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"We could have been exploring the galaxy by now"; was haben uns die "Dark Ages" an Fortschrittszeit gekostet?

Diagramm, das aufzeigen will, dass die vom Christentum verursachten Dark Ages die Technologische Singularität um tausend Jahre nach hinten verschoben haben.

Bild via Matthias Rampke, Quelle, Quelle der Quelle.

(Sicherlich hoch problematische) Geschichts-These:

In der "Achsenzeit" nimmt die menschliche Zivilisation, gerade zu Bewusstsein gelangt, an Fahrt auf. Besonders fruchtbar ist seit einigen Jahrtausenden der Mittelmeerraum. Hier machen sich nun binnen weniger Jahrhunderte materialistisch-wissenschaftliche Ansätze breit; mit Logik und Mathematik werden die Natur erforscht, der Erdumfang berechnet und die Atomtheorie begründet. Die griechisch-römische Kultur verwandelt binnen eines Jahrtausends den urzeitlichen Jäger-und-Sammler-Dschungel Europa in einen hochtechnologisierten pluralistischen Rechtsstaat, dessen Infrastruktur Kulturräume von Afrika bis Britannien, von Gibraltar bis zum Orient kommunikativ und logistisch zusammenführt und nach hohem Standard zivilisiert. Doch das "Imperium Romanorum" zerbricht; nicht zuletzt an sich selbst. Der Leichenfledderer seines politischen Kollaps ist eine apokalyptische Märtyrer-Sekte aus dem Nahen Osten mit weltanschaulichem Alleinvertretungsanspruch. Das Christentum setzt sich an die Spitze und verwandelt die europäische Gesellschaft totalitär ins eigene Gottesstaats-Ideal. Dabei werden einige Formeln und Riten der griechisch-römischen Kultur übernommen, die politisch ins Konzept passen; der Rest wird verächtlich gemacht, geschlossen, verschüttet, verbrannt. Die Olympischen Spiele, das Orakel von Delphi, der philosophische Unterricht in Athen, alles wird verboten; die verblienenen Intellektuellen flüchten an die Peripherie und von dort ins Perserreich. An Stelle eines in der Summe säkulären Pluralismus tritt eine mystische Monokultur, die religiöse Verinnerlichung über materialistischen Eifer und dogmatische Betformeln über wissenschaftliche Neugier setzt. Bibliotheken werden aufgelöst. Das angesammelte Wissen der letzten tausend Jahre wird weggewischt und ersetzt durch den Text des Einen Heiligen Buches. Jene, die noch lesen und schreiben können, können es immer schlechter. Die Städte und Straßen verwahrlosen. Die Aquädukte verfallen, und bald weiß niemand mehr, wie man sie wieder in Stand setzen könnte. Auf dem Forum Romanum weiden Kühe. Die Philosophen und Dramatiker, Mathematiker und Oratoren der Antike werden vom Pergament geschrubbt, um Bibel-Psalme drüberzukopieren; immerhin, von diesen Pergamenten bleibt zum Ende vielleicht noch mehr übrig als von jenen, die einfach vernichtet wurden. Wenige Jahrhunderte nach Gaius Julius Cäsar ist Europa afghanisiert, zurück auf Null. Es wird ein Jahrtausend brauchen, um wieder zu einem der Antike vergleichbaren Stand zurück zu finden.

So ungefähr lässt sich europäische Geschichte skizzieren, wenn man den Begriff der "Dark Ages" mag, jener Jahrhunderte vom Abstieg Roms an, in denen das europäische Geistesleben stagniert, die schriftlichen Zeugnisse versiegen und auch die Überlieferung aus der Antike abstirbt, soweit sie nicht am Rand des Spielfelds, Richtung Asien und Arabien, aufbewahrt wurde. Das "dunkle Zeitalter" wurde vor allem nachträglich, ab der Renaissance, als ein solches beschworen. Es lässt sich leicht ideologisch instrumentalisieren. Man kann den Buhmann dem Zusammenbruch des Römischen Reiches als Eigenverschulden seiner Wirtschaftsstruktur zuschieben, das in großer Unnachhaltigkeit wuchs (Stichwort Deforestation); dem Druck der Völkerwanderung; oder auch einem Verfall der Geisteswelt, für dessen Betrachtung natürlich gerade auch Faktoren wie das Christentum sich anbieten. Mich an letzterem abzuarbeiten, dazu hat mich grad das Kapitel "The Near-Death of the Book, the Birth of Christian Art" in Peter Watsons "Ideas: A History from Fire to Freud" (dt.: "Ideen: Eine Kulturgeschichte von der Entdeckung des Feuers bis zur Moderne") (Amazon.de-Affiliate-Links!) inspiriert, das ein ziemlich deprimierendes Bild vom Niedergang der Schrift- und Geisteskultur unter der neuen christlichen Vorherrschaft zeichnet.

Man kann das Problem wohl nicht allein auf den Memeplex Christentum reduzieren; aber man behalte die Geschichte seiner geistigen Machtergreifung und ihre unmittelbaren Folgen im Hinterkopf, wenn wieder einmal das Begründetsein unserer westlichen geistigen Traditionen und Fortschritte im Erbe des Christentums behauptet wird. Das hiesige Erbe begründet sich mindestens so sehr auf der vorchristlichen Antike, teils in den Ausschnitten, die das Christentum gnädig durch sein Zensurnetz ließ, vor allem aber auch in dem, was ab der Renaissance durch Umwege wie die arabische Welt wiederentdeckt wurde; auf germanisch-slawischen Stammes-Kulturen, deren Eroberungszüge und Königreichsgründungen Europa politisch und wirtschaftlich völlig neu strukturierten; und auf den Instabilitäten, Schismen, Reformen, die das Christentum gerade auch als Reaktion zwischen derlei Polen, als Anpassungs- und Zerreißproben und unter Druck von den Rändern durchmachte. Was war der christliche Beitrag zu Humanismus, Aufklärung, Industrialisierung, Demokratie, Kapitalismus, Globalisierung, den nicht in einer Parallelwelt genauso naheliegend oder paradox der Islam, der Buddhismus oder der Konfuzianismus hätten liefern können? (Wie sowas hätte aussehen können, skizziert Kim Stanley Robinson in seinem Roman "The Years of Rice and Salt" (Amazon-Affiliate-Link!), in dem das christliche Europa im 14. Jahrhundert durch die Pest ausgelöscht und durch den Islam neu besiedelt wird, der sich in den folgenden Jahrhunderten mit den übrigen Kulturmachtzentren Asiens einen Wettlauf ums teleologisch arg zur Wirklichkeit parallelisierte Erreichen der Moderne liefert. Es gibt bittere Szenen, in denen die islamischen Siedler gewissermaßen das primitive Hüttenwerk der Pest-niedergerafften Dörfer achtungslos zur Seite räumen, um bewundernd die darunterliegenden Überbleibsel der fortschrittlichen römischen Architektur zu studieren.) Das Christentum hat eine tausendjährige mathematisch-philosophische, materialistisch-naturforschende, technologisch-erfinderische Tradition abgebrochen und vergraben, und für was? Für den Rückzug in selbstgerechte Heilige Texte und inzestuös um diese herumschwirrende scholastische Metaphysik; fürs Verächtlichmachen der Welt und ihrer Möglichkeiten zugunsten mystisch-jenseitiger Heilsversprechungen. Gegenargumente?

