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24c3 #2: brillante Deviante schrauben am Welttoleranzgrad

(Bloggen vom Chaos Communication Congress)

11.35 Uhr: Brilliant Deviants and the Liberalization of Society

Rose White möchte ein bisschen Soziologie betreiben über die Frage “How People Like Us Make People Like Them Accept Us”. “Them” meint eine Gesellschaft, die Anpassung fordert und Andersartigkeit traditionellerweise eher nicht so schätzt, “Us” meint die Geeks, als die “brilliant deviants”, die White eben nicht nur über Schlauheit und hohen IQ, sondern auch hohe Ansprüche an Weirdness, Andersartigkeit, Nonkonformität definiert wissen will.

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“We are undeniably weird”, attestiert White, während sie Fetischobjekte ihrer Jugend an die Wand wirft, den obligatorischen TRS-80, den obligatorischen Douglas-Adams-Band …

These

Entsprach man früher diesen Attributen, war man in Konfrontation mit der Gesellschaft am Arsch. Man denke an den alten Umgang der Gesellschaft mit ihren andersartigen Genies, das Ausstoßen und Bestrafen von Oscar Wilde und Alan Turing für ihre Homosexualitaet beispielsweise. Auch der Geek war ursprünglich ein aufgrund seiner Devianz in gesellschaftlichen Räumen wie dem Schullalltag von seinem Umfeld Ausgegrenzter und Misshandelter, der mit seinen Interessen und Verhaltensweisen gar nicht anders leben konnte denn als Einzelgänger.

Heute dagegen ist er gerade aufgrund seines Geek-Seins eine heiß umworbene Arbeitskraft und kann es sich sozial in einer breiten Subkultur gemütlich machen, die dem hemmungslosen Ausleben seiner Eigenarten nicht nur Futter gibt, sondern sie auch in Gemeinschaft mit vielen anderen ähnlich gelagerten Individuen ermöglicht. Die Gesellschaft muss heute den Geek in seiner “Geekery” akzeptieren und sich ihm und seiner Devianz öffnen, um von seinem ihr notwendigen Talent zu profitieren.

Der Geek-Geist aber setzt voraus und fordert ein: eine gegenüber den Zwängen der Gesellschaft hochsubversive beständige Spielfreude, die Verweigerung, “erwachsen” nach den Kategorien des Systems zu werden, höchste Intoleranz gegenüber Langeweile und Konformitätsdruck, eine antiautoritäre Einstellung, die mit institutionellen Normen und Zwängen wenig anzufangen weiß. Eine Gesellschaft, die diesen Anforderungen begegnen will, um ihrer geistigen Avantgarde zum eigenen Vorteil Entfaltungsspielraum zu geben, muss sich in Verhärtungen der Intoleranz und des Anpassungsdrucks aufweichen.

Der Vormarsch des Geeks in die Gesellschaft macht diese Gesellschaft zu einer offeneren, liberaleren, das ist Whites These. Und: Der kulturelle Raum, der mit dem Internet geschaffen wurde, trägt inzwischen den Geek-Geist sogar in andere Bereiche weiter, die selber gar nicht in ihm oder als deviant aufwuchsen. Die Paradigmen der “Geekery” machen die Welt “a little weirder” und damit toleranter.

Forschungsfragen

Eine Reihe soziologischer Forschungsfragen wirft sie für diese These auf.

Was ist mit den geektypischen “Krankheiten” wie Asperger’s Syndrome, Obsessive Compulsive Disorder, Oppositional Defiant Disorder, Attention Deficit Disorder, liegt in ihnen nicht viel mehr als ein zu kurierender Schaden ein gesuchtes Talent begraben, etwa das gehörige Maß an Obsession, das für manche Aufgaben unumgänglich ist, oder der hyper focus für Sache y, der als Kehrseite mit der Aufmerksamkeitsschwäche für Sache x einhergeht?

Wie entwickelt sich ein Geek in seiner Jugend, wie gelangt er zu einem Interesse für klassische Geekthemen, SciFi, Mathematik, Informatik, Robotik etcetera? Und was passiert mit dem Geek, wenn er vom Einzelgängertum des Ausgegrenzten in eine Gemeinschaft solcher eintritt, die ihm ähnlich sind?

Wie sind die verschiedenen Geek-Arbeitskulturen beschaffen, vom “ultra-geeky” Großunternehmen wie Google oder IBM bis zum kleinen Start-Up, dem Engagement bei einem Non-Profit-Unternehmen oder einer akademischen Karriere? Wo sind hier die Gemeinsamkeiten, Unterschiede? Was unterscheidet die Abgänger identischer Studiengänge mit unterschiedlichen Arbeitswegen, der eine, der anzugtragender Banker wird, der andere, der nerdiger Programmierer wird?

Woher kommt die Breite, und was hat sie vielleicht inhärent gemein, der absonderlichen anderen Subkulturen, in die Geeks traditionell reinschlittern, vom SciFi-Fandom über BDSM bis zum Paganismus?

Derlei möchte sie erforschen, in Abgrenzung zum ‘klassischen’ soziologischen Interesse für die Geek-Kultur, die sich auf das Funktionieren der Open-Source-Kollaborationskultur oder dergleichen konzentriere. Sie möchte die Geek-Kultur als eine soziale Kultur analysieren und sucht hier Mitstreiter und Input.

Q&A

Einige interessante Punkte werden im anschließenden Gespräch mit dem Publikum aufgeworfen:

Ist der Geek inzwischen fester, akzeptierter, integrierter Bestandteil jeder sozialen Gruppe geworden? Der “geek to go to”, den man habe, an dem man technische Detailfragen richten könne, auch in der eigenen noch so mainstreamigen Freundesclique …

Gender: Erfüllen weibliche Geeks eine besondere Vermittlungsfunktion zwischen männlichen Geeks und dem Rest der Welt? Schließlich wachsen sie unter bestimmten Erwartungen an ihre soziale Funktion auf, die sie irgendwie immer noch sozialtauglicher gegenüber der Welt der Normalen zu machen scheinen als den männlichen Geek. (Rose White warnt davor, den Mangel dieser Sozialtauglichkeit als Mangel an Sozialität an sich zu deuten: Der Geek sei nicht notwendigerweise weniger sozial als der Normalbürger, er sei es nur auf eine andere Weise.)

Man solle sich der eigenen sozialen Relevanz als Geek bewusst werden, mit mehr Selbstbewusstsein über das Angewiesensein der Gesellschaft auf einen voran schreiten, “maybe just switch off the internet now and then”, um sie daran zu erinnern, schlägt einer vor.

Gehen aus unterschiedlichen Kulturen mit unterschiedlichen Konformitätsdrucken unterschiedliche Ausprägungen von Geek-Kultur hervor, zwischen den USA, Europa und Asien?

Geeks sind nicht per definitionem körperlich unsportlich, sie hegen aber ein Misstrauen gegenüber den Sportarten, die traditionellerweise in der Schule eingeübt werden, da sie oft autoritär-konformistischen Strukturen unterliegen; individualistische Sportarten, in denen die eigene körperliche Ausbildung selbstkontrolliert vorangetrieben werden kann, seien dagegen durchaus beliebt unter Geeks.

Thursday December 27, 2007

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Kommentare

  1. Philip / 27. December 2007, 23:52 Uhr

    schade, dass sie hauptsächlich die fragen im gepäck hatte und eher keine antworten.

  2. Christian / 28. December 2007, 02:26 Uhr

    Japp. Das war mehr ein Ködern nach Material als eine Präsentation von selbigem. Hat mich auch ein wenig enttäuscht. Aber zumindest einige der Fragen sind so uninteressant nicht. Vielleicht kann sie ja in zwei drei Jahren auf dem Congress etwas mehr, als Ergebnis, präsentieren ;-)

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