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Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.

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23c3 #2: Keynote John Perry Barlow

(Bloggen vom Chaos Communication Congress)

11.23 Uhr: Keynote John Perry Barlow

Jetzt leitet Tim Pritlove über das Congress-Motto “Who Can You Trust” (jaja, grammatikalisch inkorrekt, gähn) zum Keynote-Thema “Trust” / “Vertrauen” über und legt bereits einige Anfangsspuren, auf denen der eigentliche Keynote-Redner nach ihm wird wandeln können: eine positive Besetzung des Vertrauens-Begriffes, offenkundig als notwendigen Gegenentwurf zu über Kontrolle und Überwachung vermitteltes Sozialleben …

Dann kommt der John Perry Barlow auf die Bühne, wie schon erwähnt: Grateful-Dead-Songschreiber, Mitbegründer der EFF und Verfasser des Cyberspace-Unabhängigkeits-Manifestes vor ca. einem Jahrzehnt. Barlow legt eine ordentliche Wild-West-Präsenz vor; es ist schön, einen Techno-Geek-Congress von jemandem eröffnet zu sehen, der sich selbst erst einmal in feinstem Amerikaner-Englisch und mit schlacksigem Cowboy-Gang unterlegt ernstaft als “cattle rancher” vorstellt (eine Tätigkeit, die Barlow auch tatsächlich ausübt) und von seinen ersten Erfahrungen mit der Hacker-Kultur in Western-Metaphern parliert; den kulturalistischen Kontrast zu Vernstaltungsort und Publikum potenzierend über einen Kommentar zum (tatsächlich recht psychedelisch-sozialistisch-futuristischen) Ostberliner Vortragssaal, “God, this building is so weird, I keep thinking it’s going to take off”, “some combination of acid and communism.”

23c3 Keynote John Perry Barlow
John Perry Barlow.

Schnell kommt er allerdings zu seinem anderen, zu einem moralischen Narrativ, dem Übergang einer ursprünglichen, inhärent gutmeinenden Hacker-Community der 80er zu einer nihilistisch bis moralisch fehlgeleitet ausgeuferten Gegenwarts-Hacker-Kultur, die auch destruktive Virenschreiber und profitgetriebene Identity-Theft-&-Kreditkartenbetrüger nicht nur dulde, sondern in ihrem primär kriminellen Charakter (bis zur Arbeit für das organisierte Verbrechen Osteuropas / Asiens) sogar halbwegs als subversiv gegen das Establishment gerichtet politisch akzeptabel betrachte, ohne zu erkennen, dass da keineswegs die große Emanzipation drin stecke.

Da herrscht Stille im zuvor noch gut entertaineden Saal; Barlow zögert nicht, auch den Anwesenden einen Vertrauens-Vorbehalt auszusprechen: Früher habe man sich ja noch einigermaßen sicher sein können, wo der Hacker neben einem stehe, heutzutage sei das nicht mehr möglich; wahrscheinlich seien genug hier im Saal, die selber aus rein destruktiver oder gar monetärer Motivation Viren schrieben oder dies bei ihrem Nebenmanne duldeten.

Einwand aus dem Saal, “you’re barking at the wrong tree”,die europäische Hacker-Community sei ganz und gar nicht so und habe effiziente Methoden entwickelt, das Böse in den eigenen Reihen klein zu halten. Barlow: Ja, möge sein, dass er hier den Falschen Misstrauen entgegenbrächte, aber anstatt sich darüber zu sorgen, dass er den falschen Baum anbelle, wäre es ihm lieber, irgendjemand würde den richtigen Baum anbellen, d.h. die Hacker-Community allgemein würde in diesen Dingen klarer und stärker Stellung beziehen.

Sei doch das einstige Ziel gewesen, einen selbstbestimmten Cyberspace frei von staatlicher Kontrolle zu schaffen, einen Raum, der ja auch tatsächlich einigermaßen extra-legal bereits funktioniere; doch ein solcher Raum könne eben langfristig nur mittels einer die zu überwindenden Kontrollmechanismen in ihrer sozialen Funktion ersetzenden Vertrauensökonomie funktionieren, in die man doch bitte etwas mehr Mühe investieren möge. Der Weg zu “post government”, zur postgouvernmentalen Phase, ist lang und steinig und keineswegs unproblematisch.

Ein starkes Hoffnungsbild hat er jedoch: das Burning Man Festival, das im Saal allerdings kaum wer je besucht hat. Hier würden sich in einem realen Raum tatsächlich für einige Tage Menschen zusammenfinden und in cyberspace-verwandten selbstorganisierten (und wohl auf Vertrauen fußenden) Communities ein funktionierendes Sozialleben mit einem Minimum an Problemen etablieren, und das sogar noch unter lauter Psychedelika und an einem der lebensfeindlichsten Orte der Menschheit; und z.B., die erste effiziente reale Hilfe in New Orleans sei tatsächlich von solchen gerade vorbeistreunenden Burning-Man-Anarchisten gekommen; “their food supplies worked and the army’s didn’t.”

Andere Berichte:
classless Kulla
Trust Us!
Scrupeda

Wednesday December 27, 2006

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Kommentare

  1. jo / 28. December 2006, 03:10 Uhr

    Tja, muss bitter sein, wenn man von der Realität links und rechts überholt wird.

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