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Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.

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Futuristische Projekte, die erste: ein Buch-ähnliches Dingens

Das Blog hier hat in den letzten Wochen eine gewisse Stille durchzogen. Das hat nichts mit einem erschlafften Interesse meinerseits am Futurismus zu tun, ganz im Gegenteil. Ich versuche nur gerade, dieses Interesse in neue Strukturen zu lenken. Eine davon ist zum Beispiel das folgende Projekt:

So ein Blog ist ja schön und gut, aber inzwischen glaube ich, dass es auch anderer Ausdrucksweisen bedarf, um die Welt da draußen mit den Ideen zu verschalten und vertraut zu machen, mit denen sich sowas wie futur:plom beschäftigt. Ich denke dabei an etwas Buch-Ähnliches. Es muss kein gebundener Haufen toten Holzes in einer Buchhandlung am Ende rauskommen, aber doch ein Text mit einem Anfang und einem Ende, in klarer Sprache (nicht wie dieser hastig niedergeratterte Bandwurmsatz hier), der in gebotener Breite, aber ohne vorheriges Erfordernis des Eingebundenseins des Lesers in avantgardistische Diskurse und kulturelle Modi, einen Überblick, eine Orientierung über gegenwärtige futuristische Trends und Modelle gibt, die, so meine Überzeugung, die nächsten Jahre durch die Welt brausen werden und auf die die Leser vorzubereiten sozusagen moralische Verantwortung genannt werden mag.

Dieser Text soll eingeteilt sein in Kapitel, die die markantesten Entwicklungslinien, Konzepte und Vorhaben aufzeigen und zu erklären versuchen. Er soll -- allein schon der Lektüreform wegen -- in sich geschlossen und aus einem Guss sein, also weniger Hypertext als mehr Erklärung, und also kein Wiki, sondern meine eigene Feder als einziger Tonfall. Aber jede Seite soll in ihren Behauptungen und Darlegungen kritisierbar sein, in Form von Leser-Kommentaren o.ä., wie bei einem Blogeintrag. In Gänze oder in einzelnen Abschnitten sollen in regelmäßig aktualisierte Versionen gegenwärtige Entwicklungen oder auch Korrekturen aus den Kommentaren einfließen. Und am Ende soll ein Dokument (im jeweils letzten Stand) stehen, auf das zur Lektüre und/oder zum Ausdrucken in Gänze oder auf dessen Einzelkapitel ich jederzeit verweisen kann, wenn ich von X oder Y rede. Eine kleine futuristische Landkarte, meinetwegen, oder auch eine Grundlage für kommende Generationen, sich über die Futurismen des frühen 21. Jahrhunderts lustig zu machen. Irgendwas muss man den künftigen Retrofuturisten ja zum Futtern geben :-) Ich bin mit mir noch etwas uneins über die konkrete technische Form, aber auf jeden Fall sollen die Inhalte frei zugänglich im Web liegen. Wahrscheinlich werde ich der Faulheit wegen einfach Textpattern und eine neue plomlompom-Subdomain dafür nehmen.

Um mal einen Eindruck zu geben -- hier ein paar Absätze, mit denen ungefähr ich ein Kapitel einleiten möchte, das sich mit den Phänomenen beschäftigen soll, die von vielen Futuristen gemeint werden, wenn sie diesen unsäglichen Schwabbelbegriff "Technologische Singularität" in die Runde werfen ...

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Machen wir einen kleinen Spaziergang durch die Geschichte der intellektuellen Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine.

Bereits gegen Ende der Altsteinzeit finden sich Tierknochen mit mengenmäßig gruppierten Einritzungen [1], die auf Verwendung als Zählhilfe oder Zahlenspeicher hindeuten. Liegen diese Theorien richtig, können wir bereits hier einen bemerkenswerten Schritt in der Geschichte menschlicher Intelligenz ansetzen: Sie weitet sich über das evolutionär gewachsene biologische Nervensystem auf äußeres Gerät aus, das sie sich selbst gestaltet hat, auf dass es für sie Information verwalte und verarbeite.
        Springen wir zwanzig bis dreißig Jahrtausende vorwärts in dieser Entwicklung: Im dritten Jahrtausend v.d.Z. haben sich bei den Sumerern aus dem knochenritzenden Zählen bereits die Keilschrift und vermutlich auch schon eine frühe Form des Rechenbretts (auch bekannt als "Abakus") entwickelt. Schrift erlaubt das Speichern, Bearbeiten und Verbreiten von sprachlich gefassten Informationen und Denkprozessen unabhängig vom einzelnen menschlichen Ursprungsnervensystem. Das Rechenbrett dagegen erlaubt die Auslagerung von Rechenvorgängen aus dem Gehirn -- Denkaufträge werden auf eine Weise formuliert, die sie für äußere Mechanik lösbar macht.
        Diese Möglichkeiten werden über die nächsten paar Jahrtausende verfeinert und erweitert: Sprache, Schrift und denkende Notation entwickeln sich fort entlang ihrer informationstechnischen Nutzbarkeit. Geometrie und Mathematik münden in Maschinen für astronomische Berechnungen wie dem "Astrolabium" oder dem "Mechanismus von Antikythera". Zahlensysteme konkurrieren miteinander in ihrer rechnerischen Eignung; so setzt sich in Europa die indo-arabische Notation gegen die römische durch. Antike Philosophie und mittelalterliche Scholastik bemühen sich, menschliche Gedankengänge in formelhaft durchschreitbare Systeme wie den "Syllogismus" zu übersetzen. Drucktechnik schließlich befördert den Schrift-Datenträger "Buch" zum allgegenwärtigen, normierten Langzeit- und Arbeitsspeicher von Wissen und Kultur. Die Schnittstelle des Gehirns zu diesem Datenspeicher, die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben, wird sich anschließend binnen weniger Jahrhunderte von nahezu Null auf beinahe die gesamte erwachsene Weltbevölkerung ausweiten.
        Aber springen wir erst einmal ins Europa des 17. Jahrhunderts: Entwicklungen in der mathematischen Form, die "Neperschen Rechenstäbchen" und der "Rechenschieber" haben diverse mathematische Rechenoperationen unter beliebig großen Zahlen zur einfachsten Mechanik reduziert. Dementsprechend häufen sich Entwürfe für Maschinen, die Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division automatisieren sollen. Doch hier, beim Verrechnen von Zahlen, hört das Versprechen der Maschinenlösbarkeit noch längst nicht auf: Projekte logisch strukturierender Universalsprachen haben Hochkonjunktur unter Geistesgrößen jener Zeit wie René Descartes, John Wilkins oder Gottfried Wilhelm Leibniz. Jeder mögliche Gegenstand des Denkens soll ihren Plänen nach irgendwann ins Automatisiert-Ausrechenbare formalisiert werden können.
        Springen wir nun vor ins Europa des 19. Jahrhunderts:
        Einfache mechanische Rechenmaschinen für die vier Grundrechenarten gehen unter Bezeichnungen wie "Arithmometer" oder "Comptometer" in Massenproduktion und -anwendung. Der Engländer Charles Babbage erfindet dieweil eine "Difference Engine", die bereits komplizierte Polynomfunktionen berechnen kann. Außerdem entwirft er eine (nicht seinerzeit verwirklichte) "Analytical Engine". Sie soll nicht bloß Einzelberechnungen durchführen, sondern ganze rechnerische Programme durcharbeiten: beliebig lange Verkettungen von Anweisungen zum mathematischen Rechnen genauso wie zum Hin- und Herspringen in diesen Anweisungsketten selbst, abhängig von den Zuständen einzelner Speicher in der Maschine, die im Verlauf des Rechenprogramms beschrieben und manipuliert werden.
        Kommunizieren soll der Mensch seinen mathematischen Denk-Auftrag an diesen programmierbaren Computer in Form hintereinander gebundener "Lochkarten". Zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch sind diese Lochkarten nur maschinenlesbare Textilmuster für Webstühle. Im Jahr 1890 werden sie bereits als elektromagnetisch lesbarer Datenträger in der US-amerikanischen Volkszählung angewandt: Stanz-, Sortier-, Misch-, "Tabellier-Maschinen" übernehmen große Teile der Erhebungs- und Sortierarbeit. So können endlich statistische Auswertungen bewältigt werden, an denen die vorherige 1880er Volkszählung ob schierer Datenmenge kläglich scheiterte. Maschinelle Datenverarbeitung macht neue Größenordnungen von Informationsmassen intellektuell bearbeitbar und öffnet so die Tür für neue Arten der Analyse der Welt.
        Unterdessen gelingt es Mathematikern und Philosophen wie George Boole und Gottlob Frege, eines der Hauptverfahren menschlicher Vernunft, die Logik, in rechnerische Form zu übersetzen. Logische Argumente lassen sich nun rein formelhaft durch schriftliche Notation anstatt durch das Gehirn bearbeiten, genauso wie zuvor die Mathematik. Der naheliegende nächste Schritt, das Verbauen dieses logischen Kalküls in Rechenmaschinen, kündigt sich bereits in Geräten wie William Stanley Jevons' "Logischem Piano" an. Dieses liest Anfangsannahmen in Form von Wahrheitswert-Kombinationen als mechanische Schaltungen ein, aus denen sich Schlussfolgerungen in Form weiterer Wahrheitswert-Schaltungen durch das logisch ordnende Getriebe der Maschine erzeugen lassen.

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[1] Siehe Wikipedia zum "Ishango Bone" und "Lebombo Bone".

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Das so mal als erster Entwurf für zwei drei Seiten. Ich muss aufpassen, in der Darstellung der Entwicklungslinie nicht zu sehr in eine Entwicklungsgeschichte des digitalen Computers abzudriften, das ist zu verführerisch, aber eben nur ein sehr bedeutsamer Teil der Entwicklung intellektueller Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine, die ich darstellen möchte ...

Friday August 15, 2008

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Kommentare

  1. mspro / 15. August 2008, 15:39 Uhr

    Sehr schön. Auch die Idee mit dem generischen Buchdings.

    Zu Deiner letzten Anmerkung. Ja. Du fokussierst Dich sehr auf die Entwicklung der Rechenmaschinen. Diese hatten zu den jeweiligen Zeiten aber nur eine sehr geringe Bedeutung. Erst seitdem der “echte” Computer einen tatsächlichen Siegeszug feiert, wurde diesen Gerätschaften rückblickend ein historischer Wert zugesprochen. Mehr als historisch ist er aber auch nicht.

    Vor allem analytischen Sprachen wie die von Frege haben nur einen rein akademisch/philosophischen Impact gehabt und wurden kaum irgendwo sinnvoll angewendet.

    Alle anderen medientechnischen Neuerungen sind da m.E. viel interessanter. Die Sprache an sich, die Erfindung der Schrift, Payrus, Gutemberg, Schreibmaschine, Telefon, Lineotype, Grammophon, Karteikarten etc. waren tatsächliche Stationen im outsourcen von “Geist”.

    Und wenn du schon auf Mathematik bestehst, dann ist hier vor allem deren Notation viel wichtiger als die ganzen Stöcker und Steine und Zahnräder zusammen. Der Übergang zu den arabischen Ziffern in der Renaissance zusammen mit der nicht zu unterschätzenden Erfindung der Null, die Einführung der Algebra. Das alles hat die Mathematik tatsächlich revolutioniert und den Weg für neue Möglichkeiten überhaupt erst aufgezeigt.

  2. mspro / 15. August 2008, 16:18 Uhr

    Ach so, ein bisschen Literatur:
    Fiedrich Kittler: Grammophon Film Typewriter
    Sybille Krämer: Berechenbare Vernunft
    Robert Kaplan: die Erfindung der Null

    bei Bedarf gerne mehr ;)

  3. Benni Bärmann / 16. August 2008, 09:37 Uhr

    Vielleicht könnte opentheory.org eine technische Form für Dein Projekt bereitstellen?

  4. Christian / 18. August 2008, 13:46 Uhr

    Benni Bärmann: Nette Anregung, aber ich plane das schon mehr als Text, der unter meiner vollen eigenen Kontrolle (wenn auch kommentierbar und ein bisschen transparent) entsteht …

    Hab da grade was gebastelt …

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