Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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11.04 Uhr: Web 2.0 vs. the water cooler: How web 2.0 has changed the way we communicate at work / JP Rangaswami
Herr Rangaswami redet medientheoretisch/-geschichtlich von Veränderungen in der Arbeits-/Unternehmenskultur, hin zu einer “very much William Gibson type future”, d.h. eine weniger zeitlich als räumlich/kulturell ungleich verteilten Zukunft (die er, wie das bei Angehörigen seiner Predigerkaste üblich ist, auch schon im Verhalten seines Nachwuchses zu erforschen sinnt, was aufzeigt, dass er sie vielleicht nicht einfach zeitlich, aber zumindest schon generationell verteilt denkt). Er holt dabei, wie man an den Fotos sehen kann, zumindest ansatzweise kulturgeschichtlich sehr weit aus. Als Grundpfeiler nennt er Informationssuche, Kommunikation und Informationsaufbewahrung und geht dann für letzteres in einem Satz schonmal von der Höhlenmalerei über die ersten Bibliotheken bis zu digitaler Dateiverwaltung mit Metadaten.
Darüber wickelt er arbeitskulturelle Veränderungen im Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bzw. den Informations- und Kommunikations-Strukturen, die Unternehmen traditionell vorgeben, und ihrem Verhältnis zum Treiben der neuen Geistesarbeitergenerationen, die zwischen Google und Wikipedia und dem Web 2.0 aufgewachsen sind. Die neue Generation ist “pre-trained not to think as stupdily as prior generations” und erfordert höhere technische und informationsprozessuale Selbstbestimmtheit. Sie haben höhere Ansprüche an Mobilität und Kommunikationsflexibilität. So individualisiert sich etwa das Arbeitswerkzeug, gab’s früher noch am festen Bürotisch den standardisierten “company pen”, erwartet der heutige Arbeitgeber, seinen eigenen selbstzusammengestellten und software-mäßig selbst bestückten Laptop mobil nutzen zu können.
Die Strukturen von Informations-Autorität und Expertise verändern sich. Die Auszeichnungen einer zwanzigjährigen Universitätsausbildung im Fachbereich Soundso werden wertlos. Gefragt ist nicht mehr die einzelne Expertenautorität sondern die Intelligenz spontaner Community-Wolken, die sich zu jeder Gelegenheit selbst zusammenfinden. Die neue Generation weiß selbst am Besten, wie sie sich zu einer Frage oder Aufgabe intellektuell zusammenrauft/organisiert. Die traditionellen Wissens- und Lösungsfindungsorganisationen der Unternehmen sind ihnen dafür zu starr, die hochstrukturalisierten-ritualistischen Aufwände, die betrieben werden, um ein Minimum an Information zu extrahieren, stehen quer zur Geistes-Effizienz der Google-Generation, die intuitiv selbst für jeden Ansatz die angemessene Kommunikationsmethode neu austariert.
In der Vergangenheit waren Intelligenzabläufe, Suchverzeichnislogiken usw. in Bibliotheken wie in Unternehmen streng deterministisch strukturiert, heute sind sie probabilistisch flexibel. Funktioniert alles am Besten wenn jeder für sich selbst filtern und raussuchen kann was er verarbeitet, der fünfhundertseitige Reporthaufen, der einem früher jeden Morgen auf den Tisch geknallt wurde und dann ungelesen im Papierkorb verschwand (um Platz für den nächsten zu schaffen) vs. das selbstbestimmte RSS-Abonnieren, Wechsel von Push zu Ad-Hoc-Pull. Selber filtern und priorisieren lassen statt künstlich vorzuschreiben.
Einen medienpraktischen Tip gibt er noch, zur Unsitte des E-Mail-Ausdruckens oder auch das überpapierten “papierlosen” Büros überhaupt: Man nehme den Leuten einfach die Aufbewahrungs- und Wegwerfgelegenheiten für Unmengen von Papier weg, their filing capacity und ihre Papierkörbe, dann erledige sich das ganz von selbst, spätestens dann, wenn sie ihre Papierhäufe mit nach hause nehmen und dort merken, wie nervig das ist, so viel Papier rumliegen zu haben. Dann wird es irgendwann einfacher für sie, das Zeugs einfach am Bildschirm zu lesen.
Oh, und auch noch interessant: Er schlägt vor, Datenbesitz nicht über Besitz durch Individuen oder Institutionen zu regeln, sondern über Beziehungen zwischen solchen Agenten.
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