Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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(“The Singularity is Near” von Ray Kurzweil lesen)
Chapter Seven: Ich bin ein Singularitarian
Chapter Eight: The Deeply Intertwined Promise and Peril of GNR
Chapter Nine: Response to Critics
In den letzten drei Kapiteln trägt Kurzweil keine neuen Visionen mehr vor. Viel mehr versucht er, den in den vergangenen dreieinhalb hundert Seiten ziemlich ambitioniert aufgetürmten futuristischen Berg gegen feindliche Winde abzusichern. Er klopft ihn auf moralische, philosophische und wissenschaftliche Angriffspunkte ab und stellt in ebenden Kategorien einige Verteidigungswälle auf. Zum Beispiel:
Man könne den schaurigeren Potentialen neuer Technologie nicht durch politische Beschränkungen und Verbote aus dem Weg gehen. So triebe man die Entwicklung nur in den gefährlichen Untergrund, wo an den fieseren Potentialen gerne entwickelt wird, ohne dass im verbotsreichen Obergrund an wirksamen Gegenmitteln geforscht werden dürfte. Eine wirksame Kontrolle des technischen Fortschritts würde eine weltumfassende, makellos effektive totalitäre Diktatur erfordern, die weder als wünschenswert noch als realistisch umsetzbar bezeichnet werden kann. Der freie Markt wird es schon regeln; selbst zugunsten der Kluft zwischen Arm und Reich in der Verfügbarkeit neuer Technologie übrigens. Mit Beschleunigung ihrer Entwicklung werden sich nämlich unterm Wirtschaftsdruck auch schneller billige Varianten, die vielleicht nicht das absolute Optimum des technischen Potentials ausdrücken aber dennoch vergleichsweise Supertuffiges können, allgemein verbreiten.
Kurzweil zeigt jedem Biologismus / Kohlenstoffismus, der behauptet, die Maschinenprozesse eines biologischen Gehirns ließen sich nicht auch synthetisch nachbauen, den Finger. Insbesondre versohlt er dem Philosophen John Searle den Hintern dafür, dass dieser in seinem Argument vom Chinesischen Zimmer (wider die Fähigkeit nicht-biologischer Computer zu menschengleicher Intelligenz) ein technisch fehlerhaftes Verständnis vom Computerbegriff, emergenter Intelligenz und den Musterverarbeitungsschwierigkeiten sprachlicher Übersetzung offenbare. Searles Argument zielt auch ein bissel auf den Komplex Bewusstsein ab, zu dem, das muss Kurzweil eingestehen, er selber noch einige offene Fragen hat: Wie etwa steht’s mit der Bewusstseinskontinuität beim Mind Upload?
Kurzweil versucht auch, aus sich selbst heraus die Singularität ethisch stark zu machen. So mag sie etwa die Freiheit von der Geißel Tod bringen, und es ist natürlich Auftrag jedes aufrechten Transhumanisten, immer mal wieder daran zu erinnern, dass das Dahinscheiden von Menschen eine ziemlich unerfreuliche Angelegenheit ist, die eigentlich nur mangels Alternativen duldbar, deren Bekämpfung im Angesicht von Alternativen aber moralischer Imperativ ist. Aber würden wir nicht den Charakter des Menschseins verlieren in der Singularität, im Verlassen des Biologischen? Nein, denn die Technologie der Singularität ist Menschenerzeugnis und Träger des menschlichen Geistes und damit Mensch. Und schließlich, um alle religiösen Geister miteinzuspannen: Was, wenn nicht die spirituelle, das heißt: geistige, intelligente, Erfüllung der Materie des gesamten Universums in Endkonsequenz der Singularität, könnte die religiös befriedigendste Erfahrung sein?
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