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22C3 #1

[Nachträglich ge-futur:plomt.]

10:24 Uhr

Nur zehn Minuten Anstehen, gar nicht so übel. Drinnen ist’s auch noch nicht allzu voll, erst die Hälfte ist aufgebaut. Ein kleiner Rundgang offenbart im Hackcenter eine ungewohnt große Gemütlichkeits-Lounge, wo sonst eigentlich alles mit Rechnern vollsteht.

Vielleicht wird der Congress ja etwas entspannender (die letzten beiden Male, als ich teilnahm, war es ein ziemlich erschöpfendes, schlafphasenarmes dreitägiges Durchgehetze): zwei einstündige Pausen jeden Tag, keine (für Spätzubettgeher, und Spätzubettgehen wird hier gefördert) exzessiv frühen Vortragstermine, und es scheinen sich dem Programm nach auch nicht mehr allzuviele Top-Veranstaltungen zu überschneiden (man könnte es natürlich andersherum auch eine beklagenswerte Ausdünnung der Top-Veranstaltungen-Konzentration schimpfen).

Jetzt harre ich aber erstmal des zweiten Congress-Auftrittes von Joi Ito. Ein Schweizer oder Österreicher zwei Sitze neben mir reißt indes mehrfach enthusiastisch seine Hände von seinem Notebook hoch und ruft fröhlich “Goatse! Goatse! Goatse!” aus.

11:00 Uhr: Einführung

Tim Pritlove kündigt “150 talks this year“ an, betreibt rhetorische Hacker-Image-Politik (”what we are not: criminals / the all-mighty uber-geeks / fixing your Windows box [großer Applaus] / to be ignored“) und sucht nach Gegendefinitionen im Bereich der Wissenssuche und technischen Neugier, erklärt, “what we are“ (”concerned / committed / furious / not holding still / pretty damn serious about it“) und macht einen kleinen Geschichtsabriss des Congresses. (Was mich ja mal interessieren würde, das können mir irgendwelche CCCler bestimmt erklären, wieso war der Congress zwischendurch, als er eigentlich noch in Hamburg lokalisiert war, ein Jahr mal in Berlin?)

Ach ja, das Wireless-Internet geht angeblich, meint er. Mal sehn.

Die Startzeiten der frühesten Vorträge seien nach hinten verlegt worden, “to accomodate for the usual sleeping practices“ der Congress-Klientel. Man solle sich rücksichtsvoll gegenüber dem Gebäude (bcc) verhalten, insbesondre nicht mehr bedenkenlos Türen durchs wilde Durchstürmen zerstören, wie offenbar zuvor in beträchtlichem Umfang geschehen.

Auch unerlässlich ein Kommentar zu “Digital incidents“, d.h. den vom Congress ausgehenden Hackereien wie bspw. letztes Jahr, die solle man doch bitte, naja, unterlassen, bzw., naja, man könne ja erforschen aber bitte nichts kaputt machen, bzw. naja, man solle natürlich primär bei Maschinen, die dafür gedacht sind, erforschen, bzw. naja … (viel Gelächter in diesem Abschnitt)
Quasi resignierend dann der Verweis auf die “Hacker Ethics Hotline“, die man doch wenigstens, anonym und kostenlos selbstverständlich, anrufen solle, wenn man denn schon etwas anzustellen gedenke und sich so Fragen stelle wie “What happens if I 0wn that box now?“, “Is it morally justifiable to do this or that?“, “How much trouble will I cause if things go wrong?“ (wieder viel Gelächter)

Dann wird der Keynote-Sprecher angekündigt.
Qualifications:” muss einen Night Club geleitet haben und Disk Jockey gewesen sein, außerdem (Publikumsgejubel): “University drop out“.

Keynote: Joi Ito

Ito: “Open Network is Open Society
Das Internet sei als offenes weltweites Kommunikationsnetzwerk eine Grundvoraussetzung für die Demokratie des 21. Jahrhunderts. Doch es gebe Bestrebungen einflussreicher Firmen, von Microsoft bis zu den Telephongesellschaften, aus dem offenen Netzwerk eines oder mehrere geschlossene zu machen. Gefahr! Ein offenes Internet sei für die Demokratie der Zukunft wichtiger als das Recht, Waffen zu tragen, wichtiger, als das Recht, zu wählen.

Democracy is Broken“ / “Voice is More Important than Votes“ /

Ja, von der Demokratie, in der man nur alle vier Jahre eine Stimme abgibt, hält ito nicht viel. Ihm schwebt ein Wikipedia-Ideal vor: Dort wären Abstimmungen nur in den allerschlimmsten Fällen notwendig, gemeinhin versuche man eher, über rationale Diskussionen zu einem Konsens zu gelangen. Eine derartige Demokratie der Vernunft wünscht sich Ito auch für die Gesellschaft. Und ein freies Internet, “free speech“ und, dadurch herbeigeführt, “The Competition of Ideas“, würden dies ermöglichen. Ito glaubt auch: “giving people voice also switches on their brain“, so soll das gehen. Wer in eine Diskussion gelassen wird, sieht sich automatisch gezwungen, seine Positionen zu rechtfertigen und daher über sie zu reflektieren?

Ja, man bräuchte nur auf die Kraft des Arguments vertrauen, scheint Ito sagen zu wollen. Er gibt ICANN als Beispiel, wo er ja auch drinne sitzt. Man bräuche doch bloß mal sich überwinden und hingehen zu deren öffentlichen Sitzungen und mit ihnen diskutieren, dann könne man auch Einfluss üben, die Machthaber seien durchaus der Vernunft zugänglich:

Do Not Overestimate Conspiracies“, sagt er, Machtgier der Mächtigen sei einfach natürlich, aber da stehe weder eine Ethik, noch ein großes Konzept dahinter; aber er warnt eben dann doch auch vor organisierten Feinden der Demokratie:

Monopolies Thrive in Free Markets (Aggregation of Power in an Open Market)

Als die modernen Demokratien designed worden seien, hätten die Gründerväter leider nicht damit gerechnet, welche Macht das Monopolkapital dereinst akkumulieren würde, und daher keine ausreichenden Schranken eingebaut. Der unregulierte freie Markt sei der Demokratie gefährlich; Demokratie ist den Monopolkapitalisten ein Profithindernis.
Ito warnt auch:

Profiling Is Not About Your Porn Habits

Nicht das unsystematische Aufdecken netter kleiner privater Geheimnisse bei Eingabe des Namens bei Google sei die Gefahr, sondern das systematische “profiling“ durch Firmen und Geheimdienste, das sich dann wiederum darauf auswirke, wer den begehrten Job bekomme, wer in das Land einreisen dürfe, wer ein öffentliches Amt ausüben dürfe, wer beim nächsten Verhaften oder Abschlachten der Opposition drankomme.

Wichtig halt: Anonymität und freie Netze. Ihre Feinde, so Ito, argumentierten gegenüber den ahnungslosen, aufnahmebereiten Politikern wirkungsvoll mit den “Boogeymen“:
People Who Share Are Pirates (Hollywood and Big Software)
Terrorist and Child Pornographers Use The Internet (Law Enforcement)
The Network Must Be Intelligent (Government Censors and Network Operators)

Die Lösung im Kampf gegen die internet-feindlichen Feinde der Demokratie: Vertrauen in den selbstbewussten Einsatz rationaler Argumente gegenüber den Machthabern sowie:
Support Free and Open Source Software and Sharing

Open Source sei stark und auch äußerst business-fähig, was zu betonen Ito nicht müde wird in Anbetracht jener, die in Open Source ein kommunistisches Softwarekapitalismuszerstörungsmonster sähen.

12:00 Uhr:
Understanding buffer overflow exploitation – The fascinating interplay of CPU, stack, C-compiler and shellcode in a nutshell“ / Christiane Ruetten

Besser gesagt, Overflow des völlig überfüllten Saales, in den der Mann an der Tür niemanden mehr reinlassen wollte.
Etwas über meinem (technisch sehr niedrigen) Niveau (und in Anbetracht dessen für mich auch zu schnell), aber eigentlich sehr gut, denn trotzdem hab selbst ich einen IMHO ziemlich guten Eindruck des Konzeptes bekommen :-)

13:00 Uhr:
Hopalong Casualty – On automated video analysis of human behaviour“ / Ingo Lütkebohle

Stellt die aktuellen Ansätze der automatisierten Videoanalyse von (menschlichen) Bewegungen vor, die allesamt noch völlig unausgereift und unbrauchbar sind, zumal sie für bewegungsarme geschlossene Räume konzipiert sind, aber am liebsten für bewegungsreiche Menschenmassen angewandt würden. Was er auch betont: Der Mensch arbeite bei der kognitiven Verarbeitung von Bewegung mit umfangreichen Erwartungen und Vorkenntnissen, kognitiven Schemata, ein Problem, das von den bisherigen Ansätzen zur automatisierten maschinellen Bewegungsanalyse viel zu sehr vernachlässigt würde.

14:00 Uhr:
Hacking CCTV – Watching the watchers, having fun with cctv cameras, making yourself invisible“ / Martin Slunksy, Adrian Dabrowski

Die Jungs von quintessenz.at stellen die Videoüberwachungssituation in Österreich vor, bspw. Überwachungskameras, deren Signale analog verteilt werden und die man ja nun mit verschiedenen Mitteln abzuzapfen versuchen könne. Das führt dann zu einem Exkurs etwa über die Umgehung analoger Störsignale, nicht vollends unverknüpft mit dem gleichen Problem auf dem Heimvideomarkt. Auch toll sind natürlich internetzmäßig ungesicherte Überwachungskameras, die man gleich direkt über Google erstöbern und zur eigenen Videounterhaltung nutzen kann. Und natürlich die tollsten Sabotagemethoden, einerseits Mängel wie die in der Vorgängerveranstaltung vorgestellten ausnutzend, andererseits aber auch mit so netten Instrumenten wie, ahem, Laserpointern und Infrarotkopfbedeckungen (die die Kameras ziemlich blöd interpretieren).
(Die Veranstaltung barg noch viele andere coole Sachen, aber ich war abgelenkt, da ich parallel rasch obige Zusammenfassung der Joi-Ito-Keynote aus einem gigantischen Notizenwust zusammentipperte.)

Tuesday December 27, 2005

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