Aber genug der Schuldzuweisung. Die Fragen, um die es mir eigentlich geht, sind eigentlich andere:

Wednesday March 4, 2009

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Kommentare

  1. Baranek / 04. March 2009, 19:22 Uhr

    Naajaa… Diese Thesen haken ja an einige Dingen ganz gewaltig. Obwohl ich wahrlich kein Fan des Christentums bin ABER – Die Römer waren doch die Barbaren. Die Handwerkerreligion hat doch völlig neue Werte geschaffen, die die Römer gar nicht kannten. Zum Beispiel Mitmenschlichkeit. Deshalb wurde die auch so schnell populär. Weil eben jeder in den Himmel kommen konnte und nicht nur ein Reicher, der Geld für große Opfer hat …

    – Die muslimische Kultur, und das ist der andere Fehler, war doch Träger enormen Fortschritts zum Beispiel in der Schriftkultur oder der Medizin. Von daher ist die Gleichsetzung völlig daneben.

    Unbestritten ist, dass gewisse Kulturtechniken der römischen Zeit in Vergessenheit gerieten. Allerdings waren die Römer zum Schluss selber Christen. Von daher zu behaupten, die Christen hätten alles kaputtgemacht, ist wirklich ahistorisch. Ich glaube eher das waren die unziviliserten Völkerwanderer sprich Germanen …

    ich sehe daher gar keinen Bruch in der Geschichte des Fortschritts… Hinzu kommt ja auch, dass seit Max Weber klar ist, dass der Kapitalismus selbst aus dem Christentum kommt und der ist ja wohl DER Antreiber des Fortschritts gewesen. Sorry, aber deine Thesen sind falsch.

  2. Atheist / 04. March 2009, 20:13 Uhr

    Das Christentum hat “Mitmenschlickheit” geschaffen? Ist der Mensch ohne den Erlöser-Fanatismus nicht in der Lage mit anderen zu fühlen? Angesichts der Auswüchse (z.B. Hexenverfolgung, Inquisition, Kreuzzüge) ist es eher erstaunlich, dass Menschen trotz Schuld/Sühne-Wahn noch Gefühle für andere zeigen können.

    Kapitalismus gab es schon lange vor dem Christentum, schon die alten Chinesen, Ägypter, Griechen und Römer haben internationalen Handel betrieben.

  3. Christian / 04. March 2009, 20:15 Uhr

    Baranek, danke für den Kommentar,

    Absatz #1: Den moralischen Sieg des Christentums über die Antike (die ja nun auch nicht völlig unbeschrieben war bezügl. ethischen Systemen, von den griechischen Philosophen bis zu Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit) möchte ich erstmal bewiesen sehen. Dass da irgendwo in der Bibel was von “Mitmenschlichkeit” steht ist das eine, aber hat der Wechsel zum Christentum das Leben der Menschen in den Grenzen des Römischen Reichs tatsächlich verbessert, sozialer oder freier gemacht? Selbst die Sklaverei wurde vom Christentum anerkannt.

    Absatz #2: Wie ich schon schreibe im vorletzten Listenpunkt, der Islam blühte damals intellektuell auf und war keineswegs so isoliert und auf sich selbst zurückgeworfen wie das europäische Christentum. Insofern weiß ich nicht, worauf sich deine Kritik bezieht. Dass ich den Islam ebenfalls eine missionarische Wüstenreligion nenne? Lässt sich das denn in Frage stellen?

    Absatz #3: Es geht mir weniger um die Kritik an Christen als Personen denn am Christentum als Memeplex, der ein vorhandenes System umbaut.

    Absatz #4: Das Aufkommen der Weberschen protestantischen Ethik ist weit post Dark Ages. Und dass eine bestimmte Konfiguration einer Religion x zu y führen mag, beweist nicht, dass nur diese Religion x zu einer solchen Konfiguration fähig gewesen wäre — siehe meinen Punkt mit Kim Stanley Robinsons “The Years of Rice and Salt”. Den Weg von der Bergpredigt über die Prädestinationslehre zum modernen Kapitalismus ganz auf den Gehalt der christlichen Glaubenslehre zu reduzieren, halte ich für, hm, gewagt.

  4. Falko / 04. March 2009, 20:30 Uhr

    Also ich muss beiden Vorrednern zustimmen. Viele mathematische und logische Fortschrittsbeiträge kommen aus dem Islam bzw. Islamische Länder.
    Dennoch halte ich die ursprüngliche Kritik für durchaus berechtigt. Sie ist ja nur ein Startpunkt für eine Diskussion und kein Dogma.

    Es wäre Interessant die Entwicklung des Fortschritts in anderen Regionen der Welt zu betrachten. Die Chinesen z.B. dürften ja von Europa damals noch ziemlich isoliert gewesen sein. Warum sind die nicht inzwischen auf dem Mond? Oder die amerikanischen Ur-Einwohner. Lange Zeit große Fortschritte in Astronomie und dann plötzlich Ende – auch ohne Christentum.

  5. Mario / 04. March 2009, 20:36 Uhr

    Die Behauptung, dass ausgerechnet das Konzept der Mitmenschlichkeit auf die Christen zurückgeht, ist einer der größten Mem-Erfolge, die die diese Kirche erreicht hat. Großer Quatsch ist sie trotzdem. Nach dem momentanen Stand der Forschung ist Altruismus eine tief in unseren Genen verankerte Spielart des Artenschutzes. Anbeter eines untoten palästinensischen Bauarbeiters und dessen unsichbarem Superwesen-Vater haben damit ursächlich überhaupt nichts zu tun. Und zu: “Weil eben jeder in den Himmel kommen konnte und nicht nur ein Reicher, der Geld für große Opfer hat.” Klar, und die Sache mit den Ablassbriefen hat sich wahrscheinlich der Luther ausgedacht.

  6. Baranek / 04. March 2009, 20:48 Uhr

    Ja, ich weiß, dass mit der “Mitmenschlichkeit” ist angesichts der Auswüchse sicherlich ein Paradoxon. Aber was kann die Theorie für die Praxis? Was kann Marx für Stalin?

