Futuristische und utopische Notizen von Christian Heller a.k.a. plomlompom.
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(Bloggen vom Chaos Communication Congress)
16.00 Uhr: Getting Things Done / Der Antiverpeil Talk
“Anti-Verpeiler” Stephan Schmieder stellt das Selbstmanagement-System GTD vor. Ich werde jetzt nicht das ganze System detailliert niederbloggen, kenne das ja alles schon zur Genüge und verweise einfach aus Faulheit und Geldgier auf diesen Affiliate-Link zum David-Allen-Buch. Mich interessieren mehr die Metaphern, die Schmieder verwendet, die Tools, die er vorstellen wird und die Diskussion, die sich entspannen mag.
Schmieder definiert Verpeilen als “wenn man was nicht hinbekommt obwohl man eigentlich dazu in der Lage wäre”. Und GTD lehre dann “wie ihr mit dem Verpeilen aufhören könnt, indem ihr euer Leben skriptet.” Er beschreibt, warum das Gehirn selbst ungeeignet sei, Aufgaben und Vorhaben effektiv von sich aus zu organisieren, wie es sie viele verschwenderische Cycles unverarbeitet, ungeklärt, unterdefiniert vom Schlafen abhaltend umherwälze (wie die zwanzig im Hintergrund laufenden Programme, die den Rechner, hier: das Bewusstsein, blockieren), wenn es gerade nichts bringt, und dann dort, wo es nützlich wäre, sich nicht aktionskontextorientiert an sie erinnere.
Also: “Outsource your brain”, an Papier (alles aufschreiben und dann ist es weg aus dem Bewusstsein, der Prozessor frei), an Computer-Programme. Mit der Aufgabenorganisationsmethodik von GTD und mit Tools wie ThinkingRock (das das gesamte GTD-System fuer Mac, Linux und Windows implementiert), Freemind (“free mind”, das Gehirn mit seinen Ideen in ein MindMapping-Programm entleeren) und einem Papiersystem wie PocketMod. “Das ist zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, aber … macht Laune!” Dann kann man seine bereits ausdefinierten Aufgaben je nach geistiger oder körplicher Kraft notfalls auf Autopilot “im Zombie-Modus” verrichten, z.B. gerade nach dem Aufstehen.
Zur Auslagerung der eigenen Ideen, Vorhaben und Verpflichtungen braucht es natürlich ein “trusted system”, “Wenn die Datei weg wäre, wüsste ich nicht mehr, was ich morgen machen sollte.” Man mache regelmäßige Backups, “so verlier ich maximal einen Tag, das geht.” Einwurf, habe er nicht Angst, dass der Staat sein System in die Finger kriege? Er antwortet: Wissen die das nicht alles eh schon? Sollen sie doch seine To-Do-Liste erfahren, Hauptsache, er kennt sie auch selbst.
Wie lange brauche er für das Befriedigen des Systems pro Tag, pro Woche? Er widme ihm jeden Abend zwanzig Minuten und zusätzlich am Ende der Woche eine halbe Stunde.
Einer findet, das System helfe ihm nicht, seinen “inneren Schweinehund” zur Erledigung unangenehmer Aufgaben zu überwinden, er prokrastiniere sie trotzdem raus, gebe es dagegen Strategien? Schmieder antwortet: Sachen, die man nicht machen will, die kickt oder delegiert man. Das System zwingt einen weniger dazu, etwas zu tun, das man nicht tun will, als dass es einem klarer macht, was aus der eigenen To-Do-Liste an unangenehmen Aufgaben rauszukicken ist. EIn Einwurf aus dem Publikum bestätigt mit der Erfahrung, man gewinne mit dem System eher neue persönliche Freiheit. Aber: Man setze zugleich die übrigen Menschen damit stärker mit sich aus dem System ergebenden Anforderungen an sie unter Druck. Ist das System kompatibel mit der Restmenschheit?
Das System ist nicht dazu da, dass du die Zeit effizient nutzst, sondern dass du weißt, dass du die Zeit effizient nutzst. Schmieder hält seine Präsentation als scheinbares Erfolgsergebnis aus einer unerhörten, einschüchternden Ruhe, einem In-sich-Ruhen heraus, das einem Stein gleicht. Stress- und Arbeitsanforderungsfragen schultert er mit der lakonischen Schnoddrigkeit dessen ab, der nicht einsieht, warum er etwas machen soll, das er nicht zielführend findet. Das Nicht-GTD-affine Publikum kann sich oftmals nur zu ungläubig-irritiertem Kichern über seine Tipps überwinden.
Einer fragt ihn: Bist du glücklich? Er antwortet mit der Gegenfrage: Why not?
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