Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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22:34 Uhr: Das Rad neu erfinden
Von links nach rechts: Jörg Schröder, Barbara Kalender, Jörg Sundermeier, Bernd Cailloux, Adrienne Göhler.
Irgendwas zwischen ironischen Firmen, Grundeinkommen, prekärer Situation Kulturschaffender, Kulturförderproblematik und Zukunft der Arbeit. Dem Panel scheint ein wenig der feste Diskussionspunkt zu fehlen, vielleicht gleite ich auch deshalb so oft mit meinen Gedanken ins IRC ab.
Die ganze Anordnung hat irgendwie was von einer Theaterbühne. Die Wohnzimmerinneneinrichtung mit den fünf durchaus sehr typisiert aussehenden Gestalten. Die Videodoppelung dahinter macht dann noch bissel transmediale Volksbühne.
Modelle eigensinnigen kulturellen Wirtschaftens
Bernd Cailloux erzählt nochmal von seinem Buch über die Hippie-Stroboskop-Firma in den historischen Wirren von Ideal, Vergeschäftlichung und Erfolg. Hab ich schon zur Genüge gehört / gelesen.
Spannender ist dagegen, was Jörg Schröder erzählt. Vielleicht liegt es auch daran, wie er es erzählt. Sehr, nun ja, passioniert. Mit theatralischer Qualität. Und name-dropping-reich. Die Geschichte von Bismarc Media und dem März-Verlag. Die Geschichte von der Ideenschmiede mit Verwertungs- und Produktivmachungsverbot. Um die profitversklavte Branche zu verunsichern, in die Selbstmorde zu treiben.
Wie man damit Geld verdienen konnte, ergänzt Barbara Kalender. Schuheputzen bei der Buchmesse, um Bücher abgekauft zu bekommen. Print on Demand bereits seit 1990 und Subskriptionsbriefe auf die eigenen Erzeugnisse. Offenkundig ein Kulturselbständigen-Erfolgsmodell!
Lang lebe die Kulturförderung
Adrienne Göhler wirbt für die Förderung der urbanen Ressource Kreativität durch den Hauptstadtkulturfonds. Man soll den Staat nicht aus seiner Verpflichtung entlassen, das fruchtbare Sprudelbett Kultur zu fördern, zumal doch so viele, zu viele Künstler in Berlin finanziell absolut prekär lebten. Auch bei denjenigen, die Bohème vermeintlich selbständig leben, komme ihr ein gewisser, altbekannter Verdacht: “Meinen Vorredner hätte ich gerne gefragt, ob er nicht etwa ein kleines Haus erbt, oder vielleicht auch mehrere.”
Aber immerhin, Göhler ist kein blinder Sozialstaatsfan. Sie hat den Sozialstaat Bismarckscher Prägung analysiert, der seine Bittsteller auf Passivität, Anpassung und Bedarfsnachweise hin drangsaliere. Das ist mit den Anforderungen eines Künstlerlebens unvereinbar. Daher ist sie für das bedingungslose Grundeinkommen.
Operative Literatur
Schröder findet das Grundeinkommen auch eine sehr schöne Idee. Nur leider undurchsetzbar. Er glaubt allgemein nicht sehr an Förderkultur. Förderkultur ist nicht frei. Er macht “operative Literatur” (ich verstehe die ganze Zeit nicht ganz, was das sein soll), die sei hierzulande verpöhnt, als solchartiger Künstler müsse man lernen, sich an seinen eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Um die Tirade nicht ganz ins Libertäre abrutschen zu lassen, ergänzt Barbara Kalender, dass aber natürlich auch die kommerzielle Presse so einigem Anpassungsdruck unterliege.
Die Zukunft der Arbeit
Cailloux redet jetzt von Zukunftsforschung. Mein Stichwort. Ich muss mich ja immer rückversichern, dass diese Konferenz für mein Blog nicht off-topic ist. Zukunft der Arbeit. Arbeit der Zukunft. Er macht mal kurz ironisch den 68er, der in die Fabrik geht. Das Problem: Er findet in der Fabrik niemanden vor. Nur Roboter. Roboter, die auch die Digitale Bohème von fünf Städten weiter fernsteuern könnte. Als das etwas gefährlich nach der These ‘Arbeitsvernichtung durch Roboterisierung’ zu klingen beginnt, wettert Schröder dazwischen. Umstruktierungen infolge von Automatisierung hat es schon immer gegeben. Arbeit gibt es immer noch.
Sundermeier, der Moderator, fragt: “Können wir etwas mehr Licht im Publikum haben? Wir sehen sie nicht. Sie werden uns fremd. Wir kriegen Angst.”
Göhler, die sich dagegen wehrt, aufs Politikertum reduziert zu werden, findet in der Politik keine, keine, keine Idee, wie die notwendige Neugestaltung der Lebens- und Arbeitsprozesse aussehen solle. Wer ist zuständig? Die einzelnen Politik-Ressorts für sich sind unfähig. Vielleicht aus der Kunst heraus zukunftsfähige Konzepte entwickeln? (Uh.) Cailloux plädiert dafür, einfach selbständig Dinge zu machen.
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