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Politikmüdigkeit #2: einige Antworten auf Kommentare

Ich versuch mal, die Kritik-Kommentare an meinem Politik-2.0-Brainstorming in ein paar Sätze/Zitate zu kristallisieren & so zu beantworten.

1. Keine politische “Repräsentation” (vor allem der Kommentar von Daniel)

So reibt man sich nachvollziehbarerweise an meinem Satz “Ich brauche keine Repräsentation, wenn ich für mich selber stehen kann.” Der ist tatsächlich vielleicht etwas problematisch formuliert. Ich meine damit nicht, dass wir plötzlich alle in individualistischer Isolation & Autarkie leben sollten. Es geht mir nicht darum, dass jeder für sich selbst kämpfen & man sich aus den Herausforderungen einer Gesellschaft zurückziehen solle. Viel mehr geht es mir darum, dass ich meine Interessen selber ganz gut kenne & niemanden brauche, der sie für mich definiert; keinen Flaschenhals, der sie in eine allgemeine Einheitsideologie übersetzt; keine Vereinheitlichung in einer Partei, damit sie zu ihrem Recht kommen. Ob sie dieses Recht haben, wie groß es ist, wie groß also der Einfluss meiner Interessen auf die gemeinsamen Regeln in der Gesellschaft sind, das hängt ab vom Aufbau des politischen Getriebes.

Das alte politische Getriebe ist so aufgebaut, dass eine Vielheit verschiedener Interessen erst zu politischer Macht gelangen, wenn sie ihre Vielheit & Verschiedenheit ablegen & sich zu einer schlagkräftigen Faust gleichschalten; nur aus Vereinheitlichung erwächst im alten System Kraft, aus Eliminierung des Anderen & Eigenen zugunsten eines Gemeinsamen, aus Unterwerfung gegenüber einem Konsens. Kraft entsteht hier aus Stabilität & Gleichklang.

Aus dem Internet bin ich das Gegenteil gewohnt. Hier entsteht Kraft aus Dynamik & Verschiedenheit. Was zu Stein wird, stagniert. Ein Forum, in dem sich alle auf dieselbe Meinung einigen, stagniert. Ein Projekt, das sich gegenüber Eindringlingen & Erschütterungen verschließt, stagniert, gerät in eine Sackgasse, aus der es aufgrund seiner Geschlossenheit mangels Neuorientierung nicht mehr heraus findet, & geht zugrunde. Wenn wir jede Form von Input in von uns bereits vorgefertigte Antworten übersetzen, werden wir keine neuen Lösungen finden. Die Wikipedia würde kollabieren, wenn Artikel nur für einen bestimmten Zeitraum bearbeitbar & danach für die nächsten vier Jahre unbearbeitbar ‘fertig’ wären.

Mit “Ich brauche keine Repräsentation, wenn ich für mich selber stehen kann” meine ich, dass meine Interessen meine sind & sie nicht mit den Interessen Anderer in ein Einheitsinteresse übersetzt zu werden brauchen, um am politischen Gespräch, am Verhandlungstisch, teilzunehmen.

“Repräsentation” hat übrigens auch keinen Platz mehr als Zeit-/Arbeitsersparnis — der Politiker als Dienstleister mir gegenüber, der sich an meiner Stelle mit dem ganzen Krams rumschlägt, damit ich ihn nicht lesen & diskutieren muss —, wenn ich einfach aus meinen Interessen heraus ein Modell programmieren kann, das politische Arbeit für mich intelligent automatisiert übernimmt. Google & Amazon wissen, was ich suche, dann könnte das auch mein persönlicher Politik-Bot — ich bitte nur darum, dass die Algorithmen offen vor mir liegen & jederzeit von mir umgeschrieben werden können, wenn der Bot anders handelt, als ich es mir wünsche.

2. “Die Mehrheit der gegenwärtigen Generation hört, um ein Beispiel zu nennen, etwas von Online- Durchsuchung und Daten- Vorratsspeicherung, denkt “mich betrifft das ja nicht, ich habe nichts zu verbergen”, schaltet um zum Gottschalk und schwupps, ist beides Gesetz.” (Kommentar von XiongShui.)

