Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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20.30 Uhr: All Tomorrow’s Condensation / A steampunk puppet extravaganza by monochrom and friends
Bevor es los geht, eignet sich Digital-Analog-Künstler Aram Bartholl den Saal fuer seine Chat-Konstruktion/-Performance an: Umherlaufen mit umgeschnallter Tastatur und überdimensionalen Sprechblasenschirmen über dem eigenen Kopf. Der Aufwärmer.
Es wird empfohlen, sich zum vollen Genuss des folgenden Puppentheaters vor die Bühne zu setzen, und so halbgefüllt, wie der Saal gerade ist, würde ich das sogar in Erwägung ziehen, wenn ich nicht auf einen Saalseitenplatz mit Stromaufladung für mein n800 angewiesen wäre.
Dann geht es los und ich bin erstmal underwhelmed. Puppentheater wurde versprochen, aber das sind ja gar keine Puppen, das sind nur (eigentlich sehr hübsch) bezeichnete und in sich unbewegliche Pappausschnitte, die in der Puppenbühne hin und her bewegt werden. Aber mit der Zeit stimme ich mich drauf ein und stelle fest, dass das kreative Team so ziemlich alles aus der Form rausholt, das möglich ist, in der Durchmessung des nur pseudo-zweidimensionalen Raums mit drehbaren Pappfigurenplatten, Stäbegewusel und einer gekonnten Hörspieltonspur. Und das Tolle ist doch eigentlich, dass man dieses antike Mikro-Medienspiel hier zur Bezirzung des Tausend-Nerds-Saales auf dem hypertechnisierten Chaos Communication Congress nutzt.
Auch der Inhalt stimmt sich so langsam auf meine Trigger-Sensibilitäten ein. Es ist ein pop-, diskurs- und business-verwurstelndes Steampunk-Puppenspiel-Musical und politische Parabel über … irgendwas, die alle notwendigen Buzzwords abgreift. Der “Steam-2.0-Entrepreneur”, der “Slashdampf” und “2 Girls, 1 Tea” auf die Welt losgelassen hat, die Prostituierte mit Selbstdefinition als “biological service provider”, die zerberstende “steamdot bubble”, Cthulhu genannt “Goatse” mit eigenem Goatse-Lied (jaaaa!), pogo oi oi pogo und der apolitische Konsument, Emanzipationsideologiekritik, der Teutone “Da stürzen ja die Neubauten ein!” Und das Enden mit dem steamzeitaltererschütternden Gesang “This is the dawning of the age of Petrolia” gefolgt vom Quoting des Lovecraftschen “Call of Cthulhu”-Anfangsparagraphen mündet in einem über alle Maßen begeisterten mitklatschenden Saal, der Zugaben fordert.
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