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23c3 #12: Body Modification, body hacking

(Bloggen vom Chaos Communication Congress)

17.15 Uhr: Body Hacking / Functional body modification

So, mal schaun, ob sich hier jetzt ein paar transhumanistische / posthumanistische Ansätze herausschälen lassen.

IMG_1582
Quinn Norton warnt.

Ah, gleich zu Anfang werden “interesting photos” versprochen, und die Referentin Quinn Norton blendet gleich darauf noch eine umfangreiche Warntafel ein, “it might get greepy” für sensible Gemüter. Mir wird schon ganz mulmig zumute.

Sie selbst ist ganz pro body hacking und eignet für den Body-Modification-Komplex sofort auf gruselige Weise das Motto des MAKE-Magazins an: “If You Can’t Open It, You Don’t Own It”, und das Öffnen kann weh tun!

Da kommt dann auch gleich ein toller Slide mit lauter Piercing-Fotos. Ein Herr hat sich sogar Teufelshörner in die Kopfdecke einpiercen lassen. Aber sie stellt gleich klar: Sie interessiert sich für functional body modification, im engeren Sinne dieses Vortrages auszuklammern seien solche Piercings für Ästhetisches, Rituelles, Religiöses; für Schmerzsuche, Cutting; wobei sie letzteres durchaus nicht verdammen mag, gekonnt und erfahren betrieben sei es in manchen Fällen gewiss empfehlenswerter als andere Methoden, Depression auszuleben (und sowieso, wieso sollte man kein Recht am eigenen Körper haben); und, was auch schonmal beruhigend ist, auch wenn sie ein bisschen davon erzählt, dass das nach dem Anfangsschmerz echt beim Sex Mehrwert bringe: Genital-Piercings werden auch nicht das Thema.

Was sie sich unter functional body modifications vorstellt, wird vielleicht durch ihren Erfahrungsbericht deutlicher von dem Magneten, den sie sich mal in ihren Finger implantieren ließ; mit so einem Ding kann man z.B. sehr gut, in Form eines regelrechten sechsten Sinnes, elektromagnetische Felder von Motoren, security devices, Telephonkabeln usw. usf. spüren; in etwas aktiverem Maße noch, als einem vielleicht lieb sein könne, das Ding drehe sich nämlich zuweilen mit -> “Oops”, das war nicht eingeplant. Die naheliegende Idee eines Implantants in die Klitoris erwähnt sie zwar, aber so richtig anfreunden mag sie sich damit nicht. Das Ganze zog dann auch einige Probleme mit sich; der Magnet zerfiel in ihrem Finger, sie erlitt eine Eisenvergiftung … Wieder raus mit dem Teil. Nun hat sie kein Gefühl mehr in dem Finger, und irgendwelche Reste liegen immer noch drin (und, weil, magnetisch halt, zogen sich dann auch noch zusammen …)

23c3: Body Modification, Quinn Norton, magnet implant
Rein tun.

23c3: Body Modification, Quinn Norton, finger operation
Wieder raus tun. Sie hat die Fotos während der Operationen selbst gemacht, mit der anderen Hand. Man beachte ihr Lächeln.

IMG_1585
Und so sieht der Magnet-Finger in Aktion aus.

Man kann sich natürlich auch Anderes vorstellen … RFID-Implantate? Eigentlich kein wünschenswerter functional value spezifisch im Implantat, wo auch ein einfach getragener RFID-Chip seinen Dienst verrichten könnte.

Dann kann man noch an diverse Sensoren für körperliche Parameter denken, die sich als Implantat anbieten würden … Sowas bietet sich natürlich vor allem bei Leidenden bestimmter kritischer Krankheiten / Probleme an, aber warum sollte man nicht auch als Gesunder damit experimentieren dürfen?

Da nun kommt sie auf ein ideologisches Problem der body modification zu sprechen: Es wird gesellschaftlich geduldet zur Behandlung von Krankheit, Verletzung, Behinderung usw., als treatment; als enhancement dagegen sei es tabuisiert. Genauer gesagt, modifying towards societal norms werde als ethical, away von diesen dagegen als unethical betrachtet. Das mit den societal norms oder sagen wir besser: dem gesellschaftlich Erwünschten verstattet dann sogar die Rechtfertigung von Brustvergrößerungen und Laser-Optimierungen kurzsichtiger Augenlinsen / LASIK, die Benutzung von steroids im Sport dagegen keineswegs.

Auch von den Körper und seine Kreisläufe kurzfristig verändernden Substanzen redet sie, von pharmaceuticals und Drogen, vom ursprünglicher für Narkoleptiker entwickelten Wachhalter Provigil / Modafinil, der weder abhängig mache, noch einen nach nachgeholtem Schlaf körperlich bestrafe, noch überhaupt einen vom Schlafen abhalte, wenn man es dann dennoch wolle; das Militär habe Provigil-Experimente mit Soldaten gemacht, denen es alle acht Stunden von Neuem gegeben wurde, und nach 72 Stunden waren sie nicht etwa aufgeriebene Nervenfälle, sondern schienen besser zu funktionieren als zuvor. Sie selbst sei gerade nur dank Provigil trotz jet lag hellwach und zurechnungsfähig.

