Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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14.00 Uhr: monochrom
Noch mehr Österreicher! Diesmal stellt Johannes Grenzfurthner von der Künstlergruppe monochrom das Treiben seiner Leute vor.
Der Vortrag trägt den Titel “We are great together, the liberal society and its enemies!”, urspr. waren aber u.a. auch “Entropy in the UK” oder “New German Dark Wavers, We’re Gonna Find You” im Gespräch.
Erste vorgestellte Aktion: Georg Paul Thomann. monochrom sollten ihr nice little racist country” auf der Brazil Biennale vertreten und schickten stattdessen lieber einen fiktiven 57jährigen Künstler, Georg Paul Thomann, zu dem sie dann auch gleich noch eine fiktive Biographie / Werkschau usw. verfassten. Der Fake wurde bereitwillig aufgenommen, Zeitungen veröffentlichten Artikel über ihn, und auf vielfältige Weise wurden die Mechanismen der Biennale gehackt, indem monochrom Thomanns nicht für wichtiggenommenes technical support team auswirkungsreich spielte.
Ein rumgereichtes Buch über Leben und Werk von Thomann.
Dann springt kurz Grenzfurthners Skype an und sprengt den Vortrag.
Dann ein schöner 2-Minutenfilm von monochrom, den ich schon von einem Videoabend kenne: “Ich” / “Me”. Selber anschauen, sag ich nix zu.
Dann eine kleine Performance zum gebührenbewehrten Hin- und Hertauschen von Währungen. €in $ in € in $ in € in $ ... Und dank der Tauschgebühren kriegt man immer weniger raus, bis sich am Ende nichts mehr tauschen lässt. Nun die Frage: Es seien twenty thrillion euros CASH circulating; wie viele Tausch-Iterationen seien notwendig, um die aufs Nichtmehrtauschbare klein weg zu kriegen (bei einer 3% oder 3.5% fee)? Das Publikum rät, es zirkulieren Zahlen zwischen 45x bis 1.000.000x; als Preis wird die Georg-Paul-Thomann-Biographie verlost. Korrekte Antwort: 849x, 19 Cent bleiben übrig.
Dann ein Zwei-Frame-Loop-Film eines Fingernagels, der … hochgeklappt wird. Zum, äh, Aufwachen. Grenzfurthner hat sichtlich Spaß, die beiden Frames rauf und runter zu rattern.
Dann kurz was zum monochrom-Computerspiel “Soviet Unterzögersdorf”; ein Adventure über eine vergessene sowjetische Mini-Nation in Österreich; “you know, adventure games are nearly dead now, soviet union is dead too”, sei doch die Adventure-Form angebracht.
Dann ein Projekt, die Arse Electronica, a whole conference on pornography and technology im autumn 2007. Dazu auch ein kleiner Kurzfilm … über den Overhead Projector, dying medium, only way to save it is to explore its possibilities as a pornographic medium …
monochrom-Film “Overhead Cumshot“
Dann noch eine campaign for the abolition of personal pronouns; nur noch eines soll übrig bleiben für alles.
Dann “Brandmarker”, Leute auf der Straße aus dem Gedächtnis Firmenlogos nachzeichnen lassen:
Freie Erinnerungs-Auslegungen des Apple-Logos.
Dann ein spezifisch für den CCC komponiertes Lied “It’s fun to hack the RFID” zu den Klängen von “Y.M.C.A.”, als Quasi-Karaoke mit Mitsingtexteinblendungen (zu denen der Grenzfurthner aber größtenteils nur allein abging):
Tanzte schön rum, der Grenzfurthner.
Dann: Viennese factionism / Wiener Faktionismus, nach ein bissel Gerede über die Angemessenheit des Wiener Aktionismus mit seinen Blutspielereien zur österreichischen disciplinary society, nach Foucault, der 60er, der Update auf die control society (Kontrolle der Gesellschaft verinnerlicht statt von außen durch Disziplinarmaßnahmen auferlegt; man ist nun sein eigener Chef und kontrolliert sich dadurch noch viel durchdringender) der Gegenwart, eine Aktion mit “Eigenblunzln”, auto-blood sausage, Eigenblutwurst (schön eklige Bilder der Eigenblutabnahme und Wurstzubereitung und Wurstverzehr); Texttafel “Ich möchte Teil einer Blutgruppe sein.”
Dann noch: “scrota contra vota”, Scrota als Ausdruck politischen Willens, mit Scrotum auf Scanner setzen und die Scans an österreichische Politiker schicken …
Dann zu den amerikanischen Aktionen, Experience the Experience; experiencing the experience of burning alive, oder auch das Wipen von Datenträgern als Kommentar zur Angst vor information overload; erboste Passanten: wiping ipods is like burning books!
Wollen mit ihren Sachen Diskussionen triggern, implement a couple of routines in the minds of people; “sugarcoating bullets” (nach Mao). “If the best books of Foucault would be videos on youtube i’m not sure many people would watch them”, aber man könne ja versuchen, ein entry forum den Leuten zu bieten. We are all children of postmodernism, don’t know if we can escape that or not, but it’s at least good to stimulate …
In der folgenden Pause dann Gesangs-Event in der Vorhalle mit lauter sich ansammelnden Hackern drum rum; nochmal das RFID-Lied; eine Variation auf “Danke” (“Danke für die Subkultur”, “Danke für Alexander Kluge”, “Danke für Michel Foucault, möge er in Frieden ruhen …”, “Danke für Suhrkamp 243” (“ein Lovecraft”)). Und ein Lied über Lawrence Lessig: “Lessig is lässig”, zur Melodie von “Life is Life”; usw. usf.
Nachtrag: monochrom haben jetzt eine eigene Seite zu ihren offenbar noch weitaus vielfältigeren Gesangsaktionen auf dem Congress eingerichtet, die auch (runterscrollern) obiges von mir gemachtes Foto featured. Da fühl ich mich natürlich sehr geehrt. Dieweil zirkuliert bei YouTube ein Clip, der zeigt, wie ich die Fotoserie beginne, die später in obigem Bild gipfelte (links unten, der Mensch mit dem iBook, auf dem ich in jenem Moment gerade obigen Blogeintrag tippte).
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Oh, es ist, wie es scheint: http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/2007-January/010233.html
jo: Ah, siehste, ich hatte das nicht auf der monochrom-Seite zum Verlinken gefunden, thx.
herzlichen dank fuer die nette zusammenfassung des vortrags. war nach 3 tagen 1-stunde-schlafen und staendig rumlaufen und performen doch schon etwas ausgelaugt.
na das skype hat mich dann wohl aufgeweckt ;-)
fuer die “tuerme von hanoi” geschichte gibts auch einen link ( www.monochrom.at/towers ) und ueber das sowjet-game hab ich z.b. nicht wirklich viel erzaehlt, aber da gibt es einen netten text auf—>
http://mutednoise.com/article.cfm?article=Soviet_Game_of_Future_Lost
und:
@christian: ich hab den o.c.s. auch heute erst offiziell auf die monopage gestellt… ist quasi vollkommen neu.
liebe gruesse
johannes