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Futuristische Eile und Weile

Parallel-Lektüre der Vorworte zu K. Eric Drexlers Nanotech-Bibel Engines of Creation: The Coming Era of Nanotechnology und Aubrey de Greys (zusammen mit Michael Rae verfasste) Immortalismus-Bibel Ending Aging: The Rejuvenation Breakthroughs That Could Reverse Human Aging in Our Lifetime.

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Das Vorwort zum Drexler ist von 1986 und stammt nicht von Drexler selbst, sondern von Dr. Marvin Minsky. Minsky überfliegt die größten Science-Fiction-Schriftsteller der vorhergegangen hundert Jahre und begründet sehr toll, warum zukunftstechnologische Vorhersagen nicht allzu weit (ungefähr fünfzig Jahre) allzu exakt in die Zukunft reichen mögen:

Simply because if one could see ahead that clearly, one could probably accomplish those things in much less time—given the will to do so.

Machbarkeit ist die Devise. Eine Vorhersage steht auf wackeligen Füßen, wenn sie ihre Bedingungen nicht plausibel in bereits Gegebenes reinprojizieren kann. Kann sie das aber, warum dann nicht gleich an die Arbeit machen? Ach, das geht so einfach nicht? Warum nicht? Dann steht die Vorhersage eben offenkundig auf wackeligen Füßen! Einzige Ausrede, die noch akzeptiert wird: der mangelnde Wille. Das Vorwort hätte prima zu Zubrins Marseroberungs-Buch gepasst. Zubrin bemüht sich darin auch redlich, die Marseroberung als mit jetzt schon gegebener Technologie und jetzt schon realisierbarem Materialaufwand möglich auszumalen — wenn doch nur der politische Wille da wäre. Minsky nun pusht die Frage des Willens nicht ganz so sehr. Er begnügt sich mit einem Lob der Versprechungen, der Potentiale, die Drexler aufzeigt, der Zukunft, die da kommen mag “should we persist in making new technologies.” Eine Bedingung, deren Erfüllung anzuzweifeln wenig Grund besteht.

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Minskys Vorwort zu Drexler wirkt so recht entspannt, wenn man es Aubrey de Greys Vorwort für sein Buch aus dem Jahr 2007 entgegen stellt. Schon allein die Widmung!

To the tens of millinos whose indefinite escape from aging depends on our actions today.

Das ganze Gewicht einer Eiligkeits-Moral der Life-Extension-Bewegung schlägt sich bereits in der ersten Seite nieder. Das Buch wird offen als Rekrutierungswerk eingeleitet. Die Heilung der Krankheit ‘menschliches Altern’ mag biotechnologisch zwangsläufig kommen. Aber jeder Monat, um den sich ihr Eintritt vorverlegen lässt, bedeute, dass sie Millionen mehr Menschen erreicht, die sonst an Alter zugrunde gehen würden. Und deshalb solle dieses Werk möglichst wirkungsvoll ein öffentliches Bewusstsein für die Möglichkeit der Heilung menschlichen Alterns schaffen, das möglichst rasch mehr Mittel und Forscherkarrieren auf eben dieses Ziel lenkt. In der Frage der Erscheinungsterminierung sieht de Grey dabei eine interessante Zwickmühle: Natürlich wäre es wünschenswert, ein solches Buch so früh als möglich herauszubringen. Andererseits bedeute jedes Jahr, das sein Erscheinen auf sich warten ließe, inzwischen rasante neue Fortschritte in der Biotechnologie, die das argumentative Fundament eines solchen Werkes — das Argument, quasi Minskys oberes, der Machbarkeit — stärken würden. Nun also ist der Zeitpunkt gekommen, sich zu beeilen, denn die Zukunft ist nahe genug.

Aber eigentlich braucht man ja nur die Untertitel der Bücher nebeneinander halten. Der eine spricht von “Coming”, der andere von “In Our Lifetime”.

Saturday March 8, 2008

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