Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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18.00 Uhr: “Business in virtuellen Welten – Quatsch oder etwa nicht?” (Natalie Balkow und ihr niederländischer Geschäftspartner)
Ein kleiner Schnupperkurs in ein konkretes privates Second-Life-Business.
Zuerst befürchtete ich ja, im falschen Raum zu sitzen. Ganz allein besetze ich die überdimensionierte Publikumsbühne der überdimensionierten Halle, während auf der Veranstaltungsbühne Bauarbeiten und Kranverschiebungen verrichtet werden. Aber dann wird es doch etwas voller. Natalie Balkow ordert das Publikum auf die vorderen Lümmelkissenplätze.
Das Wasserfall-Geschäft
Natalie Balkow baut in Second Life Wasserfälle. Damit hat sie irgendwann mal angefangen. Irgendwann haben Leute damit begonnen, ihr dafür Geld anzubieten. Und irgendwann hat sie das als ihre Geschäftsnische etabliert.
Aus dieser Anordnung zieht sie schonmal ein paar Grundweisheiten: Man muss auch in Second Life schon was richtig Gutes anbieten, wenn man Geld verdienen werden will. Man muss zu dem, was man macht, befähigt sein, “am besten, du kannst einfach Grafik.” Und es ist besser, erstmal einfach zu machen, was man machen mag und gut machen kann und dann zu sehen, ob es sich auch verkauft, als umgekehrt von Anfang an etwas nur zu machen, damit es sich verkaufe. Das funktioniere eher nicht.
Wer dem Ideal anhängt, ohne Kapital kreativ einfach so anzufangen mit seinem Second-Life-Business, dürfte sich rasch eingeschüchtert fühlen von den Kosten, die Balkows Geschäft hat. Sie hält zwei Sims (= Ländereien), die sie 3000 Dollar Anfangs-Investition gekostet haben und darüber hinaus 600 Dollar im Monat an Betriebskosten auffressen. Aber: Das kommt rein. Ihre Produktpreise rangieren von 10 Linden Dollar bis 15.000 Linden Dollar. Zwischendurch blinkt hinter ihr auf der Leinwand eine Geld-Empfangs-Nachricht über 699 Linden Dollar auf. “Guck mal, ich hab wieder was verkauft.”
Für Geschäftemacherei in Second Life von Bedeutung ist das komplexe Rechtesystem in Bezug auf die Verkaufbarkeit von Objekten, Modellen, Skripten etc.pp. Man kann ein Objekt für den Einzelgebrauch verkaufen oder auch gleich Rechte zur Vervielfältigung, zur Modifikation, zum Weiterverkauf mit veräußern. Das immer im Hinterkopf behalten.
Hype und Anti-Hype
Nein, der Second-Life-Gegenhype der letzten Zeit habe ihrem Business keine Probleme bereitet. Der hat wohl nur diejenigen getroffen, die eben auf dem Hype gesurft sind. (Nun gut, sie gesteht auch ein, dass z.B. das Glücksspiel-Verbot von Linden Labs gerade die älteste Bank von Second Life in den Bankrott gerissen und schon irgendwie einen ersten größeren Knick in der SL-Ökonomie verursacht habe.) Reingehypte Realwelt-Firmen sind die, die ihre Enttäuschungen erleben, nicht die, die aus angestammten, selbstgereiften Second-Life-Nischen kommen und auch in diesen verbleiben. Erfolg hat nicht das verkaufsaggressiv und SL-Kultur-unkundig reingeknallte Großfirmendings, das sich nur für sich und sein Angebot interessiert, sondern eher das Geschäft, das an die Community auch ‘zurückgibt’. So haben ihre eigenen Sims auch non-kommerzielle Teile, attraktive Marketing-freie Treffpunkte für Second-Life-Bewohner.
Für viele Geschäftsmodelle und -Interessen sei Second Life halt noch technisch zu instabil und in der Nutzerbasis zu klein. Da gibt es insofern also: Entwicklungspotentiale. Aber die so relativ kleine ‘feste’ Benutzerbasis (die Zahl der Regelmäßignutzer liegt wohl bei 40.000) berge bereits jetzt einen hochattraktiven Markt. Wer schon längere Zeit in Second Life verweile, gehöre oft zu einem etwas zahlungskräftigeren Publikum voller Multiplikatoren und stets auf der Suche “nach dem nächsten großen Ding”.
Teilweise verliert sich das Second-Life-Publikum auch sehr bereitwillig in der selbstempfundenen Realität von SL. Baut sich dort ein richtig ernstgenommenes Zweitleben auf.
Ein paar Second-Life-Wehwehchen gesteht sie aber auch noch für ihr eigenes Business ein: “Meta-Rollenspieler”, die sich als Investoren ausgeben und dabei einfach nur welche spielen; und die technische Abhängigkeit vom Weltengott Linden Labs. Wenn der ihren Account lösche, oder ihr Server abbrenne, dann sei ihr Business kaputt. Sie kann ihre Second-Life-Erzeugnisse wohl nicht mal auf ihre Festplatte exportieren.
Spaß
Schließlich führt Natalie Balkow ihr neues Gewehr vor. Der Versuch, zum Ende noch auszugsweise eine Pure-Pwnage-Folge zu zeigen, scheitert leider.
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