    Ich will hier nicht als Verteidiger des Christentums missverstanden werden, Tod-Gott, äh, bewahre. Aber wir dürfen auch nicht blind auf die Renaissance-Ideologen hereinfallen, die ja das Meme der Dark Ages als erste postuliert haben, um ihr eigenes Süppchen zu kochen (Kapitalismus vs. kirchliches Zinsverbot zum Beispiel).

    Gut fand ich den Hinweis auf die außereuropäischen Kulturen. Hier herauszuknobeln, warum die nicht den Chip erfunden haben, ist sicherlich interessanter, als sich an der MA-Frage abzuarbeiten.

    Ganz davon abgesehen, was denn überhaupt Fortschritt sein soll. Woran misst sich der? Grad persönlicher Freiheit? Kältegrad der Milch im Kühlschrank? Schnelligkeit der Informationsverbreitung? Ich weiß es einfach nicht…

  7. Benni Bärmann / 04. March 2009, 21:08 Uhr

    Die These krankt zentral an drei Punkten:

    1. Eurozentrismus. Diese “dark ages” waren in anderen Teilen der Welt Blütezeiten. Islam und China wurden ja schon genannt. Es wird sich sicher auf allen Kontinenten etwas finden lassen.

    2. Auch in Europa selbst waren die “Dark Ages” lange nicht so “dark”. Das ist eine sehr veraltete sicht. Man gucke sich nur die Kathedralen an. Die Römer konnten sowas nicht. Oder Dreifelderwirtschaft, oder, oder…

    3. Europa war damals alles andere als “isoliert”. Es gab einen sehr regen Austausch mit dem Islam. Und die Seidenstrasse lief die ganze Zeit über prächtig. Da wird auch schon vor Marco Polo der eine oder andere drübergelaufen sein.

    Umgekehrt wird ein Schuh draus. Im Mittelalter wurden die Grundlagen für spätere europäische Überlegenheit gelegt.
    Literaturempfehlung zum Thema: “Warum Europa?” von Michael Mitterauer

  8. Matthias / 04. March 2009, 22:41 Uhr

    @#7:

    Zu 1.: Wenn ich mich recht entsinne, war die chinesische Kultur ziemlich säkular (Laotse, Konfuzius). Andererseits aber auch sehr isolationistisch und hierarchisch. Die moderne Mathematik wurde in weiten Teilen aus dem Islam re-importiert. Die “Dark Ages” kamen da vielleicht auch erst später…

    Zu 2.: Nur ein durchideologisiertes und religiös-hierarchisches System knechtet über hunderte Jahre hinweg Menschen, um zweckfreie Prunkbauten zu errichten. Die Römer haben sich das nicht angetan (wo wir wieder bei “menschlichkeit” wären).

    Zu 3.: Ja, mit dem Islam wurde ausgetauscht. Meistens Hiebe und Schüsse. Kultureller Austausch kam viel später.

    Wiederum umgekehrt wird ein Schuh draus: Zusammen mit der Effizienz der Aufklärung konnten die Überreste des Mittelalters – Königreiche und Kirche – die restliche Welt noch 500 Jahre lang kolonialisieren.

  9. HorstDeckert / 05. March 2009, 00:14 Uhr

    Seit 604 v.Chr. gibt es einen Pontifex Maximus und die Babylonische Religion, die sich seit dem 4. Jahrhundert “Christentum” nennt.

    Der Pontifex Maximus Tiberius war für die Hinrichtung, die Kreuzigung Jesu Christi verantwortlich.

    Der Historiker Tacitus schrieb in seinen Annalen – siehe http://tr.im/h1at – dass Christus unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war. Dies bestätigt auch Lukas 3, 1: “In dem fünfzehnten Jahr des Kaisertums Kaisers Tiberius, da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war …”

    Und wer oder was war Tiberius genau?

    Vor der Adoption durch Augustus hieß er Tiberius Claudius Nero; * 16. November 42 v. Chr. in Rom; † 16. März 37 n. Chr. am Kap Misenum. Er war römischer Kaiser von 14 bis 37 n. Chr. Aber nicht nur das.

    Sein vollständiger Name zum Zeitpunkt seines Todes lautete:

    Tiberius Caesar Divi Augusti filius Augustus, PONTIFEX MAXIMUS, Tribunicia potestate XXXVIII, Imperator VIII, Consul V.

    In der Lex de imperio Vespasiani des Jahres 69 wird Tiberius zu den vergöttlichten Caesaren gezählt.

    FAZIT:

    Benedikt XVI., alias Joseph Alois Ratzinger ist einer der Nachfolger Cäsars, und des vergöttlichten Caesaren Tiberius Pontifex maximus.

    Was sagen Sie dazu, dass sich der Papst gleichzeitig als Pontifex Maximus und als Stellvertreter Christi ausgibt?

    Man muss sich das einmal bildlich vorstellen:

    Der Nachfolger des Mörders will uns weismachen, er sei der ehrliche Stellvertreter des Opfers! Das ist in meinen Augen pervers. Und genauso kriminell ist es, dass die Juden seit dem 13. Jahrhundert von den Päpsten als angebliche ”Christus-Mörder” verfolgt werden!

    Obwohl sich bei genauem Hinsehen herausstellt, dass es nicht die Juden waren. Und auf einmal sind auch diese 2 Fragen zweifelsfrei beantwortet:

    1. Wer ist für über 800 Jahre Judenverfolgung, Holocaust, etc. verantwortlich?

    2. Wer ist nach wie vor der geistige Brandstifter?

    Der Pontifex Maximus war der ”Christus-Mörder”!
    Der Vorgänger des angeblichen Stellvertreters Christi war sein Mörder. Geht’s noch? Merkt keiner, was hier gespielt wird?

    Als ich diesen Sachverhalt entdeckte, wurde mir erst richtig klar, warum Jesus Christus in der Offenbarung (17, 5) sagt, dass die “Große Hure Babylon” die Mutter aller Gräuel auf Erden ist.

    Oben ist die Rede von einem “Text des Einen Heiligen Buches”. Ich nehme an, dass Sie die Bibel meinen. Meine Frage: “Haben Sie die Bibel wirklich gelesen?”

    Ich glaube nicht. Sonst hätten Sie festgestellt, dass Religionen und Kirchen weder von Gott, noch von seinem Sohn Jesus Christus gegründet wurden. Im Gegenteil.

    Christus hat nicht nur das Priestertum ein für allemal abgeschafft (Offenbarung 1, 5.6), sondern er fordert in Offb. 18, 4.5 ausdrücklich alle Menschen auf, die Babylonische Religion des “Christentums” zu verlassen.

