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23c3 #22: Diskussion zum Internet-Ego-Striptease

(Bloggen vom Chaos Communication Congress)

11.30 Uhr: Diskussion zum Ego-Striptease: Blogs, flickr, etc: warum machen wir es ihnen so einfach?

Ah, Österreicher! Ich höre gerne Österreicher reden. Chaos-nahe Gruppe Wien, aha. Der Teemu Schaabl und die Jule Riede-Buechele.

Verlieren kurz ein paar einführende Worte zum ja allseits bekannten Problem des individuellen Daten- und Privatlebens-Striptease im Web-2.0-Internet; automatisierbar vernetzbares Profiling über Google, Flickr, MySpace etc.pp.; bald auch automatisiert (mit welchen komplizierten Bilderkennungsalgorithmen auch immer, zumindest hätten die entsprechenden Firmen gut Venture-Capital) personennamen-getaggte Bildersuche; man könne auch beobachten, das Beharren auf dem Recht am eigenen Bild sei selbst beim Congress zurückgegangen, offenbar gewaltiger Flickr-Pool zu diesem bereits abrufbar; dann social-networking-Dienste, StudiVZ, Orkut (wo man offenbar, wenn ich die Riede-Buechele recht verstanden habe, inzwischen auch ohne Einladung mittels eines ganz normalen Google-Accounts reinkomme); das Ganze jedenfalls ein soziales Problem und kein technisches. Was sei noch “privat”? “Wir kämpfen gegen etwas, das wir selbst füttern.” Die ganze Veranstaltung nicht als Belehrung gewiss informierter Anwesender gedacht, sondern mit Bitte um Diskussionsbeiträge zum Themenkomplex.

Und folgerichtig Freigabe der Diskussion ans Publikum. Na das wird ja spannend.

Ah, erstmal das Erwartbare: obligatorisches und einigermaßen ermüdendes vielfältiges Rumjammern über die unbelehrbaren Normalos; die völlig ausgelutschte Frage, solle man sich weiter um Sensibilisierung, Aufklärung, Missionierung (die doch nie was helfe) bemühen oder sie einfach gegen die Wand laufen lassen?

padeluun klingt so, als sei er für letzteres: das sei halt ein Teil des evolutionären Kampfes der Menschwerdung. Dumme werden also wohl einfach rausgefiltert. Dann schiebt er noch ein bisschen konkretere Ideologie vor: Die Reichen würden schon jetzt ihre Kinder lehren, Informationen über sich zurückzuhalten, und daher auch in der Zukunft die Mächtigen sein; nur die Unterschicht, die glaube, sich durch das ganze soziale Netz empowern zu können, werde am Ende das Nachsehen haben.

Was bin ich dann erleichtert, auch mal etwas andere Statements aus dem Publikum zu hören.

Sei es nicht so, dass einfach die Aufgabe der Selbstdarstellung, die früher eine Aufgabe im Real Life gewesen sei, sich nun eben ins Netz verlagere? Eine Dame, die sich als aus dem Bereich des Kulturmanagement kommend identifiziert, erzählt: Keinen Google-Hit zu haben, sei das Schlimmste, was einem passieren könne. (Jule Riede-Buechele widerspricht: Keinen Google-Hit zu haben, sei das Beste, was einem passieren könne.) Die Kids heutzutage wachsen bereits mit dem Wissen auf, “dass Geld und Macht heutzutage mit Aufmerksamkeit verbunden ist.”

Oder auch: Man darf sich nicht einfach von der ganzen Datamining-Angst gängeln lassen; es ei wichtig, über Sicherheit nachzudenken, es sei aber auch wichtig, über Freiheit nachzudenken. Der innere Zensor darf nicht allein regieren, gerade als Hacker müsse man doch den Wert des uneingeschüchterten Einfach-mal-Machens kennen.

Einer fängt mit A-List-Bloggern an; mit bewusstem Suche nach Reichweite der eigenen Äußerungen, mit Plazierung von Keywords, die ganz bewusst “richtig reinhauen”; oder einer auch: den Weg umdrehen, Google gezielt zur Selbstdarstellung nutzen, “man flutet das positiv.”

Oder auch: Wenn am Ende über jeden so viel drin stehe, werde es für das konkrete Individuum am Ende doch wieder ungefährlich; wenn jeder seine Sadomaso-interessen o.ä. im Netz stehen habe, führe das langfristig zu Enttabuisierung und einer offeneren Gesellschaft.

