Notiz 2012-11-12: Dies ist die in den Texten, wenn auch nicht ganz im HTML-Code originaltreue Rekonstruktion eines rasch eingeschlafenen Online-Buchprojekts aus dem Jahr 2008. Nur fürs Archiv.


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Der kleine Zukunftsführer

(Arbeitstitel eines digital entstehenden und digital kommentierbaren futuristischen Buchprojekts des Blogs futur:plom; Autor: plomlompom / Christian Heller)


Kapitel zur Evolution der stofflich-energetischen Produktion (Teil) (v.0.0.1)

Einleitung

Der Archipel "Neues Land" im Arktischen Meer, Ende Oktober: Ein einsames Flugzeug lässt aus zehn Kilometern Höhe ein Objekt fallen. Das Objekt ist zylindrischer Form, acht Meter lang, zwei Meter breit, und wiegt 27 Tonnen. Es wird von Fallschirmen getragen, die seinen Sturz leicht abbremsen. So braucht es immerhin drei Minuten, um die Hälfte der Abwurfhöhe hinter sich zu lassen. Gerade genug Zeit für das Flugzeug, sich fünfzig tausend Meter zu entfernen -- und so knapp seinem Piloten das Leben zu retten. Vier Kilometer Meter über dem Boden verwandelt sich das Objekt nämlich plötzlich in einen Feuerkugel von der Größe des Mount Everest: Mit achttausend Meter Durchmesser reicht sie knapp bis zum Boden hinab und zugleich beinahe bis zu ihrem ursprünglichen Abwurfpunkt hinauf. Die Erde bebt mit 5.25 auf der Richterskala; die Erdbebenwelle erreicht Messgeräte in Neuseeland, und zwar nicht nur einmal, sondern, durch mehrfache Umrundung des Planeten, dreimal. Noch 900 Kilometer entfernt, in Finnland, zerbrechen Fensterscheiben. Bis zu 700 Kilometer entfernt lässt sich die Schockwelle in der Luft sehen. Noch 270 Kilometer entfernt lässt sich die Hitze spüren. Eine Siedlung in 55 Kilometern Entfernung (etwa die Entfernung zwischen Hamburg und Lübeck) ist vollständig dem Erdboden gleich gemacht. Noch Hunderte Kilometer weiter zerlegt es Holzhäuser, reißt es Türen und Dächer fort. Die Pilzwolke reicht mit 64 Kilometern Höhe zwei Drittel der Entfernung bis zur gemeinhin akzeptierten Grenze zum Weltraum. Den Lichtblitz der Explosion sieht man von der Erde aus trotz wolkenverhangenem Himmel noch in 1000 Kilometer Entfernung -- also über einen Durchmesser hinweg, der ein Zwanzigstel der Äquatorlänge und demnach 18° Erdkrümmung abdeckt. Für Bruchteile einer Sekunde wurde ein Siebzigstel des Energieausstoßes der Sonne auf der Erdoberfläche losgelassen.[1]

Das war die Explosion einer zu Test-Zwecken auf die Hälfte ihrer eigentlichen Explosionsstärke (von 100 Mega(=Millionen)-Tonnen auf 50 Mega(=Millionen)-Tonnen TNT-Gegenwert) abgespeckten sowjetischen "Zar-Bombe" im Jahr 1961; einer Bombe von so gewaltiger Zerstörungskraft, dass sie selbst in einem Atomkrieg kaum taktisch sinnvoll einsetzbar gewesen wäre. (Zum Vergleich: die japanische Stadt Hiroshima wurde im Jahr 1945 bereits durch eine Bombe von bloß 0,013 Mega-Tonnen Explosionsstärke nahezu vollständig ausgelöscht.) Die Explosion der "Zar-Bombe" war einfach nur das: die Demonstration eines neuen Höchstwerts menschlicher Gewalt über Materie und Energie. Selbst die kühnsten Science-Fiction-Autoren hätten sich wenige Jahrzehnte zuvor ein solches Monstrum aus Menschenhand kaum vorzustellen gewagt.

[1] Siehe als Grundlage der Zahlen zur Explosion die Quellen des englischsprachigen Wikipedia-Artikels "Tsar Bomba", z.B. den "Cold War International History Project Bulletin", Ausgabe 4 vom Herbst 1994.


Fassung vom 2008-09-17 17:32:19 / 2008-09-17 17:44:46 · Permalink

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