Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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In der letzten Folge hatte plomlompom sich extra für Second Life an PayPal verkauft, stolz einen Second-Life-Linux-Client in der Alpha-Version zum Laufen gebracht und sich mit plomlompom-Avatar Yog Hilbert durch die Trainingsinsel bis in die Ahern Welcome Area vorgekämpft. Doch was nun in der Neuen Welt anstellen?
Noch mehr üben!
Nach einigem Rumlungern und Rumspazieren in der Ahern Welcome Area, und nachdem mir ein freundlicher Vertreter eines virtuellen Tattoo-Studios ein paar schicke Kleider geschenkt hatte, machte ich mich auf, die Umgebung zu erkunden. Gen Westen standen einige beeindruckende Gebäudekomplexe; darunter ein kleines Pagodendorf, das sich neuerlich an Anfänger wie mich richtete.
Drinne gab’s nochmal die gleichen Lektionen zu absolvieren wie auf der Trainingsinsel. Bissel weitere Übung in den Grundfähigkeiten kann ja nicht schaden, dachte ich mir, und ging Einiges noch mal durch. Fingerfertigkeiten vor allem im telekinetischen Versetzen von Objekten oder freien Lenken der Kamera bedürfen durchaus mehr als nur eines einmaligen Ausprobierens, um einigermaßen in Fleisch und Blut überzugehen. Diese Steuerung der Kamera vor allem, die vom Blickpunkt des Avatars völlig sich loslösen kann, um dann irgendwo fünfzig Meter weiter rumzurotieren, ohne dass man den eigenen Avatar wiederfände (am besten, man bewegt ihn mittels Tastatur ein bisschen, dann springt die Kamera automatisch zu ihm zurück), finde ich immer noch einigermaßen anspruchsvoll, wenn auch schön frei. (Frei drehend im wahrsten Sinne des Wortes.) Ich kann mir anschauen, was hinter dem hohen Hügel vor mir lauert oder die Rückseite des Schildes lesen, das mich anstarrt, ohne meinen Körper zu bewegen. Astralreisen my ass!
Das Bildnis des Dorian Gray
Es war schön leer im Pagodendorf. Niemand schaute zu. Gute Gelegenheit, fröhlich mit dem Selbstbild rumzuspielen. Nicht nur in Kleidung und Geschlecht kann man den eigenen Avatar manipulieren, sondern bis in die letzte Hinterfalte der gesamten Physiognomie. Wie muskulös soll der Oberkörper sein, wie dick der Bauch, wie lang und dünn die Arme; wie groß die Augen, wie eingefallen die Augenhöhlen, wie zugespitzt die Augenbrauen; wie breit der Mund, wie groß die Ober-, wie groß die Unterlippe. Kinnbart, Vollbart, Schnäuzer? Wie dicht? Irokesenschnitt, Seitenscheitel, wie lockig oder zerfusselt oder glatt, wie lang das Haar vorne, hinten, an der Seite? Man kann endlos narzisstisch an sich rumspielen.
Haare weg, Augengrößen verwirrt, Koteletten & Nasenoperation.
Wenn man will, kann man die eigene Physiognomie detailliert nachbilden und dann bspw. die verschiedensten Frisuren oder Gesichtsdeformationen ausprobieren. Oder aus sich jemand ganz Anderen machen. Ein anthropomorphes Alien? Kein Problem. Etwas nicht mal mehr Anthropomorphes? Man kann eigentlich jede nur denkbare und dreidimensional modellierbare Form seinem Avatar verpassen.
Müßig, zu überlegen, ob ich einer Nachbildung der eigenen Physiognomie oder dem Ausleben wildester Phantasien den Vorrang geben sollte. Augenblicklich fand ich es eine verlockendere Herausforderung, halbwegs mein äußerliches Selbstbild zu treffen, als ein Fantasy-Monster zu gestalten und ließ das Experimentieren so nach einigen subtilen Anpassungen wieder sein. Aber das kann sich wieder ändern. Die totale Freiheit in Second Life bedeutet auch, äußerliche Stabilität völlig sausen zu lassen.
New Citizens Plaza
Irgendwoher bekam ich eine (umgehend über Teleportation umgesetzte) Empfehlung, den New Citizens Plaza aufzusuchen, ein tatsächlich recht empfehlenswerter Ort für Newbies mit vielen Informationen, Kennelerngelegenheiten und Spielereien wie z.B. einer dreidimensionalen Hangman-Umsetzung:
Mit einem Glas Rotwein, einem Cowboy-Hut und einem Tux-T-Shirt aus dem Inventar lümmelte ich mich im Stuhl und warf dem Galgen Buchstaben entgegen, die ihn lediglich dazu veranlassten, das arme Galgenmännchen fortzubauen. Nach ein paar Runden nahm ich mir vor, etwas Sinnvolleres zu tun.
Ein paar Meter weiter fanden sich drei überdimensionale Displays mit Navigationsknöpfen. Ich rezzde (Rezzen ist der Second-Life-Fachausdrück dafür, ein neues Objekt in die Landschaft zu setzen) mir zum Sitzen einen Würfel aufs Parkett und begann, zu lesen: Wie managed man intelligent sein Second-Life-Inventar? Wie erzeugt und formt und manipuliert man die dreidimensionalen Körper, aus denen sich die ganze Second-Life-Welt zusammensetzt? Wie gibt man ihnen markante Oberflächen, Texturen?
Das ist schon abstrus, dass man sich in eine 3d-Welt begibt, um Text-und-2d-Bild-Tutorials durchzuscrollen. Zumal neue Seiten zuweilen recht lange brauchten, eh sie von Kalifornien in meinem Client ankamen. Dafür kann man so quasi ‘vor Ort’ auch gleich die in den Tutorials durchgesprochenen Handlungen durchführen. (Von anderer Stelle wurde mir jetzt angetragen, fürs Second-Life-Modelling-Einsteigen sei eher das Tutorial in The Ivory Tower Library zu empfehlen, das sei weitaus praxisorientierter ausgerichtet.)
Nun hatte ich Lust, meine (so halbwegs) neuerworbenen Fähigkeiten einmal auszuprobieren …
In der nächsten Folge besucht Yog Hilbert einen jener mind-boggling Orte, die sich Sandboxen nennen, und baut dort einen unheiligen Tempel. Danach wird die These widerlegt, laut der das Geld nicht von dem Bäumen falle.
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