Die Positiv-Positionen treffen im Pulk allesamt auf wenig Gegenliebe. padeluun ist für jeden polemischen Zwischenruf zu haben. Aus anderen Ecken wird es auch gern mal persönlich. Die Kulturmanagerin kriegt ganz schön was zu hören; Möchte-wohl-selber-ein-Star-Werden-Extrovertierte.

Eine gebürtige Ukrainierin erzählt von ihrer Verwunderung über die deutsche Freigiebigkeit mit Realnamen, verglichen zur Angst-geleiteten Vorsicht, die sie aus ihrem Kulturkreis gewohnt sei.

Ein Überaffirmierer der Paranoia-Position weiß dies mit einem Weiterdenken des Gegen-die-Wand-Laufen-Lassens zu synthetisieren: Wenn der Krieg um die Privatsphäre verloren sei, müsse man doch einfach nur ganz gezielt, er richtet das Wort an befähigte Reihen auf dem Congress, diese Potentiale zur öffentlichkeitswirksamen Zerstörung einiger Existenzen ausnutzen, daraus täte dann die notwendige öffentliche Sensibilisierung und gesetzliche Regulierung notwendig folgen, um am Ende eine glorreiche stalinistische Paranoia-Gesellschaft zu erhalten, in der niemand mehr sich zu irgendetwas traue.

Das erbost einen Ideologen: diese Arroganz, die eigene, naiv für besser befundene Gesellschaft über eine als Angst-Gesellschaft diffamierte Heimat der Ukrainerin zu stellen; Vorwurf eines Mangels an Definition einer grundlegenden kritischen Position gegenüber der eigenen Gesellschaft; kurz darauf lässt er noch das Wort Anti-Antifa fallen.

Der groß gesellschaftskritisch tönernde Paranoia-Ansatz der Diskussion offenbart als seinen profanen Kern dann freilich allgemein stets einfach das große subversive Argument, ja wenn man später einen Job suche, und der potentielle Arbeitgeber sehe, wie man zwanzig Jahre zuvor auf MySpace über seinen Lehrer gelästert habe, dann kriege man den Job ja nicht (ruft, ich glaube die Kulturmanagerin, dazwischen: Stimmt nicht! Sowas interessiere doch niemanden!). Das ist also das Pendel über den besorgten Köpfen, die Gefahr, kein Verhältnis abhängiger Arbeit zum Eintreten zu finden.

Oder auch: Man wolle doch nicht für nichts die eigenen Daten weggeben, von denen man doch wisse, sie seien so viel mehr Geld als nur die paar Payback-Karten-Rabatte wert. Äh, ja.

Und ein das Potential zur Versöhnlichkeit in sich tragendes Statement gegen all diese In-dreißig-Jahren-Statements zum Schluss: Man könne das doch alles gar nicht im Voraus abschätzen.

12.45 Uhr: Juristische Fragen um die Mitbenutzung fremder WLANs

Ich verdrücke mich gleich am Anfang, als klar gestellt wird: Es geht ums eigene Benutzen fremder WLANs, die Frage um Haftbarkeiten eines eigenen bewusst für alle Welt offen betriebenen WLANs werde nicht behandelt.

Saturday December 30, 2006

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Kommentare

  1. teemu / 01. January 2007, 12:19 Uhr

    http://polarrose.com/ ist das autom. bilderkennungsteil – danke fuer die zusammenfassung, ich selbst bin noch am verarbeiten der verschiedenen positionen.

  2. Christian / 02. January 2007, 01:14 Uhr

    teemu: Ihr habt da auf jeden Fall eine angenehm kontroverse und interessante Diskussion motiviert bekommen, dafür Danke auch an euch :-)

  3. teemu / 02. January 2007, 09:57 Uhr

    Die Diskussion fand ich auch sehr interessant, das war der gewuenschte Effekt. Ich war am Ende zwar geschafft, aber dankbar für die motivierten Beteiligten. Ich hoff ich komm bald an die Aufzeichnung um das ganze ein wenig zu Transkribieren – vorab ist dein Eintrag hier schon mal exzellent!

  4. Jorge / 11. January 2007, 21:10 Uhr

    “wenn jeder seine Sadomaso-interessen o.ä. im Netz stehen habe, führe das langfristig zu Enttabuisierung und einer offeneren Gesellschaft.”

    Genaugenommen habe ich das als Frage formuliert: Könnte es sein, dass Offen-auf-SM-Stehen ungefährlicher wird, wenn allen anderen es auch tun?

    Ich weiß es nicht, halte es aber für möglich und wahrscheinlich, wenn ich mir z.B. die Akzeptanz von Homosexualität anschaue: Die wächst, je mehr Homosexuelle sich outen.

    Sicher ist es heute oft gefährlich, zu freigiebig mit seinen Daten zu sein. Nicht wenige bekommen keinen Job oder verlieren ihn, weil sie ihre Sauf-Fotos bei flickr hochgeladen haben. Oder weil sie sich als schwul oder lesbisch outen. Aber sollte wir deswegen Homosexuelle davor warnen und davon abhalten? Im Gegenteil, wir kämpfen für die Freiheit, sich nicht verstecken zu müssen.

    Warum sollten wir dann nicht auch dafür kämpfen, seine Sauf-Fotos bei flickr hochladen zu können, ohne seinen Job zu verlieren? Das wäre zumindest eine Gesellschaft, in der ich leben möchte.

  5. Jorge / 11. January 2007, 21:15 Uhr

    Hab mich beim Link zuvor vertippt. Mein Blog ist auch unwichtig, aber niemand soll zu Unrecht mit mir in Verbindung gebracht werden. :-)

  6. Gunnar / 14. January 2007, 15:09 Uhr

    Hört sich jetzt sehr naiv an. Aber wenn man vollkommen auf Anonymität im Netz achtet, dann dürfte man im Netz überhaupt nichts machen, ja man dürfte sogar überhaupt keinen Internetzugang haben.

    Oder?

  7. teemu / 16. January 2007, 14:51 Uhr

    @gunnar: musst du ja nicht, was aber passieren kann, ist das du die Konsequenzen direkt/indirekt zu tragen hast. Man kann Menschen nicht verbieten sich eine Meinung ueber einen zu bilden .. das was du von dir preisgibst fliesst da ein.

    Deshalb verstand ich auch bei der Diskussion diese “na dann darf ich ja gar nix mehr” ausrufe .. wir wollten nur drauf hinweisen, drueber reden – wir haben den Stuff ja nur zusammengetragen und oeffentlich unsere Schluesse – in dem Fall ueber mich (sicherlich ein wenig ueberzeichnet) – gezogen. Ich persoenlich hatte nie den “zeigefinger” oben – wir haben einfach nur was eingeworfen und sind dankbar fuers ergebniss.

    @Jorge: ich denk in unseren Breiten verliert niemand seinen Job, weil er besoffen auf nem Bild ist. Was aber passieren kann, das ihm das mal am Kopf faellt. Und wie willst du “Meinungsbildung” bekaempfen – ein Recruiter/Headhunter/whatever sucht nach Infos von dir, sieht das Bild/weiss das du Homosexuell bist und kontaktiert dich einfach nicht .. was kannste dagegen machen?
    Mir ist jetzt kein Fall bekannt, wo das vorkommt, kann auch sein, das das nie passiert – aber die Moeglichkeit waere da so zu arbeiten. Und ich muss zugeben, Software die das tut fasziniert mich, ich weiss – es gaebe sogar nen Markt

  8. Jorge / 18. January 2007, 23:24 Uhr

    “Und wie willst du “Meinungsbildung” bekaempfen – ein Recruiter/Headhunter/whatever sucht nach Infos von dir, sieht das Bild/weiss das du Homosexuell bist und kontaktiert dich einfach nicht .. was kannste dagegen machen?”

    Alleine und sofort nichts. Je mehr Homosexuelle aber offen leben, desto akzeptierter ist ihre Lebensweise und desto weniger Personaler sehen das kritisch. Vor 30 Jahren hätte es keinen Wowereit geben können.

    Heute outen sich viele Leute, bewusst oder unbewusst, bzgl. anderer (kleiner) Tabus: exzessiv saufen, SM/Analsex-Vorliebe, Faulheit etc. Momentan haben sie davon natürlich einen Nachteil – wie auch die ersten geouteten Homosexuellen. Langfristig aber können sie zum Verschwinden dieser Tabus beitragen. Denn ein Tabu bleibt nur bestehen, solange keiner oder eine Minderheit es offen bricht.

    Die vielen privaten Daten, leichtfertig preisgegeben, könnten langfristig zu einer offeneren Gesellschaft führen.

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