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Eine neue Begriffspolitik für "Intelligent Design"

Wendet sich der Begriff des “Intelligent Design” frankensteinisch gegen seine religiösen Schöpfer, wenn der Mensch selbst als intelligenter Designer die Evolution abschafft?

Das alte “Intelligent Design”

“Intelligent Design” ist ursprünglich der Begriff, mit dem eine in ihrem Glauben besonders eifrige christliche Bewegung in den USA die Akzeptanz der Evolutionstheorie zurück zu drängen versucht. Ihr Argument: Das biologische Leben der Gegenwart ist in seinen Ausformungen zu wohlgeformt, um nur durch durch Jahrmilliarden der Anpassung und Auslese entstanden zu sein. Eine lenkende Intelligenz muss zumindest hilfreiche Anstuppser in eine vorherbestimmte Zielrichtung gegeben haben, damit sich ein so komplexes System wie das Auge entwickeln konnte; denn eine in sich so gelungene und geschlossene Anordnung könne durch Zufall, Trial and Error einfach nicht entstehen.

Dieses “Intelligent Design” ist auf den ersten Blick eine etwas aufgeklärtere Variante des Kreationismus: Gut, Gott hat die Welt nicht mehr unbedingt mit einem Fingerschnipps so hingestellt, wie wir sie heute kennen. Wir gestehen ein, dass sie vielleicht aus einem Urschleim erwachsen ist, vom Einzeller über das Meeresgetier bis zum Menschen. Aber dieses Erwachsen muss dann unter Anleitung einer lenkenden Intelligenz geschehen sein.

“Intelligent Design” ist vor allem geschickte Begriffs- und Diskurspolitik. Man akzeptiert oberflächlich die säkularisierte Verwissenschaftlichung der Diskurse. Man weiß, man kommt um sie nicht herum, wenn man Politik machen möchte. Man weiß, dass man mit Berufung auf Bibelsprüche keine Gesetze mehr machen kann, sondern nur noch mit Berufung auf Sätze, Studien und Positionen im Mantel institutionalisierter Wissenschaft und ihrer diskursiven Formen, mit akademischen Graden, fachwissenschaftlichen Termini, Statistiken und Studien im Auftrag von Körperschaften, die sich Universität nennen. Also legt man dem eigenen Programm all diese Kleider an.

Man greift dabei vielleicht hier und da auf ein paar Markenfälschungen zurück, verwendet Begriffe anders als in ihren Fakultäten üblich, pocht auf die Autorität des eigenen Doktortitels, obwohl er nichts mit dem Thema zu tun hat, über das man gerade schreibt. Derlei Missbrauch und unrechtmäßige Aneignung ihrer Güter erzürnt die akademischen Gemeinden, die es fachlich betrifft. Aber sie sind nicht das Ziel der Überzeugungsversuche; das Ziel ist die restliche Öffentlichkeit. Und die gibt viel auf die Autoritäten von Doktortitel, akademischem Mantel und wissenschaftlichem Klang und wenig auf Detailfragen wie die, was wissenschaftsphilosophisch denn eine Theorie ausmache, wie sich Evolution genau definiere oder was Falsifizierbarkeit bedeuten mag.

Ein neues “Intelligent Design”

Allerdings ist “Intelligent Design” weder falsch noch richtig, wenn man es auf den bloßen Begriff für ein Verfahren in Abgrenzung zu einem anderen Verfahren reduziert. “Intelligent Design” steht für Entwicklung, die von einer Intelligenz zielgemäß geleitet wird; in Abgrenzung zu Entwicklung, die sich aus Chaos über ‘natürliche’ Auslese und Anpassung vollzieht und die wir der Einfachheit halber einfach mal “Evolution” nennen wollen.

Nun kommen wir in der Gegenwart an einen Punkt, wo wir mit den Mitteln moderner Technologie das Medium der irdischen biologischen Evolution, das Gen, nicht nur auslesen, sondern auch schreiben. Direkt greifen wir in den Prozess der Evolution ein. Indirekt taten wir es auch schon früher: Züchtung der guten und Ausrottung der schlechten Organismen. Mit konkreten Zielen vor Augen. Die intelligente Lenkung der Evolution: Vollzogen wird sie von uns.

Und es gibt schon Einige, die das Kind beim Namen “Intelligent Design” nennen. Es kommt mir so vor, als häufe es sich in letzter Zeit. Mit einem Anklang von Ironie, natürlich, wie in dieser Überschrift in der Süddeutschen Zeitung (via dem Genfood-Blog). Oder bereits mit offener Häme gegenüber den religiösen Assoziationen des ‘klassischen’ “Intelligent-Design”-Komplexes, wie hier in einer Kommentar-Diskussion bei Slashdot.

Man könnte diese umgekehrte Verwendung als Witz belassen, aber in ihr steckt ein philosophisch ziemlich machtvoller Funken. Der an “Intelligent Design” glaubende Christ mag den Evolutionismus nicht, weil dieser seinen Gott nicht braucht. Der transhumanistische Gentechnologe, der “Intelligent Design” auf die eigene Flagge schreibt, ist aber noch schlimmer, weil er Gott nicht bloß leugnet, sondern sogar sagt: Wir werden selber Gott. Was ist die größere Blasphemie?

Wird das Mem des lebensschaffenden Gottes sich am Ende in ein transhumanistisches Ideal transformieren? Eine aktivere Begriffspolitik um “Intelligent Design” seitens der Gentechnologen würde jedenfalls den aufgeklärteren Kreationismus diskurspolitisch in ziemlich viele ziemlich unangenehme Zugzwänge treiben, bis es für ihn langfristig vielleicht sinnvoller wäre, den Begriff und das Konzept fallen zu lassen.

Schlagen wir die Religion mit ihrer eigenen Waffe: dem Gottglauben.

Thursday September 6, 2007

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