    Dass dies ausgerechnet Petrus in 1. Petr. 2, 9.10 bereits in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts predigte und niederschrieb, macht die Sache ebenso pikant, wie die Tatsache, dass Petrus verheiratet, und niemals in seinem Leben in Rom war.

    Trotzdem wird uns Petrus mit einer gigantischen Geschichtslüge und der Fälschung eines Bibelverses (Mt. 16, 18) als erster Papst untergejubelt.

    Der heidnische Kaiser Konstantin der Große war der erste Papst, obwohl sich erst Leo I. 440 n.Chr. öffentlich als Papst bezeichnete. Konstantin hat 326 per Sonntagsgesetz den biblischen Sabbat durch den Sonntag (Tag des Sonnengottes) ersetzt. Diesen falschen Ruhetag führte er dann 336 bei Konzil in Laodizäa in die Römisch-Katholische Kirche ein. Wie sich erwiesen hat, halten alle Päpste an der Anbetung des Sonnengottes fest.

    381 wurde dann beim Konzil in Konstantinopel durch Kaiser und Papst Theodosius d. Gr. mit der Dreieinigkeitslehre bzw. Trinität ein falscher Gott eingeführt.

    Die gravierensten Fälschungen der Kirche:

    1. Falscher Gott: 1 Gott in 3 Personen (New Catholic Encyclopeia, Bd. 14, S. 299)

    2. Falscher Christus: Gott+Mensch (“Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung”, Neuner/Roos)

    3. Falscher Stellvertreter: Papst

    “Das Geheimnis der Trinität ist die zentrale Lehre des katholischen Glaubens. Auf ihr basieren alle anderen Lehren der Kirche!” Handbook for Today’s Catholic, S.16

    Die Päpste setzten sich damit sowohl als Stellvertreter Gottes, als auch als Stellvertreter Christi auf Erden ein.

    Mit dem Märchen vom “Nachfolger Petri” lenkt der Papst davon ab, dass man als Pontifex Maximus der direkte Nachfolger Cäsars und des Christus-Mörders Tiberius ist. Petrus war verheiratet und in seinem Leben nie in Rom.

    Die Wahrheit aus der Bibel:

    1. Wahrer Gott: Der Vater im Himmel:
    “Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, daß du allein wahrer GOtt bist, und den du gesandt hast, JEsum Christum, erkennen.” Johannes 17, 3

    2. Wahrer Christus: Jesus ist Mensch:
    “Denn es ist ein GOtt und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus JEsus” 1. Timotheus 2, 5

    3. Wahrer Stellvertreter: Geist Gottes:
    “Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der selbige wirds euch alles lehren, und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe.” Johannes 14, 26

    “Ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von GOtt sind; denn es sind viel falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist GOttes erkennen: Ein jeglicher Geist, der da bekennet, daß JEsus Christus ist in das Fleisch kommen, der ist von Gott; und ein jeglicher Geist, der da nicht bekennet, daß JEsus Christus ist in das Fleisch kommen, der ist nicht von GOtt. Und das ist der Geist des Widerchrists, von welchem ihr habt gehöret, daß er kommen werde, und ist jetzt schon in der Welt.” 1. Johannes 4, 1-3

    Das, was sich heute “Christentum” nennt, existiert erst seit dem 4. Jahrhundert. Und feiert

    1. einen unbiblischen Ruhetag (Sonntag statt Sabbat),

    2. unbiblische Festtage (außer dem wöchentlichen Sabbat gibt es keine Feiertage)

    3. unbiblische Sakramente (Messe statt Abendmahl, Kinderbesprengung, usw.)

    Wer Interesse hat, kann das problemlos in der Kirchengeschichte nachlesen und mit der Bibel vergleichen. Aber hier gibt es ein neues Problem:

    Die Bibeln seit 1900 sind mehr oder weniger verfälscht. Deshalb vergleicht man am besten alles mit der Original-Luther-Übersetzung von 1545 (letzter Hand), die es im Internet zum Download gibt, oder im Buchhandel.

    Tatsache ist:

    Es gibt ein “Christentum”, das die alte Babylonische Religion mit ihrem Pontifex Maximus an der Spitze lehrt. Dazu gehören inzwischen auch sämtliche Ökumene-Kirchen mit ihren unterschiedlichen Religionslehren.

    Und es gibt Menschen, die nach der Bibel leben möchten, wozu ich gehöre. Da “Christen” die Original 10 Gebote ablehnen, bezeichne ich mich nicht als “Christ”. Das hat Christus auch nicht getan. Er hat die Gebote des Vaters gehalten und diejenigen als seine “Freunde” bezeichnet, welche den gleichen Glauben wie er an Gott haben (Joh. 15, 10.14).

    Die Bibel ist keine Religionslehre, sondern Gottes Wort. Das muss nicht jeder glauben, weil Gott jedem Menschen einen freien Willen gegeben hat. Tatsache ist jedoch, dass der Inhalt der Bibel exakt das Gegenteil von dem ist, was Päpste, Bischöfe, Priester und Pfarrer lehren bzw. was im Religionsunterricht gelehrt wird.

    Erkennen Sie die Gesinnung der Kirchen aus einem ganz simplen Beispiel:

    In islamischen Ländern verlangen die Papstkirche sowie die Ökumene-Kirchen “Religionsfreiheit”, weil ihre “Christen” verfolgt werden.

    Gleichzeitig verlangen die Papstkirche sowie die Ökumene-Kirchen, dass in Deutschland, Europa, USA, das Halten des Sonntags als Ruhetag Gesetz wird. Und dass Verstöße dagegen vom jeweiligen Staat mit schwersten Strafen geahndet werden.

    Im 4. Gebot Gottes (2. Mose 20, 8-11) wird verlangt, den Sabbat zu halten. Dieses Gebot nach Aussage Gottes in 2. Mose 31, 12-18 gilt ewig.

    Wer Gott glaubt, verstößt somit gegen weltliche Gesetze.

    So ist es wieder nur ein kleiner Schritt, dass Andersdenkende von “Christen” verfolgt und terrorisiert werden.

    In Brasilien wurde im letzten Jahr bereits ein solches Sonntagsgesetz eingeführt. Wann kommt es bei uns wieder soweit, dass Andersdenkende, die nicht den Glauben der “Christlichen Religionen” haben, durch “Christen” verfolgt werden?

    So gesehen sind wir nur einen kleinen Schritt vom päpstlichen Mittelalter entfernt. An eine wirkliche Weiterentwicklung dieser Welt ist nicht zu denken. Und das steht auch nicht in der Bibel.

  10. Mario / 05. March 2009, 03:53 Uhr

    @9 OMFG!