Ich will nicht Opfer solcher staatlicher Maßnahmen werden? Dann investiere ich meine Kraft in Kryptographie & Anonymisierung meines Datenverkehrs, kurz, in technologische Lösungen für die Probleme, die mir die Politik bereitet. Das wirkt für mich unmittelbarer & nachhaltiger als die Herauszögerung eines Gesetzesentwurfs, der drei Monate nach meiner nervenaufreibenden Kampagne & Aufgabe in einer Partei mit nur geringfügig verschobener Bedeutung dann doch durchgewunken wird, weil die Parteien gerade für eine andere Sache taktieren &/oder der Großteil dieser Community “Deutsches Volk”, der ich kein Entscheidungsrecht über mein Privatleben zugestehen will egal wie ‘demokratisch’ das verhandelt sei, andere Prioritäten für mich setzt als ich selbst.

Die Software wird illegalisiert? Gut, schreibe ich neue Software, die die Vorhaben des Staates auf andere Weise hintergeht. Wenn man mir die Freiheit auf Prä-Internet-Steuerungs-Ebene der Bundesrepublik Deutschland wegnehmen will, nehme ich sie mir eben auf einer Steuerungs-Ebene zurück, die bereits im Internet angekommen ist, der neuen, ganz anders strukturierten Demokratie, in der ich fortan lebe.

Wo die Politik 1.0 der Politik 2.0 Steine in den Weg legt, tut die Politik 2.0 gut daran, diese mit ihren eigenen Methoden zu überwinden, statt der Politik 1.0 so in die Falle zu gehen.

3. Besim Karadeniz schreibt: “Ich denke, die Idee von Politik 2.0 (die erst einmal vollständig definiert werden sollte) muss ganz unten beginnen, …” — kein Widerspruch von mir hier — “… auf kommunaler Ebene.” Hier schon Widerspruch.

Die geographische Region ist der politische Flaschenhals, den ich abgeschafft sehen möchte. Für Fragen der Landwirtschaft, der Straßenordnung, des Lärmschutzes oder dergleichen mag die geographische Region als politischer Flaschenhals sinnvoll sein, denn hier sind Wirkung & Steuerung des Problems geographisch definiert & begrenzt. Aber die Fragen der Globalisierung, des Klimawandels, der Netzneutralität, der globalen Wirtschafts- & Sozialordnung, dafür hat die geographische Region als politischer Flaschenhals ausgedient. Es wäre ein Kämpfen gegen Windmühlen & wohl auch kontraproduktiv, sich hier erst in diesen Flaschenhals hochzuarbeiten & einzurichten, um die Probleme auf globaler Ebene anzugehen. Was nützt es mir, wenn ich meinen Kiez oder mein Dorf in sich zwonullig verwalte, wo die Vorteile der Zwonulligkeit doch gerade erst da sprießen, wo kritische Massen des globalen Ganzen eingeschaltet werden?

Sich von klein an hoch in eine Politik 2.0 zu arbeiten heißt für mich stattdessen: die verächtlich gemachten Wiki- & Open-Source-Projekte oder der Wissens- & Ideen-Austausch über Probleme & Problemlösungen in Communities nicht nur mit meinen geographischen Nachbarn sondern mit den Slum-Bastlern aus Afrika & Südamerika genauso wie mit den MIT-Nerds. Wenn wir die Politik 1.0 obsolet machen wollen, geht das nicht, indem wir Politik 1.0 machen oder den Pfaden folgen, die Politik 1.0 für uns vordefiniert hat.

Friday November 7, 2008

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Kommentare

  1. Picki / 07. November 2008, 01:25 Uhr

    Ich finde Deine Gedanken interessant, muss ich drüber nachdenken. Als erstes fällt mir auf: Geht es bei der Wikipedia nicht auch um Konsensbildung bei einem Artikel? Also der gleiche Flaschenhals, nur digital?

  2. Torsten / 07. November 2008, 08:12 Uhr

    Picki: Sehr richtig. Und wenn man sieht, wie viel Bürokratie und Politik in Wikipedia steckt, wie sehr die Entscheidungen von Vitamin B und Hinterzimmern aka IRC-Channels bestimmt werden, dann wird einem die Partei als Institution schon fast wieder sympathisch.

  3. Besim Karadeniz / 07. November 2008, 09:45 Uhr

    Zugegeben, wirklich hübsche Gedanken, ich finde jedoch keine wirkliche Schnittmenge, wie ich diese Ansätze in kommende Wahlkämpfe einbauen könnte.