Was nun treatment oder enhancement, natürliche biologische Beschränkung oder zu behandelnde Behinderung, oder tolerabel anstatt intolerabel unnatürlich sei, unterliege ständigen Redefinitionszyklen; Fettabsaugung werde plötzlich akzeptabel, wo nun Fettleibigkeit ernsthaft als Krankheit anerkannt worden sei. Strenggenommen sei auch eine hohe Kindersterblichkeit natürlich und medizinische Vorsorge oder Impfung mache uns verglichen zu unseren Vorfahren zu posthumanen super beings.

Ähnlich wie im vergangenen Jahrhundert ständige Redefinition dessen, was ein Roboter sei, notwendig gewesen wäre, damit mit neuen Maschinen nicht das Roboterzeitalter eingeleitet sei; sei inzwischen auch ständige Redefinition des Menschen bzw. seines natürlichen, gesunden Zustandes notwendig (bzw. umgekehrt die ständige Erweiterung der Liste zu behandelnder Krankheitszustände), um nicht—in Anbetracht von Ohrenimplantaten, Herzschrittmachern, fortpflanzungskontrollierenden Spiralen—das Cyborg-Zeitalter angebrochen zu wissen.

Diese sozialen Redefinitionszyklen hinkten jedoch der technischen Entwicklung des faktisch technisch Möglichen in immer stärkerem Maße hinterher.

Sie wird inhaltlich etwas konkreter: Sie spricht von dem Mann in Hawaii, der anstelle eines für Hörgeschädigte entwickelten bone implant fürs Ohr einfach ein praktisches Telephon-bone-implant fürs Ohr wolle und dafür seit geraumer Zeit nach einem Doktor suche; sie spricht vom “Post Human Medical Tourism”, der Reise in Länder, in denen bestimmte gewünschte Veränderungen dank Mangel an bestimmten kulturellen oder politischen Beschränkungen möglich wären; sie sieht in Amerika einen wachsenden medizinischen Schwarzmarkt und langfristig einen Trend zur “home surgery” aufkommen. Bereits jetzt würden in verdächtigem Maße Arztwerkzeuge auf eBay privat gehandelt.

Langfristig führe nichts an einem “non-medical market for altering ourselves” vorbei, ob nun legal oder im Hinterhof oder im Post Human Medical Tourism; am Ende dann doch die Frage (Frage, wohlgemerkt!): “How Far Is Too Far?” Denkt man alles zuende, kommt man tatsächlich auf interessante Folgen: problematisch findet sie das Modifikationspotential etwa in den Möglichkeiten für die Porno-Branche (auch wenn sie betont, Pornographie toll zu finden); weiter, die Vorstellung, entsprechende Fetischisten würden sich plötzlich in Furries verwandeln; schließlich die Frage, was zähle denn am Ende noch als “human”? (Publikums-Einwand später: Warum überhaupt noch “human” abstecken / anstreben?)

Und am Ende die Bitte um input nach weiteren tollen Ideen für body modification. Sie formuliert ihre Frage ans Publikum: Was fiele ihnen ein, welche tollen Sachen könne sie noch so in sich reintun lassen? (sic)

Andere Berichte:
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Dicke Ärsche

Thursday December 28, 2006

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Kommentare

  1. sv / 01. January 2007, 17:08 Uhr

    Das Foto von der Operation mit ihrem Lächeln ist echt der Burner, danke! Ich hab grad flachgelegen vor Lachen. :-)

    Btw: tolle Berichterstattung! Danke!

  2. Christian / 02. January 2007, 01:14 Uhr

    sv: Thx ;-)

  3. Gunnar / 05. January 2007, 02:41 Uhr

    Kann sie jetzt besser Besteck sortieren mit ihren Händen? o0

  4. Gregor / 16. January 2007, 19:23 Uhr

    Interessantes Thema und auch interessante Bilder, ich hatte vorher bereits Bilder von zwei anderen Amerikanern gesehen, die ebenfalls (später zerbrochene) Magneten in den Fingern hatten,die auf ähnliche Weise entfernt wurden.
    Eine interessante Idee wäre zum Beispiel ein implantierter MP3 Player,per Bluetooth mit Musik und per Blutstrom mit Spannung versorgt, oder in den Knochen gelagerte Schmerzmittel für Menschen mit Glasknochen (deren Knochenbrüche dann direkt die Schmerzmittel in die betroffenen Regionen freisetzen würden) oder Soldaten im Einsatz,die sich bei Verwundung selbst erste Hilfe leisten könnten.

  5. Blämbel / 15. April 2007, 20:38 Uhr

    For those who are interested in this lecture but don’t understand German there is a summary availible in English and a
    shorter summary in Swedish
    .

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