  11. Bilderbär / 05. March 2009, 10:35 Uhr

    Hallo und wieder mal vielen Dank für die Gedanklichen Experimente am Morgen…

    Es ist fürwahr relativ einfach die Vergangenheit zu betrachten und darüber zu sinnieren “was wäre wenn”. Das Problem hierbei ist allerdings, dass man nur die Situation kennt, wie es wäre, wenn es genau so läuft, wie es nunmal ist.

    Alles im Leben ist Problemlösen, schrieb Karl Popper. Das Beispiel des blinden Joggers (von Glasersfeld) verbildlicht das Ganze noch sehr schön.

  12. Berle / 05. March 2009, 11:59 Uhr

    @9 Wow! Wären nur alle nur alle Christen oder wie Du sie nennst “Christen” so gut informiert…

    @plom Auf Deine Frage: “Wenn damals so ein radikaler Rückschritt möglich war, warum nicht mehr heute? Gibt es kritische Massen an Fortschritt, Widerstände, unter die der Fortschritt nicht mehr fallen kann, wenn sie einmal erreicht sind?”:

    Ich finde in diesem Zusammenhang die “Peak Wood”-Hypothese sehr wichtig. Sind die antiken Herrschaftsstrukturen deshalb so schnell gefallen, weil der antiken Zivilisation der Energieträger Holz ausgegangen ist? Einiges spricht imho dafür. Leider bin ich kein Historiker und ich habe auch keine glaubwürdig belastbaren Untersuchungen zu dem Thema gefunden. (Doktorarbeit anyone?) Bitte, Bitte, wer Links zu dem Thema hat, Posten!

    Wenn da aber etwas an “Peak Wood” dran ist, und wenn die Experten von http://www.theoildrum.com/ nicht komplett in einer Parallelwelt leben, müssen wir uns echt warm anziehen.

    Meine Antwort auf Deine Frage: Um den geistigen und moralischen Fortschritt auch in einem zivilisatorischen Niedergang zu wahren, müssen wir essentielle Kommunikationsinfrastruktur bewahren. Oder Platt: “Leute! Kauft Euch eine Druckerpresse!” (siehe: Steal This Film Part II)

  13. Ruben / 05. March 2009, 13:13 Uhr

    “Das Christentum hat eine tausendjährige mathematisch-philosophische, materialistisch-naturforschende, technologisch-erfinderische Tradition abgebrochen und vergraben”

    1. Es ist mir nicht begreiflich, seit wann Sokrates, Platon, Aristoteles und viele andere antike Philosophen mehr materialistisch gewesen sein sollen.

    2. Die moderne Analytische Philosophie, die derzeitige Speerspitze modernen philosophischen Denkens, hat die gesamten metaphysischen Debatten des Mittelalters wieder aufs Tablett gebracht. Mit logischer Notwendigkeit folgen die Themen des Mittelalters aus den modernen formallogisch-sprachanalytischen Problemstellungen. Tiefe und Reichtum der mittelalterlichen Philosophie reüssieren in Fachkreisen seit mindestens 10 Jahren. Es zeugt von eklatanter Unkenntnis, die Philosophie des Mittelalters als inferior gegenüber der anderer Zeitalter zu bezeichnen. Die Systeme eines Thomas von Aquin, eins Duns Scotus, eines Wilhelm von Ockham und eines Franz Suárez sind nicht nur vielen neuzeitlichen Philosophien an logischer Präzision und Komplexität haushoch überlegen, sondern sie sind die unerläßliche historische Voraussetzung für seriöse Fachphilosophie.

  14. Ruben / 05. March 2009, 13:20 Uhr

    Nachtrag:

    3. Und dass das Mittelalter die Philosophie der Antike “abgebrochen” hätte, also über so eine Aussage kann man angesichts der eigentlich zum Allgemeinwissen zählenden großen und logisch sehr konsequenten Fortführungen des Platonismus und Aristotelismus im Mittelalter nur noch staunen.

  15. classless / 05. March 2009, 19:52 Uhr

    Klar, die chronologiekritische Position wäre natürlich: Lustiges Schaubild! Mind the gap! Und sie würden den erwartbaren Entgegenhaltungen entgegenhalten, daß in der fraglichen Zeit auch unverständlicherweise die Waffentechnik fast nicht mehr weiterentwickelt wurde.

    Wertkritisch erweitert würde außerdem die Frage zu stellen sein, ob wir ohne den Einbruch des Kapitalverhältnisses oder durch seine schon erfolgte Aufhebung nicht auch längst im All herumschwirren würden.

    Nu ja.

  16. Erik / 06. March 2009, 19:50 Uhr

    @ Mario (9.):

    Es ist echt erstaunlich, was Du schreibst! Hut ab vor Deiner Sachkenntnis. Ich habe ebenso unwiderlegbare Beweise für eine ganz andere Geschichte in einem anderen Buch entdeckt. Demnach wurde die große Zaubererschule von Hogwarts von vier Magiern gegründet: Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff, Ravenna Ravenclaw und Salasar Slytherin. Und in jüngerer Vergangenheit gibt es eine Prophezeiung, dernach nur jener, der überlebt hat, den Dunklen Lord besiegen kann. Ist alles bis ins Detaill beschrieben.

    Soviel dazu.

    Ich bin mir nicht sicher, ob der Großteil der hier vorgetragenen Kommentare den Artikel richtig verstanden hat. Christian stellt diese These(n) zur Debatte. Er behauptet sie nicht ohne weiteres. Größtenteils wage ich, zuzutstimmen. Das heißt aber nicht, dass ich das “Christentum” irgendwie bewerte. Ich bewerte ja auch nicht die “World-of-Warcraft-Community” oder den Deutschen Fußballbund.

    So etwas wie Fortschritt ist ein Konstrukt und per se noch kein Mem mit Überlebenswert. Es gibt also kein Naturgesetz nach dem Fortschritt irgendwie erstrebenswert wäre. Memetischen (und analog: genetischen) Überlebenswert haben Muster, die evolutionär stabile Strategien ausbilden. Und wenn die Institution Kirche als stabilisierendes Mem so lange überleben konnte, dann ist das so.

    Und ich bin auch nicht dafür, das Mitelalter als Dunkles Zeitalter zu bezeichnen. Wie schon von anderen hier erwähnt gibt es viele Errungenschaften und Entwicklungen im Denken, im Städte- und Gemeindewesen, im Handwerk und in der Architektur. Zusätzlich muss man berücksichtigen, dass das Klima in Mitteleuropa vor Tausend Jahren deutlich kälter war, als vorher oder heute! Dass starr stabilisierende Meme sich da ausbreiten konnten, ist vielleicht gar nicht verwunderlich. Es lässt sich aber nicht leugnen, dass die wesentliche philosophische Aufarbeitung dieser Zeit erst im Nachhinein geschehen ist.