    Wir haben grundsätzlich das Problem, dass politische Partizipation durch den Souverän eher zwei- oder gar drittrangig ist. Nicht, weil es nicht möglich wäre, sondern weil es bei vielen Menschen schlicht nicht auf ihrem jeweiligen Radar steht.

    Wahlkampf ist eine andere Geschichte (darüber habe ich auch vor kurzem selbst gebloggt), aber Wahlkampf ist Werbung und Marketing. Darf nicht unterschätzt, aber auch nicht überschätzt werden. Die Ideale, die man dort verkauft, haben später mit der Realität möglicherweise nur noch wenig zu tun.

    Alle Menschen sind Gutmenschen, so lange sie die Zeche nicht bezahlen müssen. Danach gibt es sicherlich auch noch Gutmenschen, aber da sind dann schon erstaunlich viele Leute gegangen. Politik ist nicht nur das Verkaufen von globalen Konzepten, sondern eher der viele Kleinmist, bei dem wir alle froh sind, dass wir dafür Verwaltungen und Behörden haben. Ich finde, hier muss man ansetzen. Web 2.0 lebt von dem Ansatz, dass es von der Graswurzel kommt und das darf man ruhig auch mit Politik 2.0 probieren. Wobei ich schon jetzt prophezeie, dass das in Deutschland jede Partei vermasseln wird, weil man auch hier versucht, die Idee von oben, von der Parteiführung aus, zu implementieren.

  4. Benni Bärmann / 07. November 2008, 10:20 Uhr

    Hat Obama mit den Mitteln des Web 2.0 nicht gerade ein Revival der Repräsentation geschafft? Ist das nur ein letztes Aufbäumen eines alten Prinzips?

    Ist lokale Verankerung nicht unabdingbar um die immaterielle Web-2.0-Welt stofflich werden zu lassen? Ich persönlich leide seit Jahren darunter, dass ich zwar spannende Netz-Zusammenhänge habe aber hier lokal nichts geht. Statt dem geographischen Flaschenhals nervt da vielmehr der Netz-Flaschenhals.

  5. Erik / 07. November 2008, 14:20 Uhr

    Wie sieht die Politik 2.0 denn nun konkret aus? Wie wird denn nun ganz konkret ohne Top-down Hierarchie organisiert, gerichtet, entschieden?

  6. Picki / 07. November 2008, 16:25 Uhr

    @erik der digitale Echtzeit-Volksentscheid?

  7. Erik / 07. November 2008, 17:19 Uhr

    Vielleicht ist das ja das eigentliche Problem dieser Utopie. Kaum einer kann außerhalb der Begrifflichkeiten der Politik 1.0 reden oder gar denken. Volksentscheide, Wahlen, Parteien usw. sind doch alles die Flaschenhälse, von denen Christian redet. Es geht ja gerade darum, dass nicht etwas entschieden wird, was den meisten am nächsten kommt (Kompromiss), sondern das jede Meinung steht und verwirklicht wird – alle nebeneinander.

    In der Spieltheorie gibt es den Begriff des Nullsummenspiels. Das ist ein Spiel, in dem jeder nur auf Kosten des Gegners gewinnen kann. Was hier vorgeschlagen wird geht, glaube ich, in das Gegenteil: das Nichtnullsummenspiel. Ein Spiel, in dem alle Spieler nebeneinander ihr Ding durchziehen oder sogar gemeinsam gegen eine Bank spielen.

    Dennoch brauchen wir in der Realität regulierende Exekutivorgane, dass die Menschen eben nicht in anarchistischem Chaos enden. Eine Art Weltpolizei? Wer macht dann die Gesetze? Ein “Wikicouncil”? Ansonsten meine ich schon, dass sich eine genauere Beleuchtung der Idee der regierungslosen Herrschaftsform lohnt!

    Das Problem ist doch, dass in allen bisherigen Revolutionen die Ressourcen der Macht nur umverteilt wurden. Niemand ist je aufgestanden und hat das Spiel komplett umgestoßen, um es mal mit den Worten des Soziologen Bourdieu zu sagen.

  8. XiongShui / 09. November 2008, 13:20 Uhr

    Dennoch sehe ich meinen Einwand nicht entkräftet, es fehlen die Menschen, die genügend politisches Verständnis und auch das Standvermögen mitbringen, sich wirklich für (ihre) Belange einzusetzen. Die sich “bewegen” lassen, sind eine verschwindende Minderheit.

