur weil er über Avatare etwas in Pixeln simuliert, das in der analogen Realität real durchgeführt intolerablen Schaden produzieren täte? Nach obiger Definition wären z.B. die sexuell motivierte Simulation körperlicher Verletzungen oder Tötung eines Avatars (mal davon abgesehen, dass man einen Second-Life-Avatar nicht so einfach ‘töten’ kann, aber mit den entsprechenden Animationen ließe sich eine Hinrichtung ja durchaus ‘spielen’) verbotene Gewaltpornographie, auch wenn sie nur im dunklen Hinterstübchen eines virtuellen SM-Clubs konsensuell unter Fetischisten stattfände. Gleiches gälte zumindest für den simulierten Sexualverkehr zwischen einem Mensch-Avatar und einem nicht furry-anthropomorphen Tier-Avatar.

Im Gegensatz zum analogen, privaten Schlafzimmer-Rollenspiel, das den Gesetzgeber eher nicht zu interessieren scheint, würden derartige Handlungen als Telemedien-vermittelte Darstellung anstatt als konkreter Akt um seiner Selbst Willen gewertet; als Pornographie zur Befriedigung Konsumierender anstatt als eigentliche sexuelle Tat Teilnehmender (dementsprechend werden die Avatare auch nicht als Erweiterungen der sie steuerenden Persönlichkeiten, sondern als seelenlose pornographische Objekte gewertet); ein faszinierendes legales Wirrspiel der Kategorien von Konsum, Handlung und sozialem Raum.

Ageplay & virtueller KiPo

Ein etwas krasseres Beispiel:

What if you are 25 in real life, but enjoy a sexual relationship in SL as a 10 year old girl engaged in activity with someone playing an adult male? Is that wrong? Can any harm come from it? Is it anyone’s business but your own?

... fragte im Sommer letzten Jahres eine Second-Life-Bloggerin zum ungleich kontrovers aufgeladeneren Komplex des age play in SL. Dieses keimt in der konkreten Avatar-Nachbildung eines kindlichen Körpers als Sexualteilnehmer natürlich weitaus monströser auf als ein durchaus legales Schlafzimmer-Rollenspiel mit einer bloß schulmädchenmäßig kostümierten volljährigen Prostituierten. Entsprechend obigem Maßstab als Abbildung gelesen, greift es bereits in den Bereich der ‘virtuellen Kinderpornographie’ über: pädophile Pornographie, die nicht unter Missbrauch tatsächlicher Kinder, sondern reiner Phantasie-Zeichnung, Poser-CGI, in Form von Literatur o.ä. produziert wird. Die juristische Behandlung hiervon ist in der modernen Welt höchst unterschiedlich geregelt.

Dem Diktat aufgeklärter Sexualethik gemäß, wonach sexuell alles erlaubt ist, was keine Nichtzustimmenden oder Zustimmungsunfähige involviert, lässt sich das Verbot realphotographischer Kinderpornographie leicht über den notwendig in ihr enthaltenen sexuellen Missbrauch von realen Kindern begründen.

Das Verbot virtueller Kinderpornographie (und das schlösse bei ausreichend strenger Definition auch viel Hentai-Mainstream ein) lässt sich dagegen nur über philosophisch vergleichsweise wackelige Argumente begründen, entweder solchen der Forderung einer allumfassenden gesellschaftlichen Tabuisierung und Unterdrückung der Pädophilie aufgrund ihrer moraldogmatisch inhärenten ‘Bösartigkeit’ auch jenseits ihrer Realisierung im Missbrauch eines konkreten Kindes, oder aber problematischen Wirkungsthesen der Art ‘wer konsumiert, wird auch dazu angeregt, es in Realität umzusetzen’ (denen man genauso gut stets ein ‘es ist nützlicher Druckabbau des solcherart Getriebenen, durch den die Chance, dass er seine Phantasien in Realität umsetze, abnimmt’ entgegenhalten mag), die im Grunde vom argumentativen Gehalt der aktuellen Killerspiele-Debatte oder der Emma-PorNO-Kampagne nicht mehr weit entfernt sind.

Realer und phantastischer Raum

Ein wichtiger Punkt scheint mir in der veränderten Qualität der Realisierbarkeit des Gedanken in der virtuellen Realität zu liegen. Niemand kann (bisher, die Telepathie ist erfreulicherweise noch nicht erfunden) für bloße unausgesprochene Phantasien und Gedanken bestraft werden, so pervers und gesellschaftsfeindlich sie auch sein mögen. Die Produktion künstlicher Darstellungen derselben Gedanken mit Wort oder Bleistift oder CGI erreicht schon eine umstrittene Dimension; jedoch kann man sich wohl darauf einigen, dass ein nur für den Eigenkonsum produziertes Werk dieser Art der Gesellschaft und ihren Angehörigen keinen Schaden zufügt, so es die abgeriegelte Privatstube des Produzenten (der so oder so bereits in dem Maße ‘verdorben’ ist, wie es das Werk sowohl ausdrückt als auch zu seiner Produktion schon voraussetzt) nicht nach Außen hin verlässt.

Ein Second Life nun gibt dem Gedanken jedoch zusätzlich zum rein grafischen oder literarischen Entfaltungsspielraum einen sozialen; nicht in dem Sinne, dass nun ein verbotener Gedanke in Form einer Abbildung weiterverbreitet, sondern dass er unter (sowieso bereits ‘verdorbenen’) Gleichgesinnten in Form der vom Gedanken geforderten sozialen Interaktion ausgelebt werden kann—opferlos und ohne die direkte schadhafte Rückwirkung auf die analoge Welt, deren Erwartung ihn ursprünglich zu etwas Verbotenem macht, aber zugleich mit einem Grad an Erfüllung, der den Konsum einer bloßen Abbildung, aber auch die analogen Simulationsmöglichkeiten (im Schlafzimmerrollenspiel, whatever) weit übersteigt.

Der Gedanke, der gefährlich war, weil seine Realisierung unter den Bedingungen der alten analogen Welt schädlich wäre, lässt sich im Fortschreiten der technologischen Entwicklung (think Holodeck) irgendwann so allumfassend befriedigend digital opferlos realisieren, dass er seine Gefährlichkeit verliert.

Eine neue Sittlichkeit

Eben dies fordert langfristig eine Anpassung sittlicher Normen und Tabus heraus. Die Explosion der Repräsentation des Perversen und Tabuisierten im öffentlichen Raum durch ein Internet voller Tentakelmonster-Hentai, Goatse.cx und Furry-Porn nimmt sich in seinem Potential zur Herausforderung gesellschaftlicher Normen noch vergleichsweise harmlos aus gegen die Etablierung von virtuellen Räumen, in denen das Verbotene und das Unmögliche nicht nur passiv konsumiert, sondern aktiv gelebt werden kann und aktiv gelebt wird.

Im verlinkten Ageplay-Blog-Artikel wird ein Fall geschildert, in dem ein SL-Avatar eine Figur auch sexuell zu spielen wünschte, die eigentlich schon mehrere Jahrhunderte alt sei und nur den Körper eines neunjährigen Kindes trage. Wie ist hier noch eine sinnvolle Anwendung realweltlicher Interpretationsmaßstäbe und Tabus auf Phantasie-Schöpfung in virtueller Realität möglich, die sich auf die Bedingungen, Gefahren & Notwendigkeiten der alten analogen Realität und ihrer Gesellschaft gar nich mehr bezieht?

Es ist mit Spannung zu erwarten, welche sexuellen Normen sich in den neuen, nicht mehr denselben Zwängen und Tabu-Notwendigkeiten der analogen Welt unterlegenen Räumen etablieren werden. Diese Arbeit an neuen Normen, an einer neuen Sittlichkeit, ist weniger das Versprechen eines utopischen emanzipierten Raumes, sondern eine notwendige Vorarbeit zum ethischen Umgang mit Entwicklungen, die sich früher oder später auch in der analogen Welt der Atome und Moleküle zwangsläufig vollziehen werden, wo das Spiel mit den Genen und der Modifikation des menschlichen Körpers den Weg zu einer Vielfalt der physischen Selbstgestaltung weist, wie sie in der Virtualität von Second Life jetzt schon gegeben ist. Werden jetzt bereits Mode-Artikel in Second Life zuerst und dann in analog-materieller Manifestation im First Life verkauft, schildert Quinn Norton auf ihrem Body-Hacking-Vortrag auf dem 23c3 bereits ganz konkret ihrem Alptraum realer, biotech-ermöglichter Furry-Menschen, wie sie in SL virtuell schon heute zuhauf rumlaufen. Da wäre dann auch die bewusste körperliche Eigenmodifikation der erwachsenen, zustimmungsfähigen Prostituierten zum zierlichen Kindmenschen für die Bedürfnisse pädophiler Kunden nicht mehr weit.

Wednesday March 7, 2007

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Kommentare

  1. Name / 07. March 2007, 21:51 Uhr

    fuer einen account muss man schon lange keine kreditkarte oder paypal mehr vorweisen.

  2. Sorawolf / 01. January 2009, 11:40 Uhr

    ich verstehe nicht ganz wie furrys im zusammenhang mit pedophilen gebracht werden kann… ich bin selbst furry schon seid mehr alls 14 jahren und kann ihnen sagen das FURRY schon weitaus länger alls second life eine aktive untergund community ist die eigendlich nicht auf SEX aufgebaut ist sondern auf spirituelle weise…
    die meisten furrys auf secondlife “furnation etc” haben größtenteils nicht wirklich mehr was mit furrys zu tun

    hier noch hyperlinks die sie sich mal durchlesen sollten bevor sie solche mutmassungen anstreben

    http://de.wikipedia.org/wiki/Furry

    http://en.wikipedia.org/wiki/Furry_fandom

    http://furry.wikia.com/wiki/WikiFur

    ja wir haben sogar ein eigenes wikipedia

    und nebenbei.. ES IST SECONDLIFE warscheinlich haben sie nicht mal das moto verstanden dieses programmes… 2tes leben mach was du willst make your imagination ROAR
    und sollange man niemanden schadet ist es dann nicht ok ?… allso ich verstehe ihren punkt nicht

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