  17. Erik / 06. March 2009, 20:22 Uhr

    Fehlerteufel:

    Ich richtete mich natürlich an HorstDeckert mit dem ersten Absatz in meinem Kommentar!

  18. Christian / 08. March 2009, 03:29 Uhr

    @Berle: Zur “Peak Wood”-These empfehle ich http://en.wikipedia.org/wiki/Deforestation_during_the_Roman_period

    @Ruben:

    1. Natürlich hat die Antike denkerisch nicht nur am wissenschaftlichen Materialismus gearbeitet, sondern unter Anderem auch metaphysischen Rohstoff geliefert, den sich später der christlich-katholische Memeplex angeeignet hat. Es lässt sich aber wohl kaum bestreiten, dass sich durch die Geistesgeschichte der Antike von Thales und Pythagoras an vor allem eine gewaltige Tradition fortwalzt in Sachen Mathematik, technischer Erfindung und der Betrachtung der Natur als Manifestation fassbarer mathematisch-physikalischer Gesetzmäßigkeiten, für deren Analyse ein auf Empirie und Logik fußender Methodenapparat entwickelt wird. Mit Anbruch des frühen Mittelalters wird dieser Komplex dann nicht vom christlichen Europa, sondern vom “Islamic Golden Age” weitergetragen.

    2. Die Frage ist hier nicht, auf welchem Acker die akademischen Unterdisziplinen der Fachphilosophie derzeit am Liebsten ihre Doktorarbeiten bestellen. Für die logische Eleganz oder barocke Komplexität eines in sich geschlossenen, selbstbezüglichen metaphysischen Systems kann man gerne nachträglich Schönheitspreise verleihen, aber als historisches Maß für geistesgeschichtlichen oder gar zivilisatorischen Fortschritt erscheinen sie mir ungeeignet. Da würden sich eher Fragen anbieten nach der Fähigkeit zum wissenschaftlichen Meistern der Natur oder der technischen oder politischen Verbesserung menschlicher Lebensumstände. Ein Betrachten der Entwicklung formallogischer Ansätze könnte sich da vielleicht in großem Bogen tatsächlich als interessantes Thema anbieten, z.B. indem man die Entwicklung des Computer-notwendigen Logikkalküls via Leibnizens characteristica universalis auf des spät(!)mittelalterlichen Raimundus Lullus’ Ars Magna zurückführt (die aber, d’oh, auch wieder direkt durch Beobachtung islamischer Techniken entstand). Ich bitte aber zu bedenken, dass ich von einem ca. tausendjährigen Zeitraum ab dem 4. Jahrhundert spreche; sämtliche von dir aufgelisteten Denker liegen am Ende oder jenseits dieser Periode.

    3. Das Christentum hat einige Ausschnitte/Leseweisen der griechischen Tradition direkt rübergerettet, die ins eigene Konzept passten, der Großteil, z.B. gerade auch die eigentlichen Texte von Platon, kehrte jedoch erst via Spätmittelalter/Renaissance und Re-Import über die arabische Welt in die Regale zurück.

  19. Ruben / 19. March 2009, 16:54 Uhr

    @Christian: Es tut mir sehr leid, aber wenn Du an den Anfang Deiner Argumente schon Deine Konklusionen stellst, dann erübrigt sich die Debatte.

    Was Du betreibst, ist Dogmatismus in Reinstform. Du stellst einen utilitaristischen Maßstab zur Beurteilung von wissenschaftlichen Niveaus an (technischer Fortschritt, Computerkalküle), an dem das Mittelalter selbstverständlich scheitern muss. Was willst Du dann eigentlich noch diskutieren?

    Die moderne mathematische Logik hat sich bekannterweise sehr stark an gewissen Antinomien abgearbeitet (z.B. Russelsches Paradox) und daraufhin bemerkenswerte Systeme wie die Typentheorie entwickelt. Dass die mittelalterliche Logik (und nicht nur Dein Herr Lullus, der hier leider eine Randerscheinung ist) mit ihrer (nicht von der Antike kopierten, sondern originär selbst entwickelten) Suppositionstheorie bereits in der Lage war, diese Antinomien auf eine wesentlich elegantere Weise zu vermeiden, ist für mich ein definitiver Maßstab für denkerische Höhe. (Man kann hier noch eine ganze Latte an Beispielen aus der Modallogik und Sprachanalytik nennen.) – Direkte technische Anwendungen bekommst Du da natürlich nicht rausgemolken. Die bekommst Du aber aus dem Großteil der wirklich eingemachten Mengentheorie und Formallogik auch nicht. – Deinem Gradmesser für wertvolle Wissenschaftlichkeit zufolge wäre das alles dann eine vernachlässigbare und abzuwertende Größe.

    Deine Vorgehensweise finde ich intellektuell häßlich. Grobschlächtige Abqualifizierungen von Gedankenleistungen auf Basis vorgefasster Raster, die einem sowieso nur das liefern, was man hören will – sorry, nicht unbedingt das, was ich irgendwie mental reizvoll finde.

    Gruss,
    Ruben

  20. Christian / 19. March 2009, 19:25 Uhr

    @Ruben,

    mag sein, dass mein Maßstab es dem Mittelalter von Anfang an schwer macht. Dabei ist es aber nicht unbedingt mein Ziel, die Konklusion vorwegzunehmen.

    Das Problem an meiner Argumentationsweise ist wahrscheinlich, dass ich das Mittelalter an einem Fortschrittsmaß messen möchte, das ich nicht im Voraus klar genug definiere und rechtfertige. Dieses Fortschrittsmaß lässt sich sicherlich utilitaristisch nennen, wenn es auf Punkte wie technische Entwicklung oder Verbesserung der Lebensbedingungen abzielt.

    Das ist natürlich ein Raster, das wahrscheinlich nicht jede mögliche Art und Weise, das Mittelalter auch positiv zu würdigen, durchlässt. Aber jeder Bewertungsmaßstab ist ein solches Raster. Ich will der Fachphilosophie nicht das Recht absprechen, andere Raster anzulegen. Aber das macht die Frage nicht obsolet, was sich herausfinden lässt, wenn man ein solches utilitaristisches Raster an das Mittelalter anlegt.

    Denn damit möchte ich auch provozieren, dass sich das Mittelalter nicht so leicht im Rückzug auf Non-Utilitarismus geschlagen gibt. Vielleicht lässt sich Computerlogik ja tatsächlich auf mittelalterliche Scholastik zurückführen? Oder auch: Vielleicht ist Vernichtung von Information/Wissen/Denkapparaten auch ein langfristig neue Intelligenz produzierender Filter; vielleicht war das Mittelalter eine philosophische Herausforderung, die z.B. die nachfolgenden naturwissenschaftlichen Denkapparaturen in einer Weise abhärtete, wie es die geistige Toleranz der griechisch-römischen Zivilisation nicht ermöglichte?

    Ich polemisiere dabei nicht so sehr mit dem Ziel, die Diskussion abzubrechen (das wäre tatsächlich “intellektuell hässlich”), sondern eher, um mehr/andere Verteidigungsansätze des Angegriffenen herauszulocken als die, die mir bisher bekannt waren. Das Mittelalter zu entschuldigen mit ‘das sind jetzt aber unfaire Maßstäbe, da kann das Mittelalter ja nur verlieren, wir sollten lieber die anlegen, nach denen es in diesen oder jenen Fachkreisen heute gewürdigt wird’ ist da ein Verteidigungsansatz, mit dem ich nicht zufrieden bin, wo ich gern Ergiebigeres sehen würde. Dasselbe gilt für, IMHO, Lobesbekundungen-Weasel-Words wie “bemerkenswert”, “Speerspitze modernen philosophischen Denkens”, “Tiefe und Reichtum”, “Komplexität”. Du selbst weißt ja auf Provokation hin sehr viel Konkreteres zu liefern, z.B. Suppositionstheorie. Wie und ob eine Genealogie von derlei (etwa: wie und warum ist etwas wie Suppositionstheorie “originär” souverän zur Antike aus den geistigen Umständen des Mittelalters entstanden?) hin zur modernen Logik beschaffen sein könnte, ist doch sicherlich eine Frage, der man ein “mental reizvoll” nicht ganz absprechen kann.

  21. Ruben / 19. March 2009, 21:11 Uhr

    @Christian

    Stop, ich möchte hier nicht das Mittelalter als glanzvolle Epoche darstellen, sondern ich möchte den primitiven Generalvorwurf abwehren, dass es ein beschissenes und rückständiges Zeitalter war, als hätten dort die Leute wieder auf den Bäumen gehaust.

    Es ist mir schleierhaft, wie man auf der einen Seite den Stand der Wissenschaft als Gradmesser zur Beurteilung des Mittelalters anführen kann, aber auf der anderen Seite nicht das gelten lassen will, was moderne Fachwissenschaft zu dem Thema sagt. Es ist nicht irgendeine künstlerische Nebensächlichkeit und barocke Geschmackssache, wenn im Mittelalter Logik und Semantik auf einem Niveau betrieben wurde, das in der modernen Formallogik erstmal wieder entdeckt werden musste. Den Leuten anzukreiden, dass sie keine Infinitesimalrechnung kannten, aber ignorieren oder nicht anerkennen wollen, dass sie eine beachtenswerte Metasystematik in logischen und semantischen Theorien entwickelt haben, ist für mich nicht kohärent.

    Wie gesagt, ich behaupte hier nicht, dass das Mittelalter ein goldenes Zeitalter war. In vielerlei Hinsicht war es scheiße und es ist gut, dass wir da raus sind. Aber so eine Totaldiffamierung von 1000 Jahren Kultur- und Geistesgeschichte auf Basis nicht einmal klar definierter Kriterien, das finde ich – mit Verlaub – einfach unseriös.

    Provokante Gegenfrage: Gab es im Mittelalter eine Ausbeutung des Planeten, die in rasanter Weise das Ökosystem der ganzen Welt ruiniert? Gab es im Mittelalter eine an beängstigende Dimensionen heranreichende Ausrottung von natürlichen Arten? Gab es im Mittelalter eine gnadenlose Ausbeutung ganzer Kontinente und mehr als der Hälfte des Globus zum Zweck, dass wenige Länder in einem absurden Wohlstand schwelgen können? Gab es im Mittelalter Atomkriege? Wurden im Mittelalter Genmanipulationen durchgeführt, die Feldern, Pflanzen, Tieren, Landstrichen und bäuerlichen Bevölkerungen den Rest geben?

    Also wenn das, wohin uns die industrielle Revolution, der technische Fortschritt und der Kapitalismus gebracht haben, gegenüber dem Mittelalter in schlichter Weise besser ist, dann aber gute Nacht. (Und wenn jetzt das Argument kommt: Daran ist ja nur das Christentum schuld – dann gehen in Sachen Kohärenz der Argumentation wirklich die Lichter aus.)

    Alles hat zwei Seiten. Denkfehler bestehen meist darin, dass Teilaspekte einseitig verabsolutiert werden. Gemeinhin nennt man die verbohrte Einseitigkeit à la “früher war alles besser” Anachronismus. Die Kehrseite der Medaille – “früher war alles schlechter” – ist nicht besser. Sie heisst Katachronismus.

  22. Ruben / 19. March 2009, 23:00 Uhr

    Vielleicht noch ein allgemeiner Nachsatz:

    Es ist m.E. durchaus ein Charakteristikum des Mittelalters, sich in der passiven Kontemplation abstrakter Wesenheiten zu ergehen, statt Naturforschung voranzutreiben, wie es ab der Neuzeit dann geschah. Und dahinter verbirgt sich auch durchaus ein Widerstreit kompletter Weltsichten – aber ich wäre vorsichtig damit, hier vorschnelle Wertungen abzusondern.

    Für das Mittelalter war die bestehende Wirklichkeit der Maßstab der Dinge (Naturordnung, religiöse Ordnung, etc.) – und das dreht sich zur Neuzeit hin bekanntermaßen um. Man fängt an, die Rahmenbedingungen zu verändern und es wird bedeutsamer, was für Möglichkeiten bestehen, nicht, was für eine Wirklichkeit vorliegt. Waren für das Mittelalter solche Tätigkeiten das Wertvollste, die ihren Zweck in sich selbst haben (Kontemplation, reines zweckfreies Denken,…), so ist dagegen für die Neuzeit die Produktionstätigkeit das Wertvollere: Das Hervorbringen von Neuem, das Schaffen von wirtschaftlichen und technischen Produkten, kurz: Fortschritt. Selbst der Fortschritt der Naturwissenschaften ist dem geschuldet, dass man nicht mehr Natur kontempliert, sondern sie aktiv manipuliert in Experimenten und Technik.

    Ich weiß nicht, was hier besser ist. Meines Erachtens hat Schopenhauer sehr richtig erkannt, dass ein Fortschritt nur um des Fortschritts willen etwas völlig Absurdes ist. Wir sehen derzeit ganz deutlich, dass der ganze technische Fortschritt, die ganze entfesselte Produktionsspirale und die Manipulation der Natur den Planeten ruiniert. Es ist in sich absurd, was da geschieht.

    Fortschritt ist gut? Das möchte ich bitte genauer qualifiziert haben. Ist es einfachin gut, was uns der ganze neuzeitliche Fortschritt beschert hat? Da würde ich sogar Marx zustimmen und sagen: Nein, so nicht.

    Unsere ganze Technik und Fortschrittlichkeit hat in sich etwas mit Machtausübung zu tun, was dem kontemplativen, die Welt erstmal so sein lassenden Geist des Mittelalters völlig entgegensteht. Unserer modernen, industriellen und post-industriellen Gesellschaft sind ihre Produkte das wichtigste – als greifbares Ergebnis ihrer Macht über die Natur. Ich denke, es wäre vielleicht nicht falsch, wieder etwas mehr mittelalterlich zu denken und die bestehende Naturordnung weniger zu manipulieren als zu kontemplieren. Das mag zwar etwas von Stillstand und Langeweile haben, aber es würde unserem Planeten nur guttun.

    Mit provokanten Grüßen,
    Ruben

  23. Christian / 20. March 2009, 05:29 Uhr

    @Ruben: Hab meine Entgegnung mal in einen eigenen Eintrag verbloggt: Mittelalter, Fortschritt, Nachhaltigkeit

    Jedenfalls sehr geistig stimulierend, mit dir zu streiten :-)

  24. Benni Bärmann / 20. March 2009, 08:34 Uhr

    @classless: Wie kommst Du drauf, dass im Mittelalter die Waffentechnik nicht weiterentwickelt wurde? Plattenrüstungen, schwere Kavallerie, Langbogen, Armbrust, Burgenbau in neuer Dimension, venezianische Marine und nicht zu letzt unser aller Freund bis heute: die Kanone. Alles Erfindungen des Mittelalters.

  25. BATMAN / 06. May 2009, 18:50 Uhr

    Oh, schon Mai…
    Das Thema war zwar mein Leserwunsch (prompt ausgeführt, qua Blogpost also nicht absolut 100% plomlompom-intrinsisch), aber ich musste feststellen, dass ich davon zu wenig Ahnung hab.
    Eigentlich war es mein Teuflischer Plan gewesen, den Kelch, 800-Seiten Bücher selber zu lesen, an mir vorübergehen zu lassen und auf geneigte Blogger outzusourcen, aber es entgeht einem dann wahrscheinlich doch einiges.

    Intuitiv finde ich Renaissance aber auch besser als Mittelalter.

    Als Zitat jetzt nur wenig konkreter aber deutlich schöner schreibt Jacob Burckhardt in „Kultur der Renaissance in Italien“ auf Seite 186*:

    „Das übrige Abendland mochte zusehen, wie es den großen, aus Italien kommenden Antrieb abwehrte oder ganz aneignete; wo letzteres geschah, sollte man sich die Klagen über den frühzeitigen Untergang unserer mittelalterlichen Kulturformen und Vorstellungen ersparen. Hätten sie sich wehren können, so würden sie noch leben. Wenn jene elegischen Gemüter, die sich danach zurücksehnen, nur eine Stunde darin zubringen müssten, sie würden heftig nach moderner Luft begehren. Daß bei großen Prozessen jener Art manche edle Einzelblüte mit zugrunde geht, ohne in Tradition und Poesie unvergänglich gesichert zu sein, ist gewiß; allein das große Gesamtereignis darf man deswegen nicht ungeschehen wünschen“

    *Band 1, 10. Auflage von Ludwig Geiger (Hg.), Link vergessen, aber bei archive.org zu finden. Die hinteren Kapitel sind sehr lesenswert und pointiert geschrieben.

  26. Markus H / 23. May 2009, 18:37 Uhr

    Nietzsche sagt folgendes:

    h alle die positiven Gewalten, welchen man die moderne Kultur verdankt — also Befreiung des Gedankens, Missachtung der Autoritäten, Sieg der Bildung über den Dünkel der Abkunft, — Begeisterung für die Wissenschaft und die wissenschaftliche Vergangenheit der Menschen, Entfesselung des Individuums, eine Glut der Wahrhaftigkeit und Abneigung gegen Schein und blosen Effekt (welche Glut in einer ganzen Fülle künstlerischer Charaktere hervorloderte, die Vollkommenheit in ihren Werken und Nichts als Vollkommenheit mit höchster sittlicher Reinheit von sich forderten); ja, die Renaissance hatte positive Kräfte, welche in unserer bisherigen modernen Kultur noch nicht wieder so mächtig geworden sind. Es war das goldene Zeitalter dieses Jahrtausends, trotz aller Flecken und Laster. Dagegen hebt sich nun die deutsche Reformation ab als ein energischer Protest zurückgebliebener Geister, welche die Weltanschauung des Mittelalters noch keineswegs satt hatten und die Zeichen seiner Auflösung, die außerordentliche Verflachung und Veräußerlichung des religiösen Lebens, anstatt mit Frohlocken, wie sich gebührt, mit tiefem Unmute empfanden. Sie warfen mit ihrer nordischen Kraft und Halsstarrigkeit die Menschen wieder zurück, erzwangen die Gegenreformation, das heißt ein katholisches Christentum der Notwehr, mit den Gewaltsamkeiten eines Belagerungszustandes und verzögerten um zwei bis drei Jahrhunderte ebenso das völlige Erwachen und Herrschen der Wissenschaften, als sie das völlige In-Eins-Verwachsen des antiken und des modernen Geistes vielleicht für immer unmöglich machten. Die große Aufgabe der Renaissance konnte nicht zu Ende gebracht werden, der Protest des inzwischen zurückgebliebenen deutschen Wesens (welches im Mittelalter Vernunft genug gehabt hatte, um immer und immer wieder zu seinem Heile über die Alpen zu steigen) verhinderte dies. Es lag in dem Zufall einer außerordentlichen Constellation der Politik, dass damals Luther erhalten blieb und jener Protest Kraft gewann: denn der Kaiser schützte ihn, um seine Neuerung gegen den Papst als Werkzeug des Druckes zu verwenden, und ebenfalls begünstigte ihn im Stillen der Papst, um die protestantischen Reichsfürsten als Gegengewicht gegen den Kaiser zu benutzen. Ohne dies seltsame Zusammenspiel der Absichten wäre Luther verbrannt worden wie Huss — und die Morgenröte der Aufklärung vielleicht etwas früher und mit schönerem Glanze, als wir jetzt ahnen können, aufgegangen.

  27. Markus H / 23. May 2009, 18:39 Uhr

    Die italienische Renaissance bar — in sic

    oben einfügen ;-)

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