  9. Erik / 09. November 2008, 15:43 Uhr

    @XiongShui Ja gut. Politisches Verständnis hängt auch zu einem großen Teil von der jeweiligen Bildung ab, die man hat. Daher ist es doch sehr themenbezogen, wovon sich die Menschen mitreißen lassen und wofür sie sich engagieren. Wenn die Politik Gesetze aufstellt, die mittels Web 2.0 umgangen werden können – wie zum Beispiel das Gesetz gegen Raubkopierer – dann nehmen jede Menge Menschen ihre Interessen wahr, auch ohne politisches Bewusstsein!

    Jeder Mensch setzt sich irgendwo für sich selbst ein. Und sei es einfach nur, vor dem Passieren der Straße nach links und rechts zu gucken. Jeder Mensch ist sich der Beeinflussung durch andere Phänotypen mehr oder weniger bewusst. Die Meinungsvereinheitlichung der Politik 1.0 führt nur zu einer gewissen Apathie gegenüber globalen Problemen. Man will heutzutage eher Mittläufer/ Untertan sein, dem nur wenig Verantwortung übertragen wird. Weil das Sich-Einsetzen für eine Sache (und sei es nur für die eigene) eben irrtümlich als Nullsummenspiel aufgefasst wird: Ich kann meine Meinung nur unter der Gegenwehr anderer versuchen durchzusetzen – und schließe ich keinen faulen Kompromiss, verliere ich – also versuche ich es erst gar nicht! Lieber mitlaufen und zu Gottschalk umschalten, als sich durch die Instanzen quälen.

    Doch was wäre, wenn es keine Instanzen gäbe? Wenn selbst die schwächste Meinung Platz hätte, ohne gleich um die eigene Existenz fürchten zu müssen? Was, wenn jedermann in einem freien Raum die Möglichkeit hätte, sich neben (und nicht in Konkurrenz mit) anderen darzustellen?

  10. XiongShui / 09. November 2008, 17:40 Uhr

    Die Möglichkeit sich neben, mit und gegen andere darzustellen, bietet das Internet. Dieser freie Raum muss nicht geschaffen, sondern verteidigt werden.

    Was geschaffen werden muss, ist Einsichtsfähigkeit und die resultiert nun wieder aus Bildung. Aber an Bildung hapert es, besonders in Deutschland. Bildung heißt nicht Wissen, sondern “wissen wo’s steht”. Hier wird aber in der Hauptsache Wissen vermittelt und das ist selten alltagskompatibel.

    Allerdings ist zur Zeit ein Effekt zu beobachten, gerade bei der “nachwachsenden Generation”, daß die sich im Netz ihre Bildung zusammensuchen. Wenn ihnen jetzt in den “Bildungsanstalten”, also in erster Linie den Schulen, das “gewusst wie” vermittelt würde, wären wir in zehn bis zwanzig Jahren aus dem Schneider – dann könnte sogar die Vision eines mündigen Bürgers Alltag werden…

  11. Erik / 09. November 2008, 18:50 Uhr

    Oh, jetzt lehnst Du dich aber ziemlich weit aus dem Fenster. Bildung, und das was in Schulen gelehrt wird, lässt sich nicht so leicht vereinfachen, wie Du es hier schilderst! Bildung heißt vor allem auch Kompetenzerwerb, sowie Entwicklung von Selbstbewusstsein und Persönlichkeit.

    Es ist der Effekt zu beobachten, dass die “nachwachsende Generation” sich ihre Bildung im Netz zusammensucht? Wie soll das funktionieren? Rein induktiv etwa? In den Bildungsanstalten wird hierzulande schon einiges an erfahrungsbezogenem Lehren und Lernen versucht. Es gibt nur kein Patentrezept! Tatsache ist vielmehr, dass (und das ist das einzige, was bei PISA wirklich treffend interpretiert wurde) die Bildungschancen eines Kindes sehr stark vom sozialen Status der Eltern abhängig sind.

    Die Philosophie des Web 2.0 ist es ja gerade, die diese Abhängigkeit obsolet machen kann! Und sie ist es, die die Politikmüdigkeit der “Internetmenschen” begünstig, weil sie der Individualisierung Vorschub leistet mit der Politik 1.0 nicht dienen kann.

    Natürlich: Diejenigen, die wenig Bildung besitzen, die das nationale Nullsummenspiel anerkennen, lassen sich von Pro7 und RTL berieseln und winken grimassierend ab, wenn sie von Weblogs oder Web 2.0 hören. Aber wir hier, die wir einen geistigen Austausch über unsere eigene Meinung produzieren, sind durchaus mündige Bürger, die – nebenbei gesagt auch Ergebnisse des bestehenden Bildungssystems (!) – sich ihre Meinung nicht durch Wahlen und Abstimmungen verbiegen lassen. Du (XiongShui) sagst, dass der freie Raum mit dem Internet besteht und verteidigt werden muss. Aber genau das ist es ja, was Christian hier propagiert! Die Freiheit des Internets – des Web 2.0 – steckt in unseren Köpfen, hat uns infiziert, beeinflusst unser Denken. Da stellt es keinen Trost da, dass Regierungen demokratisch gewählt werden! Ich verfolge meine Geschäfte und Interessen doch so oder so individuel und jenseits der vereinheitlichten Politik der Bundesregierung.

  12. XiongShui / 09. November 2008, 19:49 Uhr

    “Die 68er” sind damals mit dem Impetus angetreten, gleiche Bildungschancen für alle zu schaffen. Damit sind sie grandios gescheitert, wie uns PISA Jahr für Jahr vor Augen führt.

    Die Menschen sind eben nicht gleich und daher ist auch jede Gleichmacherei zum Scheitern verurteilt.

    Da war der Ansatz der humanistischen Bildung weit passender, weil er Grundfertigkeiten vermittelte und nicht Grundwissen. Mit Grundfertigkeiten kann ich mir jederzeit das benötigte Spezialwissen, sowie die Spezialfertigkeiten aneignen. Grundwissen ist jedoch immer großenteils redundant und daher unbrauchbar.

    In den letzten Tagen wurde eine Studie veröffentlicht, daß sich eben die Jugendlichen immer mehr ihre Bildung aus dem Internet holen (ich glaube von der Bundeszentrale für politische Bildung, müsste suchen). Das bedeutet einerseits, daß die von den Schulen vermittelte Bildung nicht ausreicht und bestätigt damit indirekt meine These und andererseits aber auch, daß diese Bildung mehr zufällig ist. Daher mein Ruf (oben) nach Kompetenzvermittlung in der Schule.

    Selbstverständlich steigt der Bildungsgrad (und der Lebenserfolg) mit der guten Situation im Elternhaus, was nicht unbedingt etwas mit der finanziellen Ausstattung zu tun haben muss. Ein weiterer Beweis dafür, daß die Gleichmacherei gescheitert ist. Auch früher war das Bildungssystem durchlässig für Begabte und Ehrgeizige. Die Situation für den Einzelnen hat sich nicht verbessert, nur verändert: wo man sich früher anstrengen musste, um durch Leistung zu überzeugen, muss man sich heute anstrengen, um in überfüllten Unis zu seinem Recht zu kommen. Daher wundert es nicht, daß private Schulen und Unis so einen Zulauf haben, das hängt dann allerdings mit dem Geld der Eltern zusammen.

    Die Kinder aus armen Familien sind so benachteiligt, wie eh und je.

    Und hier schließt sich unser diskursiver Kreis. Ich behaupte, daß es von der Politik auch garnicht gewollt ist, allen eine Chance zu geben (das ist etwas anderes, als gleiche Chancen für Alle). Denn das würde die Politik entmachten. Ein Volk aus mündigen Bürgern, würde seine Geschicke selbst in die Hand nehmen und nicht darauf warten, daß dies Politker stellvertretend tun.

    Darum habe ich Christians Vision als Utopie bezeichnet – die großen Charm hat und der ich nahezu uneingeschränkt zustimme. Allerdings bin ich auch Realist.

  13. Erik / 11. November 2008, 00:34 Uhr

    Ja gut, die “68er” hatten auch noch eine Zeit des Stellenüberangebotes für Hochschulabsolventen vor Augen. Zehn Jahre später sah das schon ganz anders aus. Da schoss die Expansion des Bildungssystems bald über den Bedarf des Arbeitsmarktes hinaus. Und daran sehen wir auch, welche Funktion das Schulwesen in Deutschland eigentlich hat: Auslese und Zugangsvorraussetzung für Berufskarrieren zu sein. Nur dass die Dimensonen von Bildung hier und akademischem Bedarf dort nicht immer deckungsgleich sind. Das führt manchmal zum Generationenkonflikt.

    Wie ich sehe, bin ich mit dir im Wesentlichen d’acord.

    Die Politikmüdigkeit heutzutage kann natürlich aus einem neuen Generationenkonflikt rühren und durch das Web 2.0 lediglich manifestiert sein! So wie in den 20ern und 30ern der Nationalsozialismus und in den 70ern und 80ern der Sozialismus bzw. der Öko-Fanatismus der nachwachsenden Generation den Nährboden gab, den ihr die alte Gesellschaft nicht geben konnte, ist es heute vielleicht das Web 2.0.

  14. Kommentar / 14. November 2008, 23:49 Uhr

    @Erik:

    “Doch was wäre, wenn es keine Instanzen gäbe? Wenn selbst die schwächste Meinung Platz hätte, ohne gleich um die eigene Existenz fürchten zu müssen?”

    Du musst jetzt tapfer sein: Am Ende des Tages müssen Entscheidungen in die eine oder andere Richtung getroffen werden. Dann fallen Meinungen zwangsläufig unter den Tisch. Das ist in jeder WG zu beobachten, die sich auf einen Telefonanbieter einigen muss. Mit 250.000 Bürgern einer Stadt so zu agieren, dass 250.000 Einzelmeinungen berücksichtigt werden, ist – mit Verlaub – hanebüchener Unsinn. Ganz zu schweigen von größeren Einheiten, die eine Entscheidung herbeiführen wollen. Meinungen MÜSSEN ab einem bestimmten Punkt gebündelt und zusammengeführt werden. Wer anderes behauptet, hat schlicht keine Ahnung.

  15. Erik / 15. November 2008, 00:15 Uhr

    @Kommentar:

    Keine Angst, ich bin ganz tapfer ;-)

    Ich spreche von einem hypothetischen Szenario! Dabei beziehe ich mich auf die Idee des User-generierten Web 2.0.

    Eine Sache kannst Du dir merken: das einzige Muss, das es heutzutage noch gibt, ist der Tod – und selbst da habe ich eine eigene Meinung.

    Eine WG muss sich keineswegs auf einen Telefonanbieter einigen. Sowohl Festnetzanschlüsse, als auch Mobiltelephone können individuell eingerichtet werden. Und falls nicht kann ich ja ausziehen. Überhaupt suche ich mir die Leute aus, mit denen ich zusammen wohne! Und was die Stadt angeht: ich lebe mit fast zwei Millionen Menschen in Hamburg zusammen und habe trotzdem meine eigene Meinung! Gerade Großstädte bieten viel Raum für Individualisten. Soviel zu deinen Argumenten.

    Jetzt zu meinen:
    Wird dieser Kommentarthreat irgendwann vereinheitlicht? MÜSSEN wir uns hier einigen?
    Ich glaube nicht!
    Wird plomlompom.de untergehen, wenn es keine einheitliche Entscheidung zu dieser Sache produziert?
    Nein.
    Ist meine Existenz bedroht, nur weil andere Menschen andere Meinungen in genau demselben Raum behaupten?
    Nein.
    Ist meine Ehre verletzt, nur weil der Typ im Bus neben mir im Koran ließt?
    Ganz sicher nicht.

    Nichtnullsummenspiele!
    Gib mir Beispiele für wirklich zwingende Nullsummenspiele und ich stimme dir sofort zu!
    Bis dahin besteht die Welt aus Nichtnullsummenspielen!

  16. Chynthia Herrmann / 27. November 2008, 09:40 Uhr

    Ich glaube, eines der Grundprobleme bei der ganzen Angelegenheit ist die Tatsache, dass die Person, welche am stärksten für diese Gesetze gestimmt hat, Wolfgang Schäuble, nicht wirklich die Paradebesetzung für den Posten als
    Bundesminister des Innern ist. Die Tatsache, dass eine Person, welche einem Attentat zu Opfer fiel eine wesentlich härtere sicht der Dinge hat ist hierbei wohl unumstösslich!!!

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