Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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Tag 1, 16.10 Uhr: “Brauchen wir eine Blog-Etikette? / Wieviel Verantwortung braucht die Freiheit? “
Die Blogger-Ethik-Diskussion jetzt, da fliegen hoffentlich die Fetzen!
Johnny Haeusler meint, es freue ihn, dass Niggemeier es “nicht peinlich” fände, “von Moral zu reden”, uh, uh. Don Dahlmann sieht noch immer so furchtbar gelangweilt aus. Ich glaube, er kaut einen Kaugummi.
Ethik-Professor Rainer Kuhlen findet (und das ist ja auch irgendwie ganz trivial, doch ausgesprochen werden muss es trotzdem immer mal wieder), Ethik ist nicht gottgegeben, sondern entwickelt sich in sozialen Räumen “von selber”, zitiert einen alten Philosophie-Prof: “Die Ethik der Schweine ist der Stall.”
Dahlmann findet (aber das kann man jetzt zum Stall-Aphorismus eigentlich gut zurückschließen) es ja schon verwunderlich, dass manche Menschen grundsätzliche Regeln des sozialen Miteinanders, die sie im Real Life verinnerlicht hätten, seltsamerweise vergessen würden, sobald sie den Knopf ins Internet gedrückt. (Tja. Das Internet wird halt von manchem immer noch als gesonderter Raum neben der Wirklichkeit behandelt.) Der Prof findet dagegen, Blogger seien gerade dazu da, Regeln kommunikativen Verhaltens zu durchbrechen, ihnen Regeln festzuschreiben, würde diese Kreativität, Spontaneität usw. gerade blockieren.
Der Ethikprof schüchtert / putzt mit seiner radikal-liberalen Haltung die kleinen zahmen Ethikdiskussionskinderchen aus dem Bloggerland ganz schön ein / runter. Johnny träumt, zumindest thesenhaft, Netzwerke sich freiwillig einem Regelwerk / einer Etikette unterwerfender Blogs herbei. Dahlmann: Man kann beim internet nicht das Böse wegnehmen und das Schöne behalten, das geht nicht, man muss lernen, damit zu leben
“Wenn man das alles zulassen kann/muss/soll von was für Sanktionen reden wir denn dann? Welche Etikette macht Sinn, wenn man sie nicht durchsetzen kann?” sms-t jemand an die SMS-Leinwand; die Diskussion dreht sich im Kreis; freiwillige Selbstkontrolle derer, die eh nix Böses täten, um die Bösen zu kontrollieren, die sich nicht kontrollieren lassen wollen? Und mit Sanktionen lasse sich Ethik im großen freien Internet eben gerade nicht umsetzen.
Dahlmann findet, es ham sich schon evolutionär ein paar Regeln gebildet, bspw. das korrekte Zitieren, Regeln kommen von alleine. Johnny möchte statt einem Regelwerk den verlorenen Leuten eine Anleitung geben.
Und Niggemeier? Niggemeier: “Ich hab grad das dringende Bedürfnis, über Don Alphonso zu reden”, weil der bspw., bei all seinem blogmoralischen Rigorismus, sich ganz exemplarisch für sein seinen eigenen Regelraum freiräume, aus eben seinem Rigorismus auf den Datenschutz seiner Opfer wie die verlinkende Quellenwürdigung gerne pfeift, genauso wie er sich seine Kommentarschlachten ganz großherrenhaft aufs ihm Genehme zusammenkürzt. Da macht sich jemand seine ganz eigene Diskurskultur auf, was ja eigentlich jeder könne und was sich auch durchaus als eigene Qualität anzubieten fähig wäre. Johnny äußert noch ein zwei Meinungen über Fonsis Absage der Teilnahme an diesem Panel, um sie sogleich unter großem Saalgelächter zu bereuen, “kannst du das zurückspulen und löschen?”
Ein Publikumskommentator findet, dass Blogs kein medienrechtsfreier Raum sein könnten. Don Dahlmann findet es unsinnig, das alte Medienrecht auf Blogs anzuwenden, weil auf ein Gatekeeper-Medien-Monopol (in seiner monopolistischen Gefährlichkeit dann wohl zurecht medienrechtlich zu regulieren) gestrickt, das so im Internet nicht mehr gegeben sei. Auf der SMS-Wand erscheint später: “Medienrechtler wachsen auf Bäumen.”
Marcel vom Parteibuch findet, man solle die bestehenden Gesetze lockern und das als allererstes Anliegen haben; er hat erst letzte Woche mal wieder fürs Setzen eines Links eine 100.000€-Abmahnung bekommen. Das Persönlichkeitsrecht in Deutschland findet er höchst missraten exzessiv-repressiv in seinen Implikationen für freie Meinungsäußerung wie für auch faktische Berichterstattung. In den USA ist das alles anders.
Ein Militär-Blogger vom Focus springt zuweilen auf und berichtet von seiner eigenen bloginternen Kommentar-Regulierung zu so spannenden Themen wie dem Eisernen Kreuz. Juristisch nicht so problematische kontroverse Meinungen lässt er durchaus stehen und sieht sich bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen, “weil es in der Blogosphäre anders funktioniert, kann man auch anders Dinge zulassen, als es in einem Print-Medium möglich wäre”; anders funktioniert = selbstregulativ nämlich, so ein problematischer Kommentar wird dann schon von anderen Kommentatoren erledigt; der Focus-Mann gesteht allerdings auch ein, sich das über eine ganze Burda-Medienrechtskanzlei im Rücken leisten zu können.
Auch der Umgang des Lesers mit Informationen reguliert sich dann natürlich von selbst, Don Dahlmann sieht da was so Richtung Training des kritischen Umgangs mit Medien bei den Lesern. Nicht mehr alles pauschal glauben was da irgendwo im Internet steht.
Ein höchst lauter Wortmelder bringt noch das Wort “Pingnutte”, mit dem er fürs kritische Verlinken beworfen worden sei, in die Runde ein. Toll!
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