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23c3 Fahrplan

Nun ist er endlich “fertig” (Version 0.1), der Veranstaltungsplan für den 23. Chaos Communication Congress, der auch dieses Jahr wieder vom Chaos Computer Club organisiert und endlose Potentiale technischer Rumspielerei, Spannungsfelder zwischen Technik und Gesellschaft, Hirnficks und Verschwörungstheorien sowie die anthropologischen Untiefen der Computernerdkultur ausloten wird; all das vom 27.-30. Dezember im Berliner Congress Centrum (bcc) am Alexanderplatz. Hier ein paar durch schnelles Überfliegen herausgepickte Veranstaltungen, die auf den ersten Blick interessant klingen:

Eine ausgiebige Einführung zum Thema “Autonomous flying vehicles” bietet ein sogenannter “Steini” in “Drones” an, offenbar mitsamt realer Vorführung eben solcher, und eine “introduction to an homebrew approach” will er auch geben.

Fundamentaltheoretisch und detailpraktisch “Die Zitierfähigkeit von Wiki-Wissen” wollen Martin Haase und Rüdiger Weis in “Kollaboratives Wissensmanagement im Bildungsbereich” hinterfragen.

Oona Leganovic vergleicht in “Funkerspuk” die “radio politics in the USA and Germany in the first half of the 20th century” bzw. wie in beiden Ländern das Amateurfunkerwesen behandelt, gefördert oder kontrolliert wurde, als Grundsteinlegung für spätere Paradigmen im staatlichen Umgang mit neuen Kommunikationstechnologien.

Mit dem “Tracking von Personen in Videoszenen” bzw. “Wie trackt man automatisch sich bewegende Objekte?” und den hinterstehenden Techniken / Algorithmen möchte sich “pille” auseinandersetzen. Einen thematisch breiteren Bogen macht Volker Birg auf mit “Güter und Personen ‘tracken’ – Lokalisierung im Pizzamann-Universum – Technische Mittel und soziale Aspekte des ‘Tracking & Tracing’”

Ein gewiss ganz tolles Fass machen Oona Leganovic und Daniel Kulla (via dem ich überhaupt erst auf das jetzige endliche Erscheinen des Fahrplans gekommen bin) in “Chaos und Kritische Theorie – Adorno, Wilson und Diskordianismus” auf: “Zur Diskussion stellen sich die Möglichkeiten einer kritischen Bewaffnung des Chaos und eine Psychedelisierung der Kritischen Theorie.” Eine Kultur- und Praxisgeschichte des Diskordianismus von seinen Wurzeln bis zu seiner Gegenwart möchte dagegen Autumn Tyr-Salvia mit “Culture Jamming & Discordianism” erzählen.

Henriette Fiebig interessiert sich mit Michel Foucault donaldistisch für “Überwachen und Strafen in Entenhausen”. Etwas allgemeiner möchte wohl Christine Ketzer in “Warum wir uns so gerne überwachen lassen” “Erhellendes aus Philosophie und Soziologie zur Klärung des Phänomens steigender Kontrolle und Überwachung” liefern. Ein paar praktische Experimente im öffentlichen Raum haben dann noch Adrian Dabrowski und Martin Slunksy durchgeführt und stellen sie vor: “Überwachungsdruck – einige Experimente”. Ganz konkret indes möchte Manfred Fink von “Gäste-Überwachung in Hotels durch staatliche und private Schnüffler” berichten.

Die Verschwörungstheoretiker werden gewiss ihren Spaß an “Kritik an den Illuminaten zwischen 1787 und 2006 – Der Stand der Auseinandersetzung zwischen Discordiern und Illuminaten” von Andy Müller-Maguhn haben.

lawblog-Celebrity Udo Vetter berichtet ein wenig aus seinem Erfahrungsschatz: “Sie haben das Recht zu schweigen – Durchsuchung, Beschlagnahme, Vernehmung – Strategien für den Umgang mit Polizei und Staatsanwalt”. Ein “soeren” indes behandelt “Juristische Fragen um die Mitbenutzung fremder WLANs” über “Zivilrechtliche und strafrechtliche Haftung”.

Das klingt auch noch spannend: Werner Pieper weiß “To live outside the law you gotta be honest”, vor allem “As a dealer of illegal substances in the late 60s, early 70s”, aber auch als Verleger von Hackerbibeln will das bei ihm funktioniert haben.

Void the warranty!” empfiehlt ein gewisser “Hunz” und möchte eine Einführung darin geben, wie man alle möglichen digitalen Geräte um einen rum auseinanderbauen und reverse-engineeren kann, um sie dann evtl. umzubasteln, in ihrem Funktionsumfang zu erweitern, vergessene PINs rückzuergattern o.ä: “How to start analyzing blackboxes”.

In “Geschichte der Automaten, Androiden und Homunculi” möchte Henriette Fiebig von Maschinen- und Automatenwesen in Antike und Mittelalter erzählen sowie einen kleinen Abschweifer in die Alchemie machen.

Die Wahlcomputer-Anti-Fans dürften bei “Hacking the Electoral Law” und “We don’t trust voting computers – The story of the dutch campaign against black-box voting to date” satt werden.

Tina Lorenz sieht in “Pornography and Technology” eine sich gegenseitig befruchtende “love affair”.

“Sonja” stellt in “Trust Your Eyes” “Grundlagen der Visualisierung und wie man mit Visualisierungen „faken“ kann” vor.

In “Nerds und Geeks zwischen Stereotyp und Subkultur” will Mareike Glöß “Eine kulturanthropologische Untersuchung” vorstellen, wer allerdings selber empirische Feldstudien betreiben will, sollte sich das sicher wie jedes Jahr äußerst unterhaltsame “Hacker Jeopardy” geben.

Kritik an einigen Tendenzen der Open-Source-Kultur scheint Tonnerre Lombard in “The Rise and Fall of Open Source” üben zu wollen, im für einen Utopisten-Futuristen sehr anheimelnd klingenden Format einer “possible future retrospective [...] built from a simple continuation of current trends”. In “The gift of sharing” möchte Gregers Petersen einen kritischen Vergleich zwischen “primitive hunter-gatherer societies and the everyday life-world of FOSS” (FOSS=Free Open-Source Software) ziehen, mit der These “FOSS practice is based on social sharing and not on processes of exchange” und “This will entail a negation of the paradigm of economic logic and instead pull a quest for valuable relationships to the forefront of the FOSS sociality”, okay…

In “Go – Das Spiel für die Menschen” möchte Christoph Gerlach nicht nur kurz das Brettspiel Go vorstellen, sondern vor allem auf seine angeblich computerberechnungsinkompatible Komplexität eingehen, die von guten menschlichen Go-Spielern interessanterweise durch eine spezifische Art des intuitiven “Fühlens” gemeistert werde, der er zusammen mit der Go-Unfähigkeit von Computern auf den Grund gehen möchte.

Paul Böhm erzählt offenbar in “Hackerspaces” von gemeinschaftlichen Hackerräumen / Hackerlabs, ihren Entstehungsmöglichkeiten, Organisationsproblemen, etc.pp. Das zur Hacker-Organisation im Kleinen. Der Hacker-Organisation im Großen widmet sich, bezogen auf die USA, “The Story of The Hacker Foundation”.

Thursday November 30, 2006

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Kommentare

  1. Scrupeda / 30. November 2006, 13:50 Uhr

    “als Grundsteinlegung für spätere Paradigmen im staatlichen Umgang mit neuen Kommunikationstechnologien”

    Mir scheint fast, ich hätte dich mein Proposal schreiben lassen sollen. So klingt das ja richtig griffig und relevant;-)

  2. toben / 05. December 2006, 14:25 Uhr

    wie, es gibt keinen lockpick -workshop?

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