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Antwort auf Techno-Amish-Märtyrerei

Eine ausführliche Antwort auf Chris P.:

Du beschwerst dich, dass die Internet-Welt nicht mehr kompatibel sei zu deiner künstlich (!) veraltet gehaltenen Rechner-und-Software-Ausrüstung. Nun, Rechner und Software = Kulturtechniken, wie Sprache. Gehört es zu meinen Eigenheiten, dass ich nur Latein sprechen und mich neueren Sprachen verweigern möchte, sperrt mich die Welt auch ziemlich aus. Vielleicht finde ich eine Lateiner-Community, mit der ich zu gemeinsamen Vergangenheits-Nachspiel-Treffen meinen Spaß haben kann, aber ich kann schwerlich von der Restwelt verlangen, dass sie hinter Sprach- und Kulturgeschichte post AD 500 mitsamt neu hinzugewonnen Möglichkeiten, Freiheiten usw. zurücktritt, um meinen Ansprüchen an die Vergangenheit zu genügen.

Wir haben eine schöne gesellschaftliche Regel: ein Freiheiten-Gleichgewicht: deine Freiheit darf unendlich weit reichen, es sei denn, sie reduziert so die Freiheit der Übrigen. Die Welt hat mit den Jahren Ozeane neuer Freiheiten geschaffen. Es steht dir frei, diese in Anspruch zu nehmen oder nicht; du wählst die bewusste Verweigerung, schön und gut. Dann erwarte aber nicht, dass du damit auch Andere nötigen kannst, von ihren neuen Freiheiten abzulassen. Sie werden sich dir gegenüber nicht in der Bringschuld sehen, denn es ist deine freie Entscheidung, wie anno 1995 zu leben; niemand zwingt dich dazu.

Sich auf Hardware und Software (!) anno 1995 zu beschränken, ist eine aktive Wahl; da kann man sich auch nicht mehr mit "ich will aber nicht genötigt werden, ständig für Neues Geld auszugeben" rausreden, denn erstens könntest du auch mit so mancher Linux-Distribution ohne Geld-Investition sehr viel mehr aus deiner Maschinerie herausholen, zweitens dürfte der künstliche Erhalt dieses historischen Stands dir nach einer Weile mehr Kosten verursachen, als mit den Veränderungen der Welt, die schon immer eine dynamische war, mitzuhalten.

Das Tempo mag anziehen, aber die Kultur der Beschleunigung erleben wir nicht erst seit einigen Jahren, sondern seit vielen Jahrhunderten. Auch die Zeit, in die du dich zurücksehnst, die Technologie- und Kultur-Welt der 1990er, war nur aufgrund dieser Beschleunigungswelle möglich. Du willst auf der Welle surfen, aber nicht, dass die Welle sich dabei bewegt.

Sich künstlich zu beschränken, kann eine interessante Übung sein, die auch Gutes schaffen kann, wo sie Freiheit schafft von Ballast. Aber dafür ist das Festhalten an historischer Vergangenheit IMHO der falsche Ansatz. Die Frage ist gut und richtig, was man z.B. mit einigen wenigen Kilobyte auch schon schaffen kann, aber diese Frage ist eine Andere als die, was das Jahr 1990 schaffen konnte. Das sind weniger historische als viel mehr technische Fragen, die z.B. Microcontroller-Bastler, Entwickler für Embedded-Systeme, Betriebssystem-Programmierer usw. sehr aktiv beschäftigen. "Weniger ist mehr" ist etwas Anderes als "Früher war alles besser".

Tuesday March 10, 2009

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Kommentare

  1. Benni Bärmann / 10. March 2009, 22:00 Uhr

    Das mit der Freiheit passt so nicht ganz. Weil er ja irgendwann auch die Internetseiten des Jahres 1995 nicht mehr benutzen kann, weil die nicht mehr da sind sondern neuere Hardware und Software erfordern. Es gibt schon einen sanften Zwang mitzuziehen und der ist auf jeden Fall problematisch.

  2. Chris P. / 11. March 2009, 10:12 Uhr

    Vielen Dank an Christian für den interessanten Beitrag zu meinem “Problem”. Allerdings sind die Argumente allesamt nicht neu und gehen IMO an der eigentlichen Sache wieder vorbei. Wenn man z.B. zum x-ten Mal “Mach doch Linux” gehört hat, dann verliert dieser Tipp auch jede Individualität, zumal er sich nicht mit meiner Philosophie deckt.

    Prinzipiell möchte ich festhalten, dass sich meine Hard- und Software nicht auf Anno 1995 beschränkt. Viel zu neu, viele meiner Non-Intel-Rechner sind ja auch aus den 80ern. 1995 grenzt doch schon wieder an neumodischen Schnickschnack ;-). Mein Betriebssystem ist von 1993 (böse Zungen sagen gar von 1981), ebenso wie meine GUI. Darauf möchte ich doch großen und lobenden Wert legen.

    Kurz zur Info ein paar Bildchen:

    http://misfits.drts.org/wfwsite.htm

    Anyway, du ziehst die Schuldkarte von der selbstauferlegten Rückständigkeit, die, würde die Welt darauf Rücksicht nehmen, auch anderen Leuten den Fortschritt verleiden und einschränken würde. Und dieses Argument greift IMO nicht wirklich. Wen würde es z.B. aktiv stören, wenn sich z.B. bestimmte Funktionalitäten des Web 2.0 auch auf ältere Software (und somit ältere Hardware) übertragen ließen? 

    Es mag überraschen, aber man kann im Web 1.0 noch sehr gut z.B. mit einem 11 Jahre alten Browser unterwegs sein. Das kann auch jemand mit aktuellerer Technik tun und wird dabei nicht eingeschränkt, nur weil sich dieser Teil des Webs auch für ältere Anwendungen offen hält. Das Web 2.0 hat jedoch all jenen, die (aus welchen Prinzipien auch immer) an ihrer Software festhalten, ziemlich von Anfang an einen Riegel vorgeschoben.

    Und hierzu sage ich, dass man das Web 2.0 nicht “demokratisch” im vollständigen Wortsinn nennen kann, denn es schließt Leute aus, die technisch nicht mitziehen. Du schreibst gerne, dass man seine Eigenheiten und Persönlichkeit durch das Web 2.0 in alle Welt tragen kann. Okay, aber dann sollte deine Eigenheit nicht sein, dass du aus Prinzip an die Qualität von älterer Hard- und Software glaubst. Sonst trägst du nur bis zur nächsten Fehlermeldung.

    Warum wird ausgegrenzt? Weil es Fortschritt für die Masse hemmen würde, wenn man die Freunde älterer Technik und deren Argumente “reinlassen” würde? Oder weil es schlicht keinen Zugang gibt, weil jeder, der diesen Zugang technisch hätte möglich machen können, gesagt hat “Was kümmert es mich denn heutzutage noch”?

    Und der letzte Satz ist IMO (gerade im Bezug auf ältere, imperfekte, analoge, kleinere etc. Dinge) genau das Argument, daß ich als eines der massiven Probleme der Gesellschaft im 21. Jahrhundert betrachte. Aber das ist ein anderes Thema.

  3. Chris / 11. March 2009, 15:49 Uhr

    “Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt”

    Dante, oder so.

    ;)

  4. Chris P. / 12. March 2009, 17:45 Uhr

    @chris

    Ich handle doch, in dem ich sage, da

  5. Chris P. / 13. March 2009, 08:05 Uhr

    Hoppla, sorry für den kurzen Eintrag. Wie erwartet funktioniert auch das Kommentieren nicht mit dezent älterem Browser. Vermutlich ein Sonderzeichenproblem, letztlich aber wieder der technologische Filter. Was ich eigentlich sagen wollte, war das hier:

    @chris

    Ich handle doch, in dem ich sage, dass mir der Zeitgeist des 21. Jahrhunderts in vielen, vielen Bereichen zuwider ist. Und die Handlung dazu ist im Moment passiver Widerstand an vielen Fronten der sogenannten modernen Welt.

    Erwarten tue ich mir von diesen dunklen Zeiten voll mit digitaler Entstofflichung, beliebigen und greulichen Datenmassen, Zerstörung von analoger “Imperfektion” und ihren Schätzen etc. etc. gar nichts mehr. So bedauerlich es ist, aber momentan sehe ich persönlich den einzigen Weg zur persönlichen Freiheit im Status Quo einer sogenannten technologischen und medialen “Rückständigkeit” in frühere Jahrzehnte. Mit Warten fange ich erst wieder an, wenn sich irgendetwas wirklich Positives abzeichnet.

    Chris

  6. Christian / 16. March 2009, 18:08 Uhr

    Chris P.:

    Es ist nicht der Fall, dass die Web-2.0-Webseiten aktiv Arbeit darein investieren würden, deine veraltete Technik auszugrenzen. Es ist umgekehrt: Es würde aktiv Anpassungsarbeit kosten, deine veraltete Technik reinzulassen. Rückwärtskompatibilität ist nicht nur der Verzicht auf aktive Sperren gegenüber älterer Technik, sondern vor allem auch das Schalten, Pflegen veralteter Schnittstellen, Transformatoren usw., die von kaum noch jemandem beansprucht werden. Das ist oft genug ein empfindliches Maß von Mehr-Arbeit, Kosten, Zeitverbrauch, das gerechtfertigt werden muss.

    Im Falle von Accessibility-Diskursen z.B. gegenüber Seh-Behinderten, die sich Webseiten von ihren Computerprogrammen vorlesen lassen müssen, gibt es auch durchaus immer mal wieder gesellschaftliche Übereinkünfte, diese Mehr-Arbeit zu leisten, sei es, weil man auf diesen Teil der potentiellen eigenen Kundschaft nicht verzichten möchte, sei es als moralischer Imperativ, allen Möglichkeit zum Zugriff zu geben. Eine wesentliche Prämisse des Arguments hierbei ist aber, dass z.B. die Seh-Behinderten nicht einfach so aus Hobby und persönlicher Entscheidung sehbehindert sind; dass ihnen kaum eine andere Möglichkeit bleibt, auf diese Teile des Webs zuzugreifen, außer auf Accessibility-Normen zu pochen. Das ist der wesentliche Unterschied zu deiner freien Entscheidung, mit bewusst veralteter Technik zu arbeiten.

    Von einem Blinden kann man, jenseits leichter Erreichbarkeit einer Sehbehinderungsheilung, schlecht verlangen, dass er sich Sehkraft anschafft, um am gesellschaftlichen Leben partizipieren zu dürfen; von jemandem, der bewusst veraltete Technik einsetzt, während neuere zu einem vertretbaren(!) Aufwand ihm zugänglich wäre, kann man die Anschaffung neuerer Technik als Bedingung gesellschaftlicher Partizipation sehr wohl verlangen. (Diese Vertretbarkeit des Anschaffungsaufwands ist dann die Frage, auf die man die Diskussion verlagern könnte.)

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