Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Das überaus erfolgreiche Mem der evolutionären Selbstorganisation aus dem Chaos heraus findet seine Umsetzung längst auch ganz profan in Diskursen zur urbanen Verkehrsplanung und Verkehrssicherheit. Aus Erfahrungen mit niederländischen “woonerfs” oder den betulichen “verkehrsberuhigten Bereichen” hierzulande entwickeln Städteplaner wie Hans Monderman und Ben Hamilton-Baillie bereits seit Jahren sehr viel radikalere Konzepte, die sich umschreiben lassen mit der restlosen Abschaffung von Ampeln und Verkehrsschildern oder sonstiger Verkehrsregulierung und der völligen Aufhebung jeder Trennung von Fußgänger- und Autofahrerbereich im gesamten städtischen Raum.
Die Idee dahinter: Der Verkehr werde sich effizienter und reibungsloser ohne Vorgaben von alleine regeln; der urbane öffentliche Raum und die Nachbarschaftskultur werde gestärkt, anstatt weiterhin von unzugänglichen Straßenbereichen zerschnitten zu werden; und die Zahl ernsthafter Unfälle werde sich verringern: Wer sich auf Regulierung und Vorschriften von Oben überhaupt nicht mehr verlassen könne, werde sich notgedrungen durch das erhöhte Risiko—verdeutlicht durch eine evtl. durchaus wünschenswerte höhere Zahl harmloserer kleinerer Unfälle—von selbst um sicheres Verkehrsvehalten bemühen und die Augen offener halten, was im Gesamtergebnis zu weniger Fatalitäten führe als blindes Vertrauen in die Ampel.
Techdirt verweist jetzt auf einen Bericht des Telegraph über ein Experiment im niederländischen Drachten, wo tatsächlich im Rahmen des nach diesen Prinzipien ausgerichteten EU-Projektes “Shared Space” ein Großteil der Ampeln abgebaut wurde; und siehe da: Es scheint für sämtliche Verkehrsteilnehmer gut zu funktionieren.
Weitere Lektüre:
Älterer Techdirt-Artikel zum selben Thema, mit Verweis auf einen ausführlichen Salon.com-Artikel v.a. über die Bemühungen von Ben Hamilton-Baillie, den Ideenkomplex in die USA zu tragen; ein weiterer Artikel zu Hans Mondermans Drachten-Experiment in der New York Times; und ein wieder etwas älterer, allgemeinerer und ausführlicherer Artikel in der Wired.
Nachtrag: Und einige Stunden später erbarmt sich auch das SpOn-Blog des ja nun nicht gerade aktuellen Themas. Lustig.
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