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(“The Singularity is Near” von Ray Kurzweil lesen)
Kurzweils Modell einer Geschichte der Natur ähnelt
dem von Richard Dawkins: Geschichte der Natur als Geschichte informationssystematischer Entwicklung, informationssystematischer Evolution. Die Information als Grundeinheit des Universums, die informationsverarbeitende Intelligenz als das, worauf
unser Universum (es mag auch andere geben, Kurzweil erlaubt sich beim Eingehen aufs anthropische Prinzip einige kosmologische Abschweifungen, Multiversen blabla) zustrebt.
Epochen der Natur sind Epochen verschiedener Arten der Speicherung und Verarbeitung von Information:
- Die Chemie ist das Speichern und Verabeiten von Information in molekularen Strukturen. Die informationellen Schalteinheiten des Moleküls sind die Atome.
- Die Super-Strukturierung von Molekülen schafft das nächsthöhere Informationssystem Biologie, die nächsthöhere Informationsmaschine DNA. Bis hier findet Informationsverarbeitung nur auf Basis der “natürlichen Auslese” statt, ein langsamer Informationsverarbeitungsprozess, bei dem die Welt noch ihr eigenes Modell ist (Vernor Vinge), sozusagen nur über das konkrete Selbstexperiment neue Informationen generieren kann.
- Hieraus entwickelt sich die nächsthöhere Informationsmaschine, das Gehirn. Das Gehirn kann Informationen virtuell speichern, Muster erkennen, abstrahieren, Modellbildungen der Welt vornehmen, “What-ifs” (Vinge) durchspielen. Aus diesen Fähigkeiten entwickelt das Gehirn …
- … die Technologie. Die Technologie kann Informationen speichern und verarbeiten unabhängig von den biologischen Begrenzungen der Informationsmaschine Gehirn, aber in produktiver Symbiose mit ihr. Das menschliche Gehirn ist gut in manchem (Mustererkennung, Lernfähigkeit, Szenarienbildung), was die technologische Maschine zu Anfang noch nicht so dufte kann, aber beide verschmelzen schließlich (demnächst) miteinander zu einer …
- … sich auf alle Materie ausbreitenden Intelligenzwolke. Alles wird in die große Intelligenzmaschine integriert. Die große Intelligenzmaschine, in der Mensch und Technologie aufgegangen sind, macht jedes Teilchen in Reichweite zum intellektuellen Schaltkreis und erweitert seine Reichweite über das Universum mit der Maximalgeschwindigkeit der Information, nach derzeitigem Kenntnisstand der Lichtgeschwindigkeit. Das Universum erwacht und wird intelligent, das Universum wird ein großes Gehirn.
Noch drei Randflashs:
- Das mit der Harrypotterisierung der Welt wird konkreter. Kurzweil führt sogenannte “Foglets” ein, winzige Nano-Roboter, die beliebig kommandierbare intelligente Materiewolken bilden, sich bei Bedarf auf einen Fingerschnipps vom Tisch zur Klobürste oder von Wein in Wasser oder vom MacBook Pro in ein Skateboard verwandeln mögen. Abrakadabra, dagegen sieht der 3d-Drucker aber alt aus.
- Auch konkretet Kurzweil mit Jahreszahlen herum. Den menschlichen Geist, wie er vom biologischen Gehirn implementiert wird, vollständig mit Computer-Hardware und -Software nachzubauen, datiert er aufs Ende der 2020er. Da wir, sobald der Computer den menschlichen Geist implementieren kann, quasi die Tür zur Singularität aufgestoßen haben (spätestens da sind alle biologischen Grenzen der Intelligenz überwunden), hätten wir dann die Singularität locker schon ein Jahrzehnt bevor nach den derzeitigen NASA-Plänen ein Mensch seinen Fuß auf den Mars setzen soll. Wettlauf der Utopien, wer nimmt Wetten an?
- Kurzweil sucht Beruhigung über Begriffspolitik: Die Singularität sei nicht das Ende des Menschen, bedeutet sie doch nur die Fortführung einer Symbiose der im biologischen Gehirn ihren Ursprung habenden menschlichen Grundintelligenz mit der Intelligenz der hieraus sich herleitenden Technologie, die wir schon jetzt leben und die eigentlich das ist, was den Menschen ausmacht. Die Singularität wird’s einfach nur auf die nächsthöhere Stufe treiben, die Unabhängigkeit des solcherart sich ergebenden Geistes von den Grenzen der Biologie.
Monday February 4, 2008
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Kommentare
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Gut, gut. – Foglets sind übrigens ein uraltes Konzept von Josh Storr Hall aus Anfang der 90iger. Das ist, wie so vieles, wenn es erstmal vom Kurzweil´schen Verdauungsapparat assimiliert wurde, nur irgendwo im Kleingedruckten zu erkennen. Auch “Geschichte der Natur als Geschichte informationssystematischer Entwicklung” ist keine Kurzweilsche kreative Leistung, ich sach nur Tom Stonier oder das ganze Gebiet der physikalischen Informationstheorie (oder andersrum). An so kleinen Details kann man das Programm der ver-Kurzweilung der ganzen Thematik erkennen. Kurzweils law of accelerating returns? Pah. Genadij ca 1940? Teilhard de Chardin? Scientometrie? De Solla Price? Nada.
Ein bisschen muss ich da mit meinem gegenwärtigen Lektüre-Eindruck schon widersprechen — das ist schon alles ein ziemliches Zitaten-Gewitter, und so Einiges wird zwar erst in den Fußnoten attributed, dort aber recht ausführlich und kommentiert.
Aber klaro, man muss natürlich nach außen hin aufpassen (und man ermahne mich, sollte mir das beim einem re:publica-Vortrag passieren ;) ), nicht Singularity mit Kurzweil zu übersetzen. Mein Haupteinflusstext war ja soweit auch eher der Vernor-Vinge-Vortrag.
Ich werd in Bahlin nicht dabei sein. Aber wenn Rat oder Hilfe nötig: 24/7 erreichbar. Hab ja doch schon ne Handvoll Singularitätsvorträge hinter mir. Und übrigens überlebt ;-)