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Neo-Intimität, Neuformierung des Sozialen, "Freundschaft"?

Hier also wie verprochen noch ein kleiner Bewusstseinsfluss zu neuen Formen des Sozialen …

Neo-Intimität und die Neuformierung des Sozialen

Natürlich ist es längst nicht mehr zeitgemäß, im Internet eine eingleisige Abstraktion von zwischenmenschlichem Austausch in Text zu sehen, wie der Artikel vom New Scientist, den ich neulich zitierte, das tut. Wir skypen in Bild und Ton. Wir begegnen uns in Second Life in dreidimensionalen, räumlichen Anordnungen, denen nur das taktile Element noch fehlt, soweit es nicht bereits synästhetisch durch Bild und Ton simuliert werden kann; aber auch das taktile Element rückt näher.

Das Internet öffnet der Nähe zwischen Menschen neue Gelegenheiten und Räume, anstatt sie abzuschaffen.

Das Anbahnen von Kontakten wird einfacher und ungefährlicher; das neue Social Networking bietet tausend Gelegenheiten, mit Menschen in Kontakt zu treten, die vorher nicht da waren; Teenager verlagern die Erledigung ihres Beziehungshaushalts in Instant Messanger und vermeiden so Gefahren für Leib und Seele, die aus direkter Gesicht-zu-Gesicht-Konfrontation entstehen könnten; In-Kontakt-Treten lässt sich unverfänglicher gestalten und multipliziert sich daher.

Zugleich wird Intimität befreit von traditionellen physischen Grenzen; ich erlebe in “ambient intimacy” live die Alltagsseufzer meiner Twitter-Kontakte von Indien bis nach Amerika und habe in Berlin via Mogulus (Webvideocam+Chat) live am Sauf-Exzess eines Bekannten in Hamburg Anteil. Wir lassen Leute Anteil an unserer Intimität haben, die hunderte Kilometer entfernt sind. Wir schaffen uns neue Intimitätsräume, die ganz anders strukturiert sind als die Intimitätsräume der alten Neuzeit, unverfänglicher, offener und zugleich viel, viel weiter reichend. Muss da der Begriff Privatsphäre nicht zwangsläufig eine Revolution erleben?

Leben wir in “Freundschaft”?

Diesen neuen Intimitätsräumen wird Instabilität nachgesagt. Facebook wird zusammenbrechen, meint Science-Fiction-Autor Cory Doctorow, weil es soziale Sphären zusammenbringt, die miteinander inkompatibel sind: die Suffpartner und die Arbeitskollegen, die Schüler und die Lehrer, die Geliebten und die bloßen ‘Bekannten’. Sie alle wollen auf Facebook in den Kreis meiner “Friends” aufgenommen werden und verlangen so nach einer Artikulation meiner Beziehung zu ihnen, die ich nicht allen gleichermaßen ernstmeinend geben kann. Wenn ich es tue, verwässere ich meine Sozialhygiene, wenn ich es nicht tue, kommt es einer Kriegserklärung gleich — ein psychologischer Stress, den unser Sozialleben sich ja wohl nicht auf Dauer antun wird wollen?

Vielleicht ist der Begriff “Friend” hier einfach fehl am Platze. Einige der Menschen, die ich in einem Social Network in meiner Freundesliste haben, sind enge Freunde, einige sind freundschaftliche Bekanntschaften, ein oder zwei sind — oh Schreck! — vielleicht sogar Menschen, mit denen ich noch nie in einer direkten Konversation ein Wort gewechselt habe, die mich nur aufgrund einer Verwandtschaft in Lieblingsmusik, Hobbies, beruflichem Tätigkeitsfeld oder persönlichem Umfeld geaddet haben, weil ich sie weshalb auch immer interessiere. All das unter den gleichen Freundschaftsbegriff zu stellen, wäre fraglos verfehlt. Wäre es überhaupt notwendig?

Die Kategorie “Freundschaft” ist vielleicht zu eingleisig für Social Networks. Ein “doing away with the word “friend”, and allowing users to build their own taxonomy” schlägt Craig Ambrose als Antwort auf Cory Doctorow vor. Das wäre ein Ansatz: Das Social Networking feiner der Realität anpassen.

Vielleicht richtet sich die Realität aber auch immer mehr in den Pfad aus, den auch das Social Networking begeht? Der Londoner Lloyd Davis diagnostiziert das Einhergehen einer Informalisierung des Professionellen mit einer Formalisierung des Persönlichen. Die Förmlichkeit im Start-Up-Unternehmen mag abwärts schießen genauso wie der Drang, die eigene persönliche Welt in formale Strukturen zu gießen, unaufhaltsam empor steigt.

Tatsächlich kennt der eine oder andere vielleicht die perverse Lust, Selbstdefinition über Formularkästchen und Auswahlboxen auf Social-Networking- oder auch einfach nur Selbsttest-Seiten der Art “Welcher Charakter aus [Star Trek/Harry Potter/der Geschichte totalitärer Herrscher des 20. Jahrhunderts] bist du”? zu betreiben. Ähnlich mag es sich mit der Selbstdefinition über die künstlerische Ausgestaltung des eigenen sozialen Umfelds verhalten.

Monday December 